Die Filmvorführungen des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen im Heimatmuseum locken jedes Jahr viele interessierte Besucher an. Susanne Maier und Karl Kleinbach gaben Erläuterungen zu dem nationalsozialistischen Propagandafilm. Foto: Rager Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenkstättenverein: Platznot im Museum: Nächster Film soll in der Hohenzollernhalle gezeigt werden

Von Johannis Rager

Wie gefährlich und unterschwellig Propaganda wirkt, das wurde gestern im Bisinger Museum deutlich. Der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen zeigte dort den nationalsozialistischen Film "Hitlerjunge Quex". Viele Zuschauer waren gekommen.

Bisingen. Zum Gedenktag aller Opfer des Nationalsozialismus zeigte am Mittwoch der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen im Bisinger Heimatmuseum den nationalsozialistischen Propagandafilm "Hitlerjunge Quex". Dieser wird wegen seiner Verherrlichung des Nationalsozialismus nur als "Vorbehaltsfilm", mit Vor- und Nachbesprechung, gezeigt. Nach dem Film wurde deshalb ausgiebig diskutiert.

Kerzen erinnern an Opfer des Holocaust

Auf dem Tisch unter der Leinwand erinnerten Kerzen an das Geschehen vor 71 Jahren, als die Rote Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau befreite.

"Ich freue mich über die zahlreichen Besucher, jedoch werden wir den Film nächstes Jahr in der Hohenzollernhalle zeigen, damit auch jeder einen bequemen Platz bekommt", so Ines Mayer vom Verein Gedenkstätten KZ Bisingen. Zusammen mit Susanne Maier und Karl Kleinbach, die in den Film einführten, eröffnete sie den Gedenkabend. Der Film spiegle eine Zeit wieder, in der es statt Twitter und Facebook, Flugblätter und Plakate gab, und in denen das alte Familienbild der Bruderschaft weichen sollte, erklärte Kleinbach. "Alles in allem ist dieser Film ein klug konstruierter Film und genau das macht ihn so gefährlich."

Im Propaganda-Film "Hitlerjunge Quex" geht es um den 16-jährigen Heini Völker, der in einer Kommunistenfamilie aufwächst. Jedoch fasziniert ihn die streng geordnete Hitlerjugend viel mehr als die "wilde Horde" der Jungkommunisten, denen er angehören soll. So kommt es, dass er im Verlauf des Films die Kommunisten verrät und dadurch das Ansehen der Hitlerjugend gewinnt. Zum Schluss wird er von den Kommunisten verfolgt und ermordet.

Der Film von Regisseur Hans Steinhoff wurde im Jahre 1932 gedreht und 1933 das erste Mal vorgeführt. Er orientiert sich an der gleichnamigen Romanvorlage von Karl Aloys Schenzinger. Der nationalsozialistische Propagandafilm bezieht sich auf die Biografie des erstochenen Hitlerjungen Herbert Norkus.

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Er bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee.