Spielte weit besser als die Nationalelf: Organistin Antonina Krymova Foto: Schwarzwälder Bote

Orgelkonzert: Antonina Krymova brilliert mit Meisterwerken

Auf eine Reise durch 300 Jahre Orgelmusik hat die aus Russland stammende Konzertorganistin Antonina Krymova die Konzertbesucher in der Nikolauskirche mitgenommen. War das ein Ohrenschmaus!

Bitz (og). König Fußball grätschte dazwischen, und so kamen nur sehr wenige Zuhörer zum Konzert von Antonina Krymova in die Nikolauskirche. Sie jedoch bekamen Besseres geboten als die Fans der deutschen Elf.

Mit Worten aus Hermann Hesses Gedicht "Orgelspiel" begrüßte Kantor und Organist Oliver Geiger die Zuhörer, ehe Antonina Krymova mit der groß angelegten Choralbearbeitung über den Luther-Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" von Michael Praetorius ins Programm einstieg. Durch klare Artikulation der Organistin war zu hören, wie der cantus firmus im Wechsel durch die einzelnen Stimmen wanderte, der in der Schlussphrase durch das Hinzuziehen der Bombarde im Pedal verstärkt zum Abschluss kam.

Nach diesen Plenoklängen folgte als Kontrast die Ciacona in f von Johann Pachelbel. Antonina Krymova verstand es meisterlich, durch unaufdringliche Registrierung die leisen und pastellhaften Einzelregister der Bitzer Orgel zum Klingen zu bringen.

Leichtfüßig und mit tänzerischem Charakter

Das "Trumpet voluntary" des englischen Komponisten John Stanley interpretierte die Organistin in leichtfüßigem und tänzerischen Charakter, wobei die Cornett-Soloregistrierung mit Echos auf dem Schwellwerk ein gekonntes Wechselspiel bildete. Nach diesen festlichen Klängen folgten drei Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach: aus der Schüblerischen Sammlung "Wer nur den lieben Gott lässt walten" sowie die Fantasia super "Komm, Heiliger Geist, Herre Gott" und das ruhig fließende "Schmücke dich, o liebe Seele" aus den Leipziger Chorälen.

Den Abschluss der Werke von Bach bildete das Präludium und Fuge in h-moll, in dessen Interpretation das ganze Können Antonina Krymovas zum Ausdruck kam: Durch angemessene Tempowahl und ausgeklügelte Agogik wurde das Zuhören zu einem Genuss. Besonders interessant war die Pedalregistrierung in der Fuge mit einem Zungenregister.

Das grandiose Finale dieses Konzertes bildete die zweite Orgelsonate in c-moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach einigen kurzen mit Grave angegebenen Akkordfolgen folgte ein Adagio, bei dem vor allem die Fingerfertigkeit der linken Hand beachtlich war. Die Sonate endete mit einem majestätischen dritten Satz und einer strahlenden Fuge in C-Dur.

In fließendem Tempo meisterte die Künstlerin alle technischen Hürden mit Bravour. Dafür wurde sie mit anhaltendem Applaus belohnt. Nachdem sich Oliver Geiger mit einem Präsent bei der Interpretin für dieses außergewöhnliche Konzert bedankt hatte, durften die Zuhörer sich noch auf eine Zugabe freuen: Mit dem fröhlichen, technisch hoch anspruchsvollen Capriccio in D-Dur von Georg Böhm endete ein wunderschönes Konzert, das wohl noch lange im Inneren der Zuhörer nachklingen wird.