Wenn es um Rabattaktionen geht, mangelt es nicht an Superlativen. 30, 50 und sogar bis zu 90 Prozent verheißen die Werbeversprechen mit Blick auf den Schnäppchentag Black Friday. Foto: dpa

An Tagen wie Black Friday und Cyber Monday geben Menschen wohl wieder Milliarden aus.

Berlin/Stuttgart/Oberndorf - Der Countdown zur Schnäppchenjagd läuft. Auch hierzulande hat sich der aus den USA stammende Black Friday längst etabliert. Mittlerweile findet die Rabattschlacht nicht mehr nur im Internet statt: Immer mehr Einzelhändler machen mit.

Wenn es um Rabattaktionen geht, mangelt es nicht an Superlativen. 30, 50 und sogar bis zu 90 Prozent verheißen die Werbeversprechen mit Blick auf den Schnäppchentag Black Friday, der dieses Jahr auf den 29. November fällt. Egal, ob Händler wie Amazon, Otto, Media Markt, H&M oder beispielsweise Douglas – alle locken mit Sonderaktionen. Auf etlichen Internetseiten läuft gar der Countdown mit Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden, um ja nicht die Termine und Laufzeiten für das perfekte Angebot zu verpassen. Denn auf den Black Friday folgt der Cyber Monday (2. Dezember), ein weiterer Schnäppchentag, manche werben gar noch mit der "Cyber Week" oder der "Black Week" – also der Schnäppchenwoche, in der der Black Friday liegt.

Im Schnitt wollen Kunden pro Kopf mehr als 200 Euro ausgeben

"Black Friday und Cyber Monday werden hierzulande immer populärer", bestätigt ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE) auf Anfrage – nicht nur im Netz, sondern auch in den Geschäften, allen voran bei Elektronikmärkten und Textileinzelhändlern, die gezielt Aktionsware anböten. Die beiden Tage setzten einen wichtigen Impuls im Weihnachtsgeschäft für den gesamten Einzelhandel. "Viele Kunden ziehen ihre Weihnachtseinkäufe auf diese Tage vor, weil sie die Schnäppchen mitnehmen wollen", sagt der HDE-Sprecher. Der Werbeeffekt der Aktionen sei enorm. Im vergangenen Jahr setzten Händler an den beiden Tagen – online und stationär – rund 2,5 Mrd. Euro um. In diesem Jahr rechnet der Handelsverband mit 3,1 Mrd. Euro an den beiden Tagen, das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 22 Prozent.

Einer Studie der Shopping-Plattform- und -Gemeinschaft Mydealz zufolge wollen vier von zehn Verbrauchern dieses Jahr am Black Friday auf Schnäppchenjagd gehen. Im Schnitt wollen sie online und im klassischen Handel pro Kopf 222,20 Euro ausgeben. "Der Handel macht mit solchen Rabattaktionen in der Hochsaison auf sich aufmerksam, und es werden auch in größerem Umfang Impulskäufe getätigt", sagt Handelsexperte Thomas Roeb, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. "Viele Händler nutzen den Black Friday oder Cyber Monday auch zur Kundengewinnung", sagt er. Denn etliche potenzielle Käufer schauten, wo es gute Angebote gebe, und kauften dann dort, wo sie sonst nicht einkaufen würden. Der Winterschlussverkauf werde aber deshalb nicht zum Auslaufmodell, sagt Roeb. Denn dabei gehe es um Ware, die am Ende der Saison nicht abverkauft sei und deshalb günstiger angeboten werde.

Und wie sieht es vor Ort aus? "Das ist eine gute Idee und auch für uns eine Überlegung wert", sagt Thomas Aurich. Er ist Vorsitzender des Vereins Freudenstadt-Marketing mit rund 120 Mitgliedern. In der Stadt mit Deutschlands größtem Marktplatz und ausgeprägtem Einzelhandel gibt es zumindest in diesem Jahr noch keine konzertierte Aktion. Das Interesse an einem "Black Friday" soll jedoch im nächsten Jahr ausgelotet werden. Ist es vorhanden, will der Verein aktiv werden. Aus Aurichs Sicht macht dann ein gemeinsamer Auftritt Sinn. Als Ergänzung für eigene etablierte Veranstaltungen wie "lange Einkaufsnacht" und sonstige Schlussverkäufe könne er sich das jedoch gut vorstellen, betont Aurich.

Verbraucherschützer raten vor überstürzten Handlungen ab

In Rottweil sieht das schon anders aus: "Innerhalb des Gewerbe- und Handelsvereins Rottweil gibt es individuelle Aktionen, die den Black Friday auch stationär abbilden", berichtet dessen Vorsitzender Detlev Maier auf Anfrage. "Unsere Kunden reagieren in dieser Zeit preissensibel, und da können die Geschäfte vor Ort mit ihren Angeboten durchaus überzeugen. Doch im Gegensatz zu den großen Internetriesen setzen wir nicht nur auf preiswerte Schnäppchen, sondern zahlen auch brav unsere Steuern vor Ort und können teilweise auch ganz gut online mithalten", betont Maier. "Außerdem", berichtet der HGV-Vorsitzende weiter, "verknüpfen wir die diesjährige Aktion mit dem Projekt ›Sei Svenjas Held!‹. Das Schicksal der jungen Rottweilerin, die an Blutkrebs erkrankt ist, macht uns sehr betroffen". Zahlreiche Händler hätten spontan zugesagt, einen prozentualen Anteil des Umsatzes für die Deutsche Knochenmark Spenderdatei (DKMS) oder direkt für Svenja zu spenden, freut sich Maier. "So etwas ist nur möglich, wenn es weiterhin einen vielfältigen und engagierten Einzelhandel in den Städten gibt, wie das in Rottweil zum Glück noch in weiten Teilen der Fall ist", ist Maier überzeugt.

Dass Kunden bei der Rabattschlacht dieser Tage immer ein gutes Geschäft machen, ist nicht sicher. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warnt auch vor sogenannten Fake-Angeboten. Ein gängiger Trick: Der Sonderpreis wird nicht mit dem Marktpreis, sondern mit der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) verglichen – die verlangt in der Regel keiner. So werden aus vermeintlichen 50 Prozent dann echte 10 oder 20 Prozent Rabatt. Entscheidend sei, welchem Ausgangspreis der reduzierte Preis gegenübergestellt sei, sagt auch Handelsexperte Roeb.

Um nicht in die Rabattfalle zu tappen, sollten sich Verbraucher vorab ein Bild von den gängigen Preisen und Rabatten machen. Die höchsten Rabatte gibt es laut Mydealz-Analyse – berücksichtigt wurden knapp 64 000 Angebote der letzten fünf Jahre – beim Kauf von Apps und Software mit durchschnittlich 66,1 Prozent. Reisen folgten mit knapp 40 Prozent Rabatt auf Rang zwei, gefolgt von Lebensmitteln, Videospielen, Filmen und Möbeln.