Zunächst wurde ab 1951 in angemieteten Fabrikräumen produziert, bevor 1957 eine Fertigungshalle in der Jahnstraße erstellt wurde (unten rechts). Viele Mitarbeiter sind Anfang der 50er-Jahre mit ihrer Firma nach Bisingen gezogen (unten links). Auf die Trautenauer Maschinenfabrik geht der Straßenname "Trautenauer Weg" zurück. Fotos: Wahl Foto: Schwarzwälder Bote

Straßenname: Firma lässt sich vor 70 Jahren in Bisingen nieder / Gründung 1900 in Trautenau

Straßennamen? Stehen sprichwörtlich an jeder Ecke. Und hinter manchen steckt eine interessante Geschichte, etwa beim Trautenauer Weg im Wohngebiet Hohenlaien in Bisingen.

Bisingen. Der Straßenname "Trautenauer Weg" ist eng verbunden mit einem Unternehmen, das sich vor 70 Jahren in Bisingen niedergelassen hatte, nämlich mit der Firma Jäggle. Diese verlegte ihren Sitz von Bielefeld in die Kirchspielgemeinde. Der Initiative und dem Entgegenkommen der Gemeinde war es zu verdanken, dass die Industrieansiedlung im Jahr 1951 glückte. In den leerstehenden Fabrikräumen der Schuhfabrik Keller konnte alsbald der Betrieb aufgenommen werden. Hauptsächlich wurden dort Maschinen für die Textilindustrie hergestellt. Neben der Produktion von Aufarbeitungsmaschinen für Pflanzenfasern wurden Entstaubungsanlagen und Trockenapparate für Spinnereien gebaut, sowie Einrichtungen für Garn- und Warenbleichen und Papierfabriken.

Gegründet im Jahr 1900

Gegründet hatte die Fabrik Valentin Jäggle zuerst unter dem Namen "Trautenauer Maschinenfabrik und Eisengießerei" im Jahr 1900. Schon 38 Jahre später zählte die Firma 200 Beschäftigte. Valentis Sohn, Theodor Jäggle, führte den Betrieb fort. Der Vater stammte aus Altheim bei Riedlingen. Das Schicksal wollte es, dass Theodor in die Heimat seiner Vorfahren zurückkehrte.

Theodor wurde in Arnau geboren, siedelte mit den Eltern nach Trautenau über und studierte später an der Technischen Hochschule in Prag. Wegen des Kriegsausbruchs wurde das Studium unterbrochen. Über 42 Monate hinweg dauerte sein Frontdienst, musste er doch an mehreren Feldzügen teilnehmen, und kehrte als Leutnant in die Heimat zurück, wo er sein Maschinenbau-Studium beendete. 1922 trat er in das Unternehmen seines Vaters ein, und 1923 heiratete er seine Verlobte Käthe. Drei Jahre später übernahm er mit seinem Bruder Richard die Firmenleitung.

1946 ausgewandert

Bedingt durch die Kriegsereignisse wurde der Familienbesitz der Jaeggles in Trautenau – im heutigen Tschechien – enteignet und 1946 mussten sie auswandern, zunächst nach Bielefeld. Anfang der 50er-Jahre folgte der Umzug nach Bisingen. Zunächst wurde gepachteten Räumen produziert, 1957 entstand ein eigener Betriebsneubau in der Kirchspielgemeinde. Die seinerzeit mitgekommenen Stammarbeiter haben sich schnell in Bisingen eingelebt. So entstand auch die bis heute geltende Bezeichnung einer Straße "Trautenauer Weg". Viele Einwohner, hauptsächlich Männer, fanden bei Jäggle ebenfalls Lohn und Arbeit. Der Ehe von Theodor und Käthe Jäggle entsprossen drei Töchter und sechs Enkelkinder. Anfang der 70er-Jahre, kurz vor dem 80. Geburtstag von Theodor Jäggle wurde der Betrieb eingestellt. 1978 verstarb der Unternehmer.