Abwasserverband: Regenüberlaufbecken in Bitz wird saniert / "Abwirtschaften" als Pilotprojekt

Der Schutz der Gallusquelle ist oberstes Gebot für den Abwasserverband Scher-Lauchert, der deshalb die Betonsanierung des Regenüberlaufbeckens in Bitz in Auftrag gegeben hat. Wie wichtig das ist, weiß Christian Strigel, Leiter der Kläranlage in Veringendorf.

Bitz. Was passiert, wenn Starkregenereignisse wie am 6. Juni 2018 die Kanäle bis zum Überlaufen füllen und diese so voll sind, dass sie allen Schmutz mitnehmen? Das Wasser fließt in das Regenüberlaufbecken (RÜB), das der damals noch junge Abwasserverband Scher-Lauchert 1966 in Bitz, unterhalb des Schützenhauses in Richtung Freudenweiler, gebaut hat.

Dort hat der Schmutz Zeit, sich zu senken. Schwimmende Bestandteile hält eine Tauchwand zurück. Wenn das Wasser abgelaufen ist, bleibt nur noch der Schmutz weiter unten übrig, den die Rührwerke dann aufwirbeln, damit er samt dem Abwasser in die Kläranlage fließt. Weil ein Becken manchmal nicht reicht, gibt es in Bitz noch ein zweites, und nur wenn beide voll sind, läuft das Wasser über, in den Wald, dann aber schon deutlich weniger schmutzig.

Früher war das Abwasser – auch aus der Textilindustrie – einfach im Karst versickert, was im Einzugsbereich der Gallusquelle ein besonders großes Problem war. Die Folge waren die Gründung des Abwasserverbands Scher-Lauchert, der Bau der Kläranlage in Veringendorf und eben des RÜB, das nun allerdings 54 Jahre auf dem Buckel hat und dringend saniert werden muss.

Den Auftrag dafür hatte der Verband, dem der Bitzer Bürgermeister Hubert Schiele vorsitzt, kürzlich vergeben. Die Vorarbeiten wird die Firma Gässler aus Veringendorf erledigen, Planung und Ausschreibung von acht neuen Rührwerken und zwei Elektroschiebern das Büro Kovacic in Sigmaringen. 134 720 Euro wird die Maßnahme insgesamt kosten.

Die Vorarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen, berichtet Christian Strigel, der die Kläranlage in Veringendorf leitet von dort den Überblick über alle angeschlossenen Systeme hat. Für den Einbau eines neuen Bodens im RÜB und die Sanierung der Fugen sei aber eine Trockenperiode nötig. Statt dem bisherigen Schwenkstrahlreiniger sollen acht Rührwerke eingebaut werden, die Schlamm und Schmutz aufrühren, um ihn zu verdünnen.

"Das Becken ist eigentlich kein klassisches Regenüberlaufbecken, sondern ein Pufferbecken für Kläranlage und Kanal, denn der Regen läuft nicht von der Oberfläche, sondern vom Kanal ins Becken", sagt Strigel und erklärt das Prinzip, durch dessen Anwendung der Abwasserverband die Gallusquelle bestmöglich schützen will: das Abwirtschaften. Der Begriff, der in der Geschäftswelt einen negativen Klang hat, steht in der Abwasserwirtschaft für das Setzen von Prioritäten. Im Fall des Einzugsgebiets der Gallusquelle heißt das, dass Abwasser von dort Vorrang hat bei der Entsorgung, um die Quelle zu schützen. Erst wenn Bitz nach einem Starkregen "abgewirtschaftet" ist, das Wasser von dort geregelt der Kläranlage zugeführt ist, kommt das Wasser aus anderen Orten dran.

"Wegen der Gallusquelle ist das unglaublich wichtig", betont Strigel. "Deshalb sollte Bitz immer Vorrang haben, um die Quelle zu schützen." Denn durch das Karstgestein laufe Wasser einfach durch. Und dazu sollte es möglichst sauber sein. In Bitz seien es bisher 77 Liter pro Sekunde, die aus dem Becken ablaufen. Durch die neue Technik soll diese Menge auf 100 bis 110 Liter pro Sekunde steigen.

Die Pläne seien Teil eines Pilotprojektes, basierend auf Plänen des Büros Kovacic unter dem Dach des Landratsamtes Zollernalbkreis und zentral gesteuert von der Kläranlage in Veringendorf. "Es ist ein Versuch", sagt Strigel. "Wenn das funktioniert, können wir auf den Renaturierungsfilter verzichten." Dass jeder Bürger dazu beitragen könne, das Grundwasser zu schützen und die Kanalisation nicht unnötig zu belasten, darauf weist Christian Strigel ausdrücklich hin: Fett und Öl, Speisereste und Abfall wie Wattestäbchen, Binden oder gar Windeln gehörten auf keinen Fall ins Abwasser, weil sie die Kanalisation und die Kläranlage belasteten und im schlimmsten Fall beschädigen könnten. Medikamente und Zigarettenasche belasteten das Wasser nachhaltig und ihre Rückstände seien kaum wieder zu entfernen.