"Man darf ruhig zeigen, wo man herkommt": die Hohenzollern-Burschen im Burghof. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Hohenzollern-Burschen aus Bisingen setzen auf den Erhalt von Traditionen

Von Volker Rath

Bisingen. Sie nennen sich Hohenzollern-Burschen, und wo sie hinkommen, fallen sie auf. Die kleine Bisinger Gruppe hat Sendungsbewusstsein: "Man muss doch zeigen, wo man herkommt", so Thorsten Spörl.

Er ist einer der beiden Bisinger, die die Gruppe ins Leben gerufen haben. Die Idee kam bei einem Volksmusik-Festival im Klostertal. Dort traf Spörl eine Gruppe aus dem Bregenzerwald, die ihre Herkunft ebenfalls nicht verleugnen wollte: "Wälder" stand auf deren Kitteln. "Das hat mich irgendwie beeindruckt", sagt Spörl.

Seit einem Jahr machen die Bisinger "Hohenzollern-Burschen" aus ihrer Heimat auch kein Hehl mehr, im Gegenteil: Sie ziehen los in ihren "Landesfarben": weißer Bauernkittel, schwarze Knickerbocker-Hose mit Trachtenstrümpfen, die Wappen von Hohenzollern und Bisingen auf den Ärmeln. Auf Festivals ziehen die Hohenzollern-Burschen die Blicke auf sich und kommen schnell ins Gespräch mit anderen. Ihre Erfahrung: Mit Bisingen und Hechingen können Menschen in den Alpen wenig anfangen. Aber die Burg Hohenzollern kennt fast jeder. "Wir missionieren dann ein bisschen", sagt Spörl, "die Burg gehört schließlich zu Bisingen." Kleiner Seitenhieb Richtung Hechingen, aber nur im Spaß. "Wir sind bloß stolz auf die Burg und darauf, hier wohnen zu dürfen", sagt er. Dieses Bekenntnis wollen sie "ins Land hinaustragen".

Allerdings verstehen sich die Hohenzollern-Burschen nicht nur als Botschafter nach außen. Sie wollen etwas für Bisingen tun, als freie Gruppe ohne fixe Strukturen. Die Burschen wollen weder personell wachsen noch ein Verein sein. Stattdessen wollen sie die Stammtisch-Kultur im Ort wieder etwas beleben. Viele Stammtisch-Runden gebe es nicht mehr, vielleicht noch zwei oder drei. Schade, findet Spörl, denn sie hätten eine soziale Funktion in einer Dorfgemeinschaft. Man traf sich im Wirtshaus, um miteinander zu reden. "Das war früher anders", sagt der 38-Jährige, "aber es gibt auch nicht mehr viele Wirtschaften im Flecken."

Dem wollen die "Hohenzollern-Burschen" etwas entgegensetzen, die eine oder andere schöne Gepflogenheit von früher wieder aufleben lassen. "Es gibt beispielsweise kaum noch Wirtshausfasnet und keinen Ball mehr für die Alten. Das kann doch nicht sein", so Spörl. Als die Gruppe auf die alten Tonbänder von Bällen im Gasthaus Rose stieß, ließ sie die Aufzeichnungen digitalisieren. "Aber wir brauchten auch Leute, die die alten Lieder noch kennen und mitsingen können." Folglich starteten sie voriges Jahr einen Versuch ohne großes Tamtam, und siehe da: Zum ersten inoffiziellen Seniorenball am Freitag nach dem Schmotzigen kamen tatsächlich um die 30 Leute. Dieses Jahr soll es wieder einen Ball geben. Spörl ist sicher, dass diesmal noch mehr ältere Bisinger kommen: "Es hat sich rumgesprochen, dass das ganz schön war." So was habe Tradition und müsse gepflegt werden, sonst gehe es verloren. Heute sei vieles, was als Fasnet verkauft werde, ja "meistens nur noch Party".

Als Fasnetverein sehen sich die Hohenzollern-Burschen aber nicht. "Wir wollen bloß etwas von den alten Traditionen pflegen", so Spörl. So lange es läuft und Freude macht. Und wenn nicht mehr? "Dann ist es halt so", sagt Thorsten Spörl, "dann kommt eben was Neues."

u Kommentar

u Interview

u Die Hohenzollern-Burschen bestehen derzeit aus acht Männern und vier Frauen. Gegründet wurde die Gruppe von Thorsten Spörl und Bernd Lohmann. Sie besuchten schon immer gern große Events bekannter Volksmusik-Musikgruppen, etwa im Klostertal. Irgendwann ließen sie sich den Schriftzug "Hohenzollern-Burschen" auf den Kittel sticken. Im vorigen Frühjahr wuchs die Gruppe auf sieben Bisinger an. Zum Outfit zählen Lederhose, Kittel, Halstuch mit Hohenzollern- und Bisinger Wappen sowie Stoffmütze. Außerdem werden dazu entweder Kuhfellclocks oder aber Trachtenschuhe getragen. Überlegt wird, ob ein Dreispitz und ein schwarzer Umhang als weitere Utensilien angeschafft werden sollen. Die Frauen tragen ein schwarz-weißes Dirndl. Wo die Gruppe auftritt, singt sie das Hohenzollernlied.

Bisingen. Bisinger Burschen und Hohenzollern – wie verträgt sich das mit der Nichthuldiger-Tradition? Wir fragten den Sprecher der Gruppe, Thorsten Spörl.

Herr Spörl, die "Hohenzollernburschen" sind ein eher überschaubarer Haufen.

Ja. Am Anfang waren wir zu zweit. Als wir mit unserem Hemd auftauchten, wurden wir gefragt: Wo sind die anderen? Und wir haben gesagt: Wir sind nur zu zweit und haben einen Aufnahmestopp verhängt. Jetzt mal im Ernst: Wir wollen kein Verein sein und nicht wachsen, sondern nur so viele sein, dass wir alle an einen Tisch passen und miteinander reden können.

Burschen klingt nach jungen Kerlen, die meisten von Euch dürften um die 40 bis 50 sein.

Ich bin erst 38. Außerdem: Hohenzollern-Männer, wie hört sich das an? Das klingt doch nicht gut. Burschen passt zu uns. Wir sind ja Spitzbuben geblieben.

Das erste Jahresabschlusstreffen fand auf der Burg statt. Dreht sich da der Nichthuldiger nicht im Grabe um?

Nö. Die Zeiten haben sich etwas geändert. Heute sind wir Bisinger froh, dass der Zoller das Wahrzeichen unserer Region ist – und dass er zu Bisingen gehört. Deshalb sind wir immer noch gestandene Nichthuldiger. Wenn wir mit etwas nicht einverstanden sind, dann merkt man das.

u  Die Fragen stellte Volker Rath