Das Trio Aido hat die Zuhörer mit Theorben und Gesang bezaubert.
Venedig und Florenz vor mehr als 400 Jahren: Die Musik, die damals en vogue war, hat auch heute nichts von ihrem innovativen Reiz eingebüßt, wie das Konzert in der Blansinger Kirche zeigte. Das Trio Aido mit Kaho Inoue (Sopran), Talitha-Cumi Witmer und Simon Vander Plaetse (beide Theorbe und Laute) widmete sich der Gefühlswelt des beginnenden 17. Jahrhunderts, die sich in einer neuen Art der Musikgestaltung Bahn brach.
Claudio Monteverdi hatte damals erkannt, dass für die Darstellung von Emotionen die menschliche Stimme unerlässlich war, und auch die Instrumente diesen kantablen Duktus mit reichen Verzierungen imitieren konnten. Es geht in dieser Musik um die klassischen Menschheitsthemen Liebe, Schmerz, Lebenslust, Verzweiflung und Trauer, wie Simon Vander Plaetse in der Einführung erklärte.
Die Konstellation des warmen Saitenklangs, mit den wohligen Tiefen der Theorbe und dem kraftvoll-klaren, bruchlos bis in höchste Höhen reichenden vibratolosen Sopran von Kaho Inoue schuf ein wunderbares Tableau, auf dem sich die Mini-Dramen von Kapsperger, Castaldi, Caccini, Frescobaldi und anderen entfalten konnten.
Selbst wenn man die italienischen Texte nicht verstehen konnte, die Sopranistin gestaltete sie als kleines Schauspiel mit Seufzen und Weinen, neckischen Gesten, gehauchten Küssen, verführerischem Augenaufschlag und anderen mimischen Mitteln. Im Lied vom goldenen Schiff (Frescobaldi) brodelte die Angst vor den „tempesti“ mit Sturm und Unwetter, die den Steuermann beschwört, doch umzukehren. Didos Klage um den verschwundenen Aenaeas (Sigismond d’India) wurde zum geweinten Gesang, der den Selbstmord der karthagischen Prinzessin als unausweichlich erscheinen ließ. Hier agierten die Saiteninstrumente als mitfühlende Kommentatoren, bis alles in äußerstem Pianissomo verhauchte.
Ein besonderes Erlebnis war das instrumentale Duo von Theorbe und dem eine Oktave höher klingenden Theorbino, einem ganz seltenen Instrument, von dem es laut Simon Vander Plaetse nur zehn Stück weltweit gibt. Hier entfaltete der doppelte Saitenklang eine verschwenderische Fülle und eine lebhafte Interaktion der Stimmen, die durch virtuose Verzierungen durchaus an menschliche Affekte erinnerten.
Das Publikum war begeistert und entlockte dem Trio als Zugabe ein „bekanntes japanisches Lied“, dessen Refrain auf „lalala freudig“ mitgesungen wurde. Das ehrenamtlich engagierte Organisationsteam der Blansinger Konzerte hatte mit Wein und Gugelhupf nach dem Konzert wieder für einen angenehmen geselligen Rahmen gesorgt.