Die Halle war voll: Mit großem Interesse verfolgten die Bitzer eine Informationsveranstaltung zum Thema Windkraftanlagen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Hunderte Bitzer kommen zu Info-Veranstaltung in Festhalle. Gesundheitsrisiko nicht abschätzbar.

Bitz - Die rot-grüne Landesregierung setzt auf einen Ausbau der Windkraft. Jetzt soll auch vor den Toren von Bitz eine Anlage mit sieben Windrädern gebaut werden. Über die Auswirkungen auf Mensch, Tier und Landschaft informierten sich die Bitzer.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Projekts formierte sich Widerstand in Bitz gegen Windkraftanlagen. Am 5. Januar wurde eine Bürgerinitiative (BI) gegründet mit dem Ziel, dieses Projekt unter allen Umständen zu verhindern. Sie führten Gespräche mit dem Bürgermeister, dem Landratsamt, mit dem Regierungspräsidium und gingen an die Presse.

Jetzt fand auf Initiative der BI eine Informationsveranstaltung in der Festhalle in Bitz statt. Das Thema brennt den Bitzern unter den Nägeln, die Festhalle war rappelvoll. Als Referenten waren zwei Windkraftexperten vor Ort: Hansjörg Jung, Leiter des Arbeitskreises Energie der Kreis-CDU Böblingen, und Ulrich Bielefeld, Landschaftsarchitekt aus Überlingen. Moderiert hat die Veranstaltung Mathias Beck von der Bürgerinitiative Bitz.

Ulrich Bielefeld stellte einen Kurzfilm aus dem ZDF an den Anfang seiner Ausführungen, der dokumentiert, dass zwei Drittel aller Windkraftanlagen unrentabel arbeiten. Seit 25 Jahren beschäftigt sich Bielefeld mit der Windkraft. Mit Google-Earth modelliert wurde auf der Leinwand das Ausmaß auf das Landschaftsbild in Bitz und der Umgebung erkennbar. Die Rechtslage für den Bau solcher Anlagen sei schwammig und werde in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt, sagte Bielefeld. Deutlich distanzierte er sich von der Aussage des Ministers Alexander Bonde: "Naturschutz ist vereinbar mit dem Ausbau der Windkraft."

Darauf ging Hansjörg Jung detaillierte ein. Das Errichten von hohen Windrädern mitten im Wald berge ein hohes Gefährdungspotenzial windkraftsensibler waldgebundener Arten. Risikogruppen seien vor allem die streng geschützten Fledermausarten und große Greifvögel. Der Rotmilan zähle zu den häufigsten Kollisionsopfern an Windenergieanlagen. Noch problematischer aber sei der Infraschall, der unterhalb der menschlichen Hörschwelle liege und bis 25 Kilometer Reichweite nachweisbar sei. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf Mensch und Tier seien bisher nur unzureichend erforscht. Aus diesem Grund habe der Großteil der dänischen Kommunen bis zur endgültigen Klärung den Bau neuer Windkraftanlagen momentan auf Eis gelegt.

Des Weiteren gab Jung zu bedenken, dass der effektive Nutzen einer solchen Anlage vom Wind abhänge und Baden-Württemberg in einer windarmen Zone liege. Erst bei Windstärke acht, also 39 bis 49 Kilometern pro Stunde, bringe die Anlage volle Leistung und schon bei Windstärke neun, 75 bis 88 Kilometern in der Stunde, schalte sie sich ab. Die Windmessung sei oft fehlerhaft. Zehn Prozent Fehler in der Messung bedeuteten 33 Prozent Fehler im Ertrag. Messungen mit einer Dauer von zwölf Monaten im Zehn-Minuten-Takt seien die minimale Voraussetzung. Deshalb sollten mindestens zwei unabhängig zertifizierte Windgutachten vorliegen. Immer wieder komme es zu Waldbränden durch Windräder. Diese seien aber infolge der Höhe der Anlagen nicht löschbar. Allein im Januar habe es zwei derartige Brände in der Bundesrepublik gegeben.

In der sich anschließenden Diskussion wurden die Ängste der Bürger offensichtlich. Vor allem der Infraschall macht Fred Kraus Sorgen. Man solle die Planungen aussetzen, bis ein fundiertes Gutachten über das Gesundheitsrisiko vorliege. Eine Bürgerin gab zu bedenken, dass die Gallusquelle, die 50 000 Menschen mit Wasser versorge, im Einzugsbereich der geplanten Windkraftanlage liege. Wenn ein Windrad brenne, werde das Wasser mit Röntgenstrahlen verseucht.

Bürgermeister Hubert Schiele wollte wissen, welche konkreten Möglichkeiten es gebe, die Anlage zu verhindern. Ein Gast aus Inneringen verwies auf Studien, nach denen in den Nordländern, wo die meisten Windräder stünden, die Leukämie, also Blutkrebs, bei Kindern und Jugendlichen jünger als 15 Jahre zugenommen habe.

Und schließlich fragte Hans-Jürgen Peter, wer eigentlich Interesse an diesen Windrädern, von denen ein einziges fünf bis sieben Millionen Euro koste, habe und was eigentlich die Winterlinger dazu sagten.

Nach dreieinhalb Stunden Infoveranstaltung hatte sich herauskristallisiert: Die Zuhörer lehnen die geplante Windkraftanlage ab.

Nach Abschluss der Messungen am geplanten Standort lädt die Gemeinde zur nächsten Veranstaltung in die Festhalle ein.