Es waren fünf Posaunenchöre, die das Programm der "Bläsernacht" in der Truchtelfinger Festhalle bestritten – aber eine große Chorfamilie. Die Zuhörer und Veranstalter gleichermaßen begeisterte.
Albstadt-Truchtelfingen - Sich gegenseitig Respekt zollen und einander aushelfen, wenn mal ein Musiker ausfällt, das ist selbstverständlich für die Angehörigen dieser Bläserfamilie. Das gute Einvernehmen und Zusammenwirken wurde gleich zu Beginn erkennbar, als nach dem Einspielen – vor Publikum – ein großer Gemeinschaftschor aus allen Ecken der Festhalle zugleich volltönend die mehrchörige "Sonata Nr. 8" von Giovanni Gabrieli, einem Komponisten der Hochrenaissance, intonierte – es dirigierte Nico Schneider. Darauf folgte eine Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs "Lieber Jesus, wir sind hier"; sie machte deutlich, welcher Auftrag die aus der evangelischen Kirchenmusik hervorgegangenen Posaunenchöre eint: "Gott loben, das ist unser Amt!".
Wobei das Repertoire sich nicht auf Renaissance und Barock beschränkt. Der Posaunenchor Ebingen/Bitz etwa spielte Werke von Jacob de Haan, einem der populärsten zeitgenössischen Komponisten von Blasmusik unserer Zeit. "Alleluja, I Heard a Voice" swingte mitreißend, "Morgenstern" von Albert Freys ist ein weiteres bekanntes Lied der modernen Lobpreisliteratur, und das Segenslied "Bleib beschützt" wurde eigens für den diesjährigen bayerischen Landesposaunentag in Nürnberg komponiert. Dass der stattfinden konnte, macht Hoffnung, dass es 2023 wieder einen württembergischen Landesposaunentag geben wird – er soll Ende Juni in Ulm stattfinden. Zuvor muss der von Bernd Hailfinger geleitete Posaunenchor Ebingen/Bitz allerdings erst noch ein paar andere Termine absolvieren, etwa das für den 22. Oktober vorgesehene Konzert in der Ebinger Thomaskirche.
Singen können sie auch
Hans-Martin Schühle dirigierte nicht nur seine Ostdorfer Blechbläser – manche Lieder peppte der Einsatz eines Schlagzeugs zusätzlich auf, und eine Strophe des Taizè-Liedes "Freuet euch im Herrn" wurde sogar gesungen. Überzeugend war auch hier die musikalische Bandbreite, die von Georg Friedrich Händel über das Gemeindelied "Die Gott lieben" bis hin zu einer besonders dynamischen Vertonung der Luther-Worte "Verleih uns Frieden gnädiglich" reicht. Stephan Leins, der gemeinsam mit Anja Schneider launig durch das Programm führte, bedankte sich bei den Ostdorfern – wie bei allen Chören – mit einem Albstädter Kirschwasser, in ihrem Fall allerdings mit schlechtem Gewissen, denn in dem großen Drei-Generationen-Ensemble spielen auch etliche Minderjährige mit. Die den Verzicht dank Pizza und Pommes in der Vorhalle allerdings problemlos verschmerzt haben dürften.
"O Happy Day" hält, was es verspricht
Ein Lied mag für sich sprechen, doch kann ein wenig Hintergrund nicht schaden. Thomas Kiesinger, der Dirigent des Posaunenchors Meßstetten, ging im Zusammenhang mit dem Titel "By Faith" auf das Leben im Glauben ein und macht auf den Vers aus dem Psalm 103 aufmerksam, der "So fern der Morgen ist vom Abend" zugrunde liegt. Der jazzig anmutende Gospel "Oh Happy Day" machte Zuhörern und Musikern sichtlich Spaß.
"Lob und Dank" war der gemeinsame thematische Nenner der Programmbeiträge des Posaunenchors TOP. Die Bläservereinigung aus Tailfingen, Onstmettingen und Pfeffingen spielte Händels "Dank sei dir Herr", das beliebte "Vergiss nicht zu danken" und ein fetziges Arrangement von "Lob, Anbetung, Ruhm und Ehre". Zum Mitsingen lud Chorleiter Gerhard Gonser bei der inoffiziellen Landeshymne Württembergs "Preisend mit viel schönen Reden!" ein.
Kann man es schöner sagen als ABBA?
Die Gastgeber aus Truchtelfingen zeigten zunächst einige Foto-Impressionen aus dem aktiven Chorleben, beispielsweise von geselligen Zusammenkünften im "Possestüble", von Ausflügen, Aktionen wie dem alljährlichen Einsammeln der ausgedienten Weihnachtsbäume – und natürlich vom gemeinsamen Musizieren und Proben. Das offensichtlich Früchte trägt: Die Truchtelfinger Interpretation der Ouvertüre von Händels Feuerwerksmusik war mitreißend. Der Choral "Nun danket alle Gott" wurde in gleich zwei Bearbeitungen vorgetragen. Jacob de Haan war abermals mit von der Partie, und zwar mit dem melodiösen "Song of Praise", und da das Korrelat des Lobpreises der Dank ist, erklang prompt der ABBA-Evergreen "Thank You For the Music!". Den Schlusspunkt eines gelungenen Abends setzte das Lied "Bleib bei mir, Herr!", in dem auch die Hoffnung auf eine Neuauflage der Bläsernacht ihren Ausdruck fand – vielleicht 2025 anlässlich des 100jähriges Bestehens des Truchtelfinger Posaunenchors?
Info
Die Geehrten
Im Rahmen der Bläsernacht hat Bezirksposaunenwart Jürgen Stengel mehrere langjährige Aktive des Posaunenchors Truchtelfingen geehrt. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden Claudia und Stephan Leins mit der goldenen Ehrennadel bedacht – in ihrem Fall hat der Chor eine Ehe gestiftet: "Bei uns geht die Liebe nicht durch den Magen, sondern durch den Posaunenchor", scherzte Stephan Leins, der genaugenommen seit 42 Jahren dabei ist – die Ehrung hatte sich coronabedingt verzögert. Kathrin Faust, Corinna Konzelmann und Matthias Schneider erhielten für 25 Jahre aktiven Bläserdienst die silberne Ehrennadel.