Bewegung ist alles. Das wurde in Bitz demonstriert. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Bewegungspass: Bitz, Geislingen, Rangendingen und Rosenfeld übernehmen eine Vorreiterrolle im Kreis

Bitz. 8,7 Prozent der Kinder in Deutschland sind übergewichtig, gar adipös. 26 Prozent der Baden-Württemberger im Vorschulalter haben motorische Defizite – im Zollernalbkreis sind es gar 36 Prozent. Schuld daran ist nicht zuletzt der Bewegungsmangel, dem der Landkreis Zollernalb und der Turngau Zollern-Schalksburg mit dem Bewegungspass zuleibe rücken wollen.

Den Startschuss haben Landrat Günther-Martin Pauli, die Bürgermeister aus Bitz, Rangendingen und Rosenfeld, die ebenso wie Geislingen Pilotprojekt-Gemeinden sind, Turngaupräsident Jürgen Koch und sein Stellvertreter Norbert Fritsch, Andreas Mündörfer vom Amt für Bewegungsförderung und Sportentwicklung Stuttgart, Lisa Wagner von der Geschäftsstelle Kommunale Gesundheitsförderung im Landratsamt und Klaus Knoll, Geschäftsführer der AOK Neckar-Alb, in Bitz gegeben.

Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen seien alarmierend, betonte Knoll und dankte den Sponsoren – neben der AOK sind es die Volks- und Raiffeisenbanken – sowie den Gemeinden und dem Kreis für den Einsatz eines hohen Betrags, der gut angelegt sei. Denn je weniger Bewegung, desto größer die negativen Auswirkungen auf die Menschen. Jürgen Koch beleuchtete die Schwierigkeiten beim Rückwärtslaufen und beim Drehen von vorne nach hinten, besonders bei Mädchen.

Sportwissenschaftler Andreas Mündörfer vom Sportamt Stuttgart betonte, das Problem sei nur zu lösen, wenn alle in einem Boot säßen, also auch die Eltern. Motorische Auffälligkeiten müssten schnell angegangen werden, zumal Bewegung und Sprache eng miteinander verknüpft seien. Neue sportliche Übungen wirkten sich positiv auf das Gehirn aus und würden abgespeichert, wobei Wiederholungen ganz wichtig seien. Der Weg zur besseren Feinmotorik führe dabei über die Grobmotorik. Körperlich leistungsfähige Kinder zeigten auch höhere kognitive Leistungen – mit wenig Training lasse sich eine "hohe motorische Rendite" erzielen.

Auch der Kreistag habe grünes Licht gegeben, betonte Landrat Günther-Martin Pauli und lobte Manfred Spiller, den Vorsitzenden des Turnvereins Bitz, und Hans-Jürgen Peter, Projektleiter von "Kinder unser Zukunft – Bitzt bewegt sich", die den Anstoß zum Pilotprojekt gegeben hätten. Daher übernehme Bitz, eine Vorreiterrolle. Wie funktioniert der Bewegungspass, von dem seit 2016 rund 30 000 in Baden-Württemberg ausgegeben wurden? Ein Programmheft, das 30 Mitarbeiter von Kindergärten, Schulen und Vereinen unter Leitung von Andreas Mündörfer erarbeitet haben, zeigt Übungen, welche die motorischen Fähigkeiten verbessern. Für jede absolvierte Übung erhält ein Kind einen Drachen-Aufkleber. Wer alle 32 Aufkleber gesammelt hat, wird mit einem Drachen-T-Shirt belohnt.

Der Bewegungspass motiviere mit Tipps im Vorwort aber auch Eltern, ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen und das Zuhause bewegungsfreundlich zu gestalten, hieß es weiter. Es gelte, dem Kind vorzuleben, dass es kürzere Strecken zu Fuß gehen sollte, sowie möglichst viel Bewegung im Freien zur motorischen Entwicklung zu bieten und die Sportangebote im Turngau zu nutzen.

30 Erzieherinnen nahmen im Anschluss an die Start-Veranstaltung am Zertifizierungs-Lehrgang teil. Im nächsten Schritt soll die Mitgliedschaft in Sportvereinen für ein Jahr kostenlos sein, um das Ganze in die Fläche zu verankern. Teilnehmende Einrichtungen erhalten eine Tasche mit Materialien im Wert von 80 Euro, und selbst Ergo- und Physiotherapeuten nehmen am Programm teil.