Daniel Hahn stellte sein Konzept vor, das nur teilweise umgesetzt wird. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Kinder- und Jugendarbeit: Schulsozialarbeit bleibt bei einem Stellenanteil von 50 Prozent / Nachfrage hoch

Eine Entscheidung zugunsten der Schulsozialarbeit hat der Gemeinderat Bitz beim Beschluss über die Neukonzeption und Fortsetzung des Vertrags mit dem Haus Nazareth getroffen.

Bitz. Den drastischen Einbruch der Besucherzahlen in der offenen Jugendarbeit seit 2017 hatte der Gemeinderat 2019 zum Anlass genommen, sie zum 1. Oktober einzustellen und stattdessen die Schulsozialarbeit von 25 auf 50 Prozent auszuweiten. Nun läuft der Vertrag mit dem Erzbischöflichen Kinderheim Haus Nazareth, das für beide Angebote verantwortlich zeichnet, aus – und es war Zeit für eine Neukonzeption der Zusammenarbeit. Außerdem hatten die Bitzer ihre Fühler auch zu einem anderen Anbieter ausgestreckt, hätten dann aber die Ferienbetreuung nicht fortsetzen können.

Also hatte sich die Verwaltung mit Daniel Hahn, dem neuen stellvertretenden Direktor des Hauses Nazareth, zusammengesetzt, der den Entwurf des neuen Vertrages nun dem Gemeinderat vorstellte und gleich zu Beginn seines Vortrags eine Ansage machte: "Kampflos werden wir uns aus Bitz niemals zurückziehen." Der Entwurf basiert auf der Erkenntnis, dass die offene Kinder- und Jugendarbeit in der ursprünglichen Form im ländlichen Raum ein Auslaufmodell ist, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Die Gründe dafür sind laut Hahn vielfältig: Personalwechsel, das "Herauswachsen" von Gruppen und das Ausbleiben nachfolgender Gruppen, Veränderungen in der Schullandschaft und damit ein veränderter Bedarf gehörten dazu.

Stattdessen präsentierte Hahn den Vorschlag, einen Jugendtreff zu etablieren, in dem Jugendliche selbst Verantwortung tragen, und 25 Prozent der Zeit wieder der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu widmen, dafür bei der Schulsozialarbeit wieder auf 25 Prozent zurückzugehen. Außerdem schlug er vor, "aufsuchende Arbeit" zu etablieren, so dass zwei Mitarbeiter jeden zweiten Samstag für zwei Stunden die üblichen Treffpunkte aufsuchen und für den Jugendtreff werben, die Jugendlichen einbinden könnten.

Außerdem schwebte Hahn vor, die Vereine, die in Bitz sehr stark und engagiert seien, mit einzubinden und im Gegenzug ihnen "Präsenzangebote" zu machen, etwa Coaching für Übungsleiter, Integrationsarbeit für schwer erreichbare Jugendliche und Unterstützung bei Vereinstreffen anzubieten.

Nun hat aber im Januar Laura Sprißler die Schulsozialarbeit an der Lichtensteinschule übernommen – und mehr und mehr Zulauf, wie die kommissarische Schulleiterin Andrea Beck erklärte. "Sie hinterlässt einen ganz tollen Eindruck und die Nachfrage steigt deutlich", schwärmte Beck. Dennoch betonte sie auf Frage von Frank Hohnwald, ob man auch mit 25 Prozent Schulsozialarbeit auskomme: "Mir wären 50 Prozent zwar lieber, aber ich sehe, dass auch offene Kinder- und Jugendarbeit gebraucht wird." Reiner Plankenhorn plädierte stattdessen dafür, Laura Sprißler noch etwas länger Zeit zu geben mit 50 Prozent.

Hahn stellte auch das vom Land geförderte Projekt "Jung sein in der Kommune" vor, das den sinkenden Besucherzahlen bei der offenen Jugendarbeit entgegenwirken soll und für das Bitz sich bewerben will. Pro Projektstandort fließen dabei Mittel von 15 000 Euro und ein Projektberater bekommt ein Zeitkontingent von maximal 15 Stunden, wobei sich auch mehrere Gemeinde zusammenschließen können zu einem Projektstandort.

Wie sieht es finanziell aus? Bisher hat die Gemeinde 36 500 Euro pro Jahr für eine 60-Prozent-Stelle bezahlt – 50 Prozentpunkte entfielen auf Schulsozialarbeit, zehn Prozentpunkte auf Ferienbetreuung. Vom Landkreis gibt es 8350 Euro Zuschuss, und vom Kommunalverband für Jugend und Soziales ebenso viel, allerdings nur für eine 50-Prozent-Stelle.

Das Haus Nazareth allerdings hat seine Kosten neu kalkuliert und kommt bei einer 50-Prozent-Stelle auf 38 163 Euro, wobei für 37 Tage Ferienbetreuung zusätzlich 7770 Euro fällig würden. Dass bisher nicht immer kostendeckend gearbeitet worden sei und die Einrichtung mit den Verdiensten aus anderen Bereichen quersubventionieren musste, ließ Hahn durchblicken.

Der Zuschuss ist bei diesem Modell sicher

Bei einem Modell mit je 25 Prozent Schulsozialarbeit und offene Jugendarbeit hätte die Gemeinde also 37 600 Euro zahlen müssen.

Am Ende entschieden sich die Gemeinderäte – einstimmig – dafür, es bei 50 Prozent Schulsozialarbeit zu belassen, was der Gemeinde dann auch den Zuschuss vom Kommunalverband für Jugend und Soziales einbringt. Die Ferienbetreuung soll weiter laufen und außerdem sattelte das Gremium 15 Prozent für gemeinwesenorientierte offene Kinder- und Jugendarbeit drauf. Die Kosten für das Gesamtpaket muss das Haus Nazareth nun auf dieser Basis kalkulieren und den entsprechenden Vertrag aufsetzen.