Das bisherige Volksbank-Gebäude wäre ein mögliches Domizil für die genossenschaftliche Hausarztpraxis. Archiv-Foto: Raab Foto: Schwarzwälder Bote

Ärzteversorgung: Bitz bewirbt sich um Förderung für eine genossenschaftliche Hausarztpraxis

Beschert das genossenschaftliche Hausarztmodell Bitz eine bessere Ärzteversorgung? Bürgermeister Hubert Schiele hat sich dafür eingesetzt und kann einen ersten Erfolg vermelden: Bitz hat Chancen auf eine Förderung durch das Land.

Bitz. Rechnerisch – das ist der Idealfall – soll in Baden-Württemberg ein Hausarzt für 1800 Menschen da sein. Bitz zählt laut Bürgermeister Hubert Schiele derzeit 3600 Einwohner – und braucht demnach zwei Ärzte. In Vollzeit, wohlgemerkt. Diesen Bedarf decke allerdings die Filialpraxis einer Albstädter Gemeinschaftspraxis nicht voll ab. Deshalb hat Schiele neue Wege bestritten.

Ein Konzept – zusammen mit dem Gemeindetag Baden-Württemberg erarbeitet – soll Abhilfe schaffen: Im Herbst bewirbt sich Bitz um Landesfördermittel für eine genossenschaftliche Hausarztpraxis. "Mit drei gründungsberechtigten Ärzten der Region haben wir Gespräche geführt und sie sind interessiert", sagt Schiele dem Schwarzwälder Boten. Konkret geht es um die Gründung eines medizinischen Versorgungszentrums" (MVZ) in Form einer eingetragenen Genossenschaft.

An Gebäuden mangelt es laut Schiele nicht. Da wäre zum einen die bisherige Volksbank, welche die Stiftung "Gemeinsam in Bitz" gekauft hat – die Genossenschaftsbank zieht wieder in ihr früheres Domizil. Außerdem hätten bereits private Ladenbesitzer angeboten, ihre Läden umzubauen, damit eine Praxis einziehen kann.

Sollte Bitz die Fördermittel erhalten, könnte das Projekt im kommenden Jahr umgesetzt und – im Idealfall – die Praxis noch 2020 eröffnet werden. Einen Haken mit noch unbekannter Größe hat die Sache allerdings noch: Ärzte für das MVZ müssten dann noch gefunden werden.

Für einen Erfolg spricht manches

Für einen Erfolg spricht nicht nur die Tatsache, dass Bitz mit drei Kindergärten, einer modernen Grundschule, zwei Verbrauchermärkten, einer Tankstelle, Einrichtungen für Senioren und einem regen Vereinsleben – zudem landschaftlich herrlich gelegen – ein reizvoller Lebensmittelpunkt für junge Ärzte und ihre Familien wäre, sondern auch das genossenschaftliche Hausarztmodell selbst. Die Gt-service Dienstleistungsgesellschaft mbH des Gemeindetags, die GenoConsult Baden-Württemberg GmbH des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, die Hausärztliche Wirtschafts- und Servicegesellschaft mbH des Hausärzteverbands Baden-Württemberg und die EiCons Eidenmüller Consul GmbH haben in einer gemeinsamen Untersuchung herausgefunden, dass genossenschaftliche Hausarztmodelle "ein vielversprechender Lösungsweg" sein könnten, um dem Ärztemangel im ländlichen Raum entgegenzuwirken, wie es in einer Pressemitteilung der GenoConsul heißt. Geregelte Arbeitszeiten, Teamarbeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien in einem solchen Modell leichter zu verwirklichen.

Unter den 21 Kommunen im Land, die sie überprüft haben und in denen ein solches Modell umsetzbar sei, ist auch Bitz. Das Land fördert die Erstellung einer Machbarkeitsanalyse mit rund 170 000 Euro und plane auch, die Umsetzung der Ergebnisse weiter zu fördern. Konkret: Kommt Bitz zum Zuge, ist auch mit Mitteln zur Einrichtung eines MVZ zu rechnen.

Gelungene Vernetzung spielt eine Rolle

Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg, freut die gelungene Vernetzung der Akteure: "Ärzteschaft, Kommunen, Expertinnen und Experten, die an dem Projekt mitgearbeitet haben, stellen gemeinsam wichtige Weichen für die Sicherung einer guten Versorgung der Patientinnen und Patienten", betont er. "Wir müssen innerhalb der rechtlichen Regeln weiterhin die möglichen Spielräume für gute Versorgungsangebote nutzen. Hierzu zählen auch die genossenschaftlichen Hausarztmodelle."

Steffen Jäger, Erster Beigeordneter des Gemeindetags Baden-Württemberg und Geschäftsführer der Gt-service, sieht den Bedarf an neuen Lösungsansätzen: "Wir müssen gemeinsam gesetzliche Hürden überwinden und diese an die heutzutage übliche interkommunale Zusammenarbeit anpassen. Eine Regelung, die beispielsweise festlegt, dass der überwiegende Teil der vertragsärztlichen Tätigkeiten eines MVZ an dessen Hauptsitz erbracht werden muss, ist nicht mehr zeitgemäß, denn die Gründung von Zweigpraxen wird damit erheblich erschwert." Seine Organisation will sich daher bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen dafür einsetzen, "dass diese Regelung aufgehoben wird".