Revierförster Wolfgang Bitzer erklärte, wie die Sprossenschützer funktionieren. Quelle: Unbekannt

Waldhaushalt: Bitzer Gemeinderäte schlucken dickes Minus und stimmen höherem Einschlag zu

Umwelteinflüsse und schlechte Holzpreise haben im Waldhaushalt 2020 der Gemeinde Bitz für ein deutlich schlechteres Ergebnis gesorgt als geplant. Abgeschlossen wird es mit einem Minus von 62 700 Euro. Doch nun geht es aufwärts.

Bitz. Mit einem Defizit über 24 700 Euro in ihrem Waldhaushalt hatten die Bitzer Gemeinderäte gerechnet – nun summiert es sich auf 62 700 Euro. Dieses für die Gemeindekasse nicht gerade erfreuliche Ergebnis gab Eugen Seyboldt, Leiter der Abteilung Forst bei der Albstädter Stadtkämmerei, in der Sitzung des Gemeinderates Bitz bekannt, die einem zweistündigen Waldbegang folgte.

Zusammen mit Forstdirektor Klaus Richert, Eugen Seyboldt, Revierförster Wolfgang Bitzer und der Forst-Praktikantin Maike Rojek waren Bürgermeister Hubert Schiele und das Gremium im Gebiet "Forsthaus" unterwegs, wo es schwerpunktmäßig um Klimaerwärmung ging.

Wie sollen die Bitzer in ihrem Wald damit umgehen? Nach den extrem trockenen Jahren 2017 bis 2020, "die wir bisher so nicht kannten", mit Hitze, Dürre, Sturm und Hochwasser " dürfte inzwischen allen bewusst sein, dass gehandelt werden muss", machte Richert deutlich. "Denn der Klimawandel ist bei uns angekommen." Die Folge: Die Waldhaushalte gingen buchstäblich in den Keller.

Revierförster Wolfgang Bitzer betonte, dass jedes Jahr etwas Neues bringe und den Forstleuten "leider niemand sagen" könne, welche Jungpflanzen man setzen sollte. Aus der Naturverjüngung und der Jungbestandspflege erhoffe man sich Ansätze, um festzustellen, welche Baumart sich auf welchem Grund durchsetze.

Wie vielfältig sich eine Naturverjüngung entwickelte, zeigte der Revierförster mit 20-jähriger Erfahrung anhand eines Waldbildes in einem rund 80-jährigen Fichtenbestand auf zwei Flächen, auf denen vor Jahren jeweils 250 Festmeter Fichten eingeschlagen worden waren. 1300 Festmeter seien es in diesem Bereich insgesamt seit 2014 gewesen, darunter fast 600 Festmeter zufällig, also geschädigt vom Borkenkäfer oder Umwelteinflüssen.

Die große Hoffnungsträgerin

Eugen Seyboldt rechnete vor, wie groß der Aufwand sei, wenn einzelne befallene Fichten aus einem Bestand entfernt werden müssen. "Der Ertrag für das Schadholz liegt deutlich unter den Kosten für den Aufwand."

Wie ein roter Faden zog sich die Douglasie durch den Waldbegang. Man versuche, sie "als große Hoffnungsträgerin", so Richert, mehr und mehr zu pflanzen.

Mit dem Z-Baum oder "Zukunftsbaum" befasste sich Praktikantin Maike Rojek. Sie informierte die Teilnehmer über die Merkmale des Baumes, der bis zu 500 Jahre alt werden kann und lange Vegetationszeiten bevorzugt.

Wie Douglasien vor Wildbiss geschützt werden können, zeigte Wolfgang Bitzer auf. Verwendet werden so genannte Sprossenschützer der Firma Stingel, hergestellt aus Eschenholz, das im Lauf der Jahre verwittert. Aus Richerts Sicht sind die Jäger im Zuge der Klimaerwärmung noch mehr gefordert als bisher.

Im Rathaus stellte Eugen Seyboldt den Vollzug des Forstwirtschaftsjahres 2020 vor, für das ein Holzeinschlag von insgesamt 3000 Festmetern – 1500 Festmeter Hauptnutzung und 1500 Festmeter Vornutzung – geplant war. Eingeschlagen wurden letztlich 3230 Festmeter. Die ordentlichen Erträge liegen bei 190 005 Euro, die Aufwendungen bei 252 690 Euro, was zu einem Minus von 62 685 Euro führte – zurückzuführen auf den hohen Anfall von Schadholz.

Da der Hiebsatz 2020 deutlich unter dem üblichen blieb, schlug Eugen Seyboldt vor, heuer den Einschlag durch einen zusätzlichen Hieb im Harthauser Tal auf 3600 Festmeter zu erhöhen, zumal die Holzpreise aktuell auf dem höchsten Niveau seit 30 Jahren seien. Für Fichte würden derzeit Preise bis zu 120 Euro je Festmeter bezahlt.

"Die Dynamik der Holzpreise ist gewaltig, darauf muss man reagieren", meinte Frank Hohnwald zustimmend. Der Gemeinderat gab mehrheitlich bei einer Gegenstimme seine Zustimmung. Der von Richert vorgestellte Waldhaushalt 2022 bekam bei einer Enthaltung die große Mehrheit des Gremiums.

Da sich die Preise auf hohem Niveau weiter halten werden, sollen im nächsten Jahr 5100 Festmeter eingeschlagen werden, davon 4725 Festmeter Nadelholz. Was dazu führen werde, so Seyboldt, dass unterm Strich ein positives Ergebnis mit 56 195 Euro zu erwarten sei.

Pflanzaktion am 30. Oktober

Zur Kenntnis genommen haben Verwaltung und Gemeinderat, dass der Brennholzpreis nach drei Jahren um einen Euro auf 60 Euro angepasst werde: "Ein verträglicher Preis nach diesem Zeitraum", meinte Bürgermeister Hubert Schiele und verwies auf die große Pflanzaktion in Bitz am Samstag 30. Oktober. Ziel sei es, 1000 schöne Bäume in großer Vielfalt zu pflanzen. "Wir wollen mit hoffentlich vielen freiwilligen Helfern ein Zeichen für unsere Waldflächen setzen und unseren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten."