Ihre Wasser- und Abwasserkanäle muss die Gemeinde regelmäßig überprüfen. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Eigenkontrollverordnung: Kanalsanierungen werden teuer

"Eigenkontrollverordnung" – das musste vor allem für die neuen Gemeinderäte nach einem bürokratischen Monster ohne jeden Sex-Appeal klingen. Fachmann Andreas Stauß freilich hat es verstanden, ihr Interesse für das Thema zu wecken.

Bitz. Nicht die Arbeit von Diplom-Ingenieur Andreas Stauß vom Sigmaringer Büro Kovacic-Ingenieure ist es, die das Gemeindesäckel der Bitzer ordentlich belastet – "was richtig teuer wird, ist das Abarbeiten seiner Ergebnisse", sagte Bürgermeister Hubert Schiele, als Stauß in der jüngsten Gemeinderatssitzung seine Untersuchungen im Rahmen der Eigenkontrollverordnung vorstellte. Sie schreibt vor, dass die Gemeinde als Eigentümerin und Betreiberin ihr Kanalnetz in regelmäßigen Abständen auf Dichtigkeit zu überprüfen hat – im Durchschnitt alle zehn bis 15 Jahre.

In den Jahren 2017 und 2018 hatte Stauß sich in der Bitzer Unterwelt umgesehen und nicht weniger als 30 886 Meter Kanalnetz untersucht. Dabei hat er Schäden entdeckt, die sich flicken lassen, und solche, die – nur geflickt – in fünf bis zehn Jahren wieder auftreten würden. Außerdem hatte Stauß 909 Schächte und Schachtdeckel unter die Lupe genommen. Die Ablagerungen, von denen er Fotos zeigte, waren teilweise so massiv, "dass nur mit massivem Rohrfresser durchzukommen ist", sagte der Fachmann und mahnte, dass gerade in Bitz die Kanäle dicht sein müssten, weil Abwasser sonst durchsickere bis zur Gallusquelle – die Hochalbgemeinde liegt in deren Einzugsgebiet.

Stillgelegte Kanäle – ihre Länge summiert sich auf 867 Meter – sollten laut Stauß sauber verschlossen werden, um bei Starkregen keinen Zufluchtsort für Ratten und anderes Ungeziefer abzugeben.

Sofortigen Handlungsbedarf sieht Andreas Stauß bei 1693 Metern Kanal und 75 Schächten und bezifferte die Schadensbeseitigung auf 671 950 Euro. Kurzfristig saniert werden müssten 6500 Meter Kanal und 136 Schächte für Kosten von 1,94 Millionen Euro. Hinzu kommen 9282 Meter Kanal und 90 Schächte, die mittelfristig in Ordnung zu bringen seien. Auf 2,05 Millionen Euro schätzt Stauß den Handlungsbedarf dafür, so dass auf die Gemeinde insgesamt 4,67 Millionen Euro an Kosten in den nächsten Jahren zukommen. Die 230 000 Euro, die für Reinigung und Untersuchung des Kanalnetzes mittels Kamerabefahrung fällig geworden sind, kommen obendrauf.

"Ein Kanal sollte, wenn er heute gebaut wird, 70 bis 80 Jahre halten", sagte Andreas Stauß abschließend und fügte hinzu, dass manche Kanäle, die in den Nachkriegsjahren gebaut worden seien, "vermutlich damals schon nicht dicht waren".

Den Gemeinderäten blieb nur, die Ergebnisse der Untersuchung zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. In den nächsten Haushaltssitzungen obliegt es ihnen dann, die Mittel für die Kanalsanierungen freizugeben.