Echt groovy – die Köpfe hinter den Spielen: der stellvertretende kreative Leiter Stefan "Schmitti" Schmitz (links), Geschäftsleiter und Firmenmitbegründer Adrian Goersch (Mitte) und Büroleiter Mischa Strecker vor der Dekowand im Eingangsbereich vom Studio. Im passenden 1960er-Jahre-Look sieht man hier Crypto, den außerirdischen Übeltäter, der in "Black Forest Studios" neuem Spiel "Destroy All Humans! 2 – Reprobed" die Erde und eine Weltverschwörung von KGB und Hippies tyrannisiert. Foto: Kapitel-Stietzel

Videospiele sind inzwischen weltweit die lukrativste Unterhaltungsbranche überhaupt – vor der Film- und Musikindustrie. "Black Forest Games" in Offenburg zeigt, dass auch der Ortenaukreis beim Erfolg vorne mit dabei ist.

Offenburg - Schon wenn man den Eingang des Entwicklungsstudios betritt, merkt man, dass "Black Forest Games" auf Kreativität und freie Entfaltung setzt: Neben vielen Topfpflanzen und Dekowänden, die die oft bei Großraumbüros übliche Tristesse aufbrechen, gibt es ein bequemes, stylishes Bistro mit Sofas, Barhockern und Spielautomaten. Sogar eine Kletterwand und ein Fitnessbereich sind vorhanden.

Büromanager Mischa Strecker merkt man die Freude am Job an, während er durch das Entwicklerstudio führt und dessen viele Eigenarten und Errungenschaften präsentiert. Früher war er in der Videospielpresse tätig, aber irgendwann wollte er richtig in der Branche dabei sein. "Ich bin das erste Gesicht, das die Mitarbeiter sehen." Er kümmert sich unter anderem um die Belange der Belegschaft und interne Veranstaltungen wie das gemeinsame Grillen auf der firmeneigenen Terrasse.

Von springenden Mädels zu Invasoren aus dem All

Gerade organisiert er mit anderen Mitarbeitern die im Juni anstehende Jubiläumsfeier – "Black Forest Games" wurde in seiner jetzigen Form vor zehn Jahren von ehemaligen Mitarbeitern des insolventen deutschen Entwicklungsstudios Spellbound gegründet. Bereits damals wurde Geschichte geschrieben: Sie schafften es als die ersten Deutschen, ein Videospiel durch Crowdfunding auf der bekannten Plattform Kickstarter zu finanzieren: "Giana Sisters – Twisted Dreams" war ein "Jump’n’Run"-Spiel wie Super Mario, nur mit mehr Frauenpower und einigen Neuerungen.

Seit 2012 folgte nicht nur ein weiteres "Giana Sisters", sondern auch – nicht unbedingt üblich in der Branche – Spiele aus völlig unterschiedlichen Genres: Zum Beispiel das Survival-Horror-Spiel "Fade to Silence", in dem man mit cleverer Planung in einer riesigen, apokalyptischen Spielwelt voller Alptraumkreaturen überleben muss.

Doch der große, internationale Durchbruch gelang vor zwei Jahren mit der Neuauflage eines damals 15 Jahre alten amerikanischen Kultspiels: "Seit ›Destroy all Humans‹ sind wir global bekannt geworden", erklärt Strecker. In der liebevoll modernisierten, schwarzhumorigen Homage an Science-Fiction-Filme der 1950er-Jahre, steuert man ein "Graues Männchen", das mit den üblichen Methoden versucht das Amerika der damaligen Zeit zu unterwerfen: mit der fliegenden Untertasse Kühe von Feldern klauen, mit Todesstrahlen Jahrmärkte tyrannisieren und am Ende leichtgläubige Patrioten davon überzeugen, dass in Wirklichkeit doch die Kommunisten dahinter stecken.

Im Studio herrscht reges Treiben, denn noch dieses Jahr wird "Destroy all Humans! 2" veröffentlicht. Die Entwickler überprüfen die fertigen Spielelemente, um dem Produkt den letzten Feinschliff zu geben. Aber Spaß und Kreativität bei der Arbeit muss sein: Kaum ein Schreibtisch ist nicht gut gefüllt mit Figürchen aus Filmen und Spielen. "Black Forest Games" kombiniere laut Strecker "die kreative Freiheit eines Indie-Studios mit der finanziellen Sicherheit eines Publishers." Die Belegschaft kommt aus aller Welt, 17 verschiedene Nationalitäten sind im Studio vertreten – entsprechend findet die Kommunikation auf Englisch statt.

Internationaler Erfolg – regionale Ausbildung

Aber das Offenburger Studio ist auch in der Region verwurzelt: Es gibt einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz für Schüler von Realschulen und Gymnasien aus dem Ortenau- und anderen Nachbarkreisen. Sie können hier ein einwöchiges Schülerpraktikum absolvieren und in diesem Zeitraum ihr erstes eigenes, kleines Spiel entwickeln – mit der selben Softwareplattform, die auch die Profis verwenden.

Der stellvertretende kreative Leiter Stefan "Schmitti" Schmitz ist seit 15 Jahren in der Branche: Er fing erst als Qualitätssicherungstester bei "Spellbound" an und arbeitete dann im Level- und später Spieldesign. Jetzt koordiniert er diese Bereiche im Studio: "Ich schaue, dass das Spiel aus einem Guss kommt." Wenn man in der Branche anfangen wolle, sei ein spezialisierte Ausbildung hilfreich: Entsprechende Studiengänge gibt es zum Beispiel an der Hochschule Furtwangen. Sein Tipp für Interessierte, die sich Fragen, ob sie den Einstieg wagen sollen: "Probier’s einfach."

Geschäftsführer Adrian Goersch, als Firmenmitbegründer ebenfalls seit Anfang an dabei, ist stolz auf den Erfolg des Studios: Mit inzwischen mehr als 100 Mitarbeitern – Tendenz steigend – ist man eins der 15 größten Unternehmen in der deutschen Videospielbranche. "Das Ziel ist es, mit Topqualität in die Top Zehn zu kommen."