Hauptversammlung: Referenten vom Landesdenkmalamt stellen Archäologie-Projekt vor

Barbara Hausmair und Christian Bollacher sehen Potenzial für archäoligische Grabungen auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers. Sie sprachen beim Gedenkstättenverein über womöglich vorhandene Relikte.

Bisingen. Eigentlich wird Archäoligie meistens mit der Steinzeit oder der Römerzeit in Verbindung gebracht. Das meinte auch Dieter Grupp, Vorsitzender des Gedenkstättenvereins, als er bei der Hauptversammlung am Dienstagabend die zwei Referenten vorstellte. Barbara Hausmair und Christian Bollacher vom Landesdenkmalamt sprachen über die "Möglichkeiten der zeitgenössischen Archäologie am Beispiel von Bisingen".

Und diese Möglichkeiten könnten bald sehr konkret werden. Denn in Bisingen "sind definitiv noch Reste da", sagte Barbara Hausmair. Die Rede war vom Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers. Es seien Reste eines Lagerweges, Barackenfundamente und Reste einer Küche vorhanden. Das haben einige Messungen – unter anderem ein Laserscan aus der Luft – ergeben.

Aufschluss über den "Lagermikrokosmos"

Vor allem die ehemalige Küche könnte interessant sein, um Relikte zu finden. Dort gebe es neben Küchenabfällen, die etwas über den Lageralltag aussagen mitunter auch "gutes Porzellan" sowie "hin und wieder persönliche Gegenstände". Diese Dinge gäben Aufschluss darüber, wie der "Lagermikrokosmos" funktionierte.

Diese ersten Erkenntnisse sind bereits Teil von archäoligischen Untersuchungen, die vier Jahre andauern werden. Allerdings betrifft das 35 Außenstellen des ehemaligen KZ Natzweiler. Wo später dann was genau ausgegraben wird, das steht noch nicht fest. Der Standort Bisingen hat jedoch dem Vernehmen nach durchaus Potenzial für Grabungen ausgewählt zu werden.

Bis eine Entscheidung gefällt wird, werden Oberflächen vermessen, Feldbegehungen durchgeführt und weitere Lasercans aus der Luft stattfinden. Bis zum Frühsommer könnte dann entschieden werden, an welchen Orten gegraben wird.

Doch auch unter dem Gesichtspunkt Denkmalschutz könnten die archäologischen Untersuchungen bedeutsam sein. Christian Bollacher führte aus, dass derzeit theoretisch auf einem Areal der Gedenkstätte, auf dem Relikte vermutet werden, gebaut werden darf. Er sehe hier jedoch definitiv ein Kulturdenkmal.

Allerdings sei das Gebiet im Bebauungsplan ausgewiesen. Daher sei man "spät dran". Es könnte aber beispielsweise vor einer Bebauung eine "Retttungsgrabung" vorgenommen, also die Relikte vor dem Bau eines Gebäudes geborgen werden. Man wolle diesbezüglich "auf die Gemeinde zugehen". Die arbeite schließlich gut mit dem Gedenkstättenverein zusammen.

Nach dem Vortrag präsentierte Dieter Grupp einige Zahlen zum Gedenkstättenverein. Derzeit seien es 80 Mitglieder, wenn die neuesten bereits miteingerechnet werden. Das Museum haben 205 einzelne Gäste und 38 Gruppen, davon 27 Schulklassen, besucht. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 1390 Besucher.

Ines Mayer, die stellvertretende Vorsitzende, erinnerte in ihrem Bericht an die vielen Unternehmungen des Vereins. Unter anderem nannte sie Ausflüge nach Ulm und Königsbronn. Zudem erzählte sie von der Tagung des Gedenkstättenverbundes, Treffen mit Zeitzeugen, Vorträgen und einem Workshop zum Museumsausbau.

Hierzu meinte Grupp, dass die Pläne weit fortgeschritten seien. Den einzelnen Räumen soll jeweils ein Thema zugeordnet werden, wobei ein Objekt im Mittelpunkt stehen soll.Weiter soll es multimediale Stationen geben.

Der geplante Ausbau sorgt außerdem für eine gut gefüllte Vereinskasse: Rund 28 000 Euro. Das meiste Geld kommt von Spenden, die bereits für den Ausbau eingegangen sind. Am 12. Juni ist der Umbau auch Thema im Bisinger Gemeinderat.