Jazzy Gabert war einst obdachlos, heute steht sie im Ring und sucht im Fernsehen ihre Liebe. Foto: Weber/Privat

Profi-Sportlerin Jazzy Gabert in TV-Format "Take Me Out" dabei: "So einen Terminator will ich haben".

Bisingen - Der Star in der Wrestling-Arena ist Jazzy Gabert: Bislang ist sie die einzige deutsche Frau, die profimäßig im Ring kämpft. Das Publikum feiert sie. Was ihr fehlt? Die große Liebe, die sie in der neuen Staffel der Flirtshow "Take Me Out" finden will.

Nein, mit einem Waschlappen von Mann kann sie doch nichts anfangen. "So einen Terminator will ich haben", sagt Jazzy Gabert lachend. Will heißen: Es soll eben schon einer sein, der sie über die Schwelle tragen kann. Und das ist eine Leistung: Die muskulöse, 1,80 Meter große Profi-Wrestlerin, die Bisingen im Zollernalbkreis zur ihrer Wahlheimat erkoren hat, bringt ein Kampfgewicht von 95 Kilogramm auf die Waage. Ein kräftiger Schauspieler, ein Manager oder ein Polizist darf es auch gerne sein, "jemand, mit dem ich gemeinsam die Welt erobern kann".

Die Welt des Wrestlings hat die 36-Jährige schon eingenommen: Sie ist nicht nur die einzige deutsche Frau, die mit professionellem Wrestling hauptberuflich Geld verdient, sondern bis heute auch die einzige Europäerin, die es in Japan geschafft hat, den höchsten Wrestling-Titel zu gewinnen – 2013 war das. Danach hat sie auch in den USA Kämpfe im Ring bestritten. "Als auf der Anzeigetafel mein Name angezeigt worden ist, schrie das Publikum wie verrückt", erzählt Gabert, die im Ring als "Alpha Female" auftritt. Auch in Deutschland werden die Show-Wettkämpfe offenbar immer beliebter.

"Die Zuschauerzahlen steigen", heißt es etwa vom Sprecher der "Westside Extreme Wrestling" (WXW), größter Veranstalter von Wrestling-Kämpfen in Deutschland. 80 bis 100 Termine organisiert das Unternehmen jedes Jahr – mit Tendenz nach oben. Durchschnittlich stiegen die Zuschauerzahlen in den Kampf-Arenen im Jahresvergleich um 20 Prozent.

Woran das liegen könnte? Die gesellschaftliche Akzeptanz sei größer geworden, und die Sportart sei nicht mehr ganz so verpönt, weil sie in den Medien häufiger thematisiert werde. Um auf die Zuschauerresonanz wie in den USA zu kommen, brauche es aber noch Jahre. Deutschlandweit schätzt WXW die Zahl der Wrestler auf etwa 70. Im Profisegment – sind es allerdings kaum mehr als ein gutes Dutzend.

"Alpha Female", so Gaberts Kaumpfname, ist stolz, dass sie dazu gehört. Tausende jubeln ihr zu, während sie beim Kampf am liebsten den "Bösewicht" – den Heel – gibt. Der Erfolg sollte ihr nicht von Anfang an vergönnt sein: "Meine Adoptiveltern wollten immer ein Mädchen haben." Sie hätten Gabert lieber im Ballett, mit blonden, langen Haaren gesehen. Stiefbrüder in Berlin haben sie schikaniert, Spielzeug, das ihr Freude gemacht hat, weggenommen.

Doch als ihre Stiefeltern umgezogen sind, entdeckte die Elfjährige ein Buch über den Wrestling-Sport. Es hat golden geglänzt und die Bilder mit den schrill bunt angezogenen Menschen haben sie fasziniert. Schon damals. "Daran erinnere ich mich noch heute", erzählt sie während des Vor-Ort-Termins in Bisingen gerührt. Ein kleines, schüchternes Mädchen sei sie damals gewesen. Mit 16 stellt ihre Mutter sie knallhart vor die Wahl: Familie oder Wrestling.

Sie entscheidet sich für Wrestling – und wird in Berlin obdachlos. Gabert: "Von da habe ich mich hochgekämpft." Sie trainiert wahnsinnig viel, sie jobbt als Putz- und Securityfrau, steht bei McDonald’s hinter dem Tresen. Dann der Tiefschlag in Kreuzberg: Kriminelle prügeln sie bewusstlos, rauben sie aus, lassen den regungslosen Körper liegen. "Da verliert man den Glauben an die Zukunft", sagt sie in sachlichem Tonfall. Am Wrestling hält sie dennoch fest: Mit zwei Koffern wandert sie aus in die europäische Hochburg der Sportart, nach London. Übernachtet hat sie anfangs auf einer Matratze in einem alten Warenhaus. Ratten huschten neben ihr über den Fußboden. Sie berichtet davon mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte das jeder schon mal erlebt.

Sie putzt Klinken, hilft beim Aufbauen des Rings, bringt den Wrestlern Getränke, erarbeitet sich hartnäckig einen guten Ruf in der Szene. Dann dieser einzigartige Moment, als ein Veranstalter zu ihr sagt: "Zieh’ Dich um und geh in den Ring." Ein japanischer Talentscout hat sie 2012 entdeckt. Er nimmt sie mit ins Land, in dem für sie die Sonne aufgeht. "Danach ist meine Karriere steil nach oben gegangen."

Japan bleibt ein Ort, mit dem sie viele Erinnerungen verbindet: Dort hat sie neue Adoptiveltern gefunden, eine Familie, ein Gefühl von Heimat – und die Liebe auf den ersten Blick. "Vier Jahre habe ich ihn angeschmachtet", platzt es aus ihr heraus. Doch Sprache und Kultur waren einfach zu verschieden. Ein Buch schreibt sie darüber gerade. Aber in ihrer eigenen, literarischen Welt versieht sie die Romanze mit einem Happy End.

Erst 2015 ist sie zurück nach Deutschland gekommen. Und zwar ins hohenzollerische Bisingen, weil es dort den Wrestling-Verein "Planet Eater" gegeben hat. Inzwischen hat der Verein so viele Mitglieder, dass er nach Balingen (Zollernalbkreis) umgezogen ist. Ihre Wahlheimat hat sie am Fuße der Burg Hohenzollern schon gefunden. Ob auch die Suche nach Mr. Right bei der neuen Staffel der "RTL"-Sendung "Take Me Out" ein Happy End haben wird? Sie lacht. Sie weiß es. Die Folgen sind vorgedreht.