Heimatgeschichte: Kirche stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert / Gefallene der Weltkriege werden gedacht
Bisingen. Die dem heiligen Wendelin geweihte Kapelle stand zu einstigen Zeiten nahe der Ortsgrenze von Bisingen und Steinhofen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie im Laufe des 15. Jahrhunderts erbaut wurde; nicht zuletzt auch deshalb, weil die einst darin enthaltenen Holzplastiken auf 1440 datiert wurden. Die wertvollen Kunstwerke selbst werden bis heute im Bisinger Pfarrhaus aufbewahrt.
Seit Bestehen erfolgten immer wieder notwendige Renovierungsarbeiten
Um auf die Geschichte etwas einzugehen, sollte das Zeitrad etwas zurück gedreht werden. Vor 155 Jahren, im Jahr 1865, wurde Bisingen Kuratie, 1888 Pfarrei. Zuvor besuchten die Bisinger die sonntäglichen Gottesdienste in der einstigen Mutterkirche St. Peter und Paul in Steinhofen. Unmittelbar neben dem Gotteshaus wurden auch die Toten beigesetzt, wenigstens bis 1840, bis ein eigener Gottesacker errichtet wurde. So mancher Leichenzug ist bis dahin über die Steinhofener Straße entlang dem offen fließenden Totenbach an der besagten Wendelinuskapelle vorbeigezogen.
Bei Prozessionen an kirchlichen Feiertagen diente sie als Station zum Gebet und zur Aussetzung des Allerheiligsten, ebenso als Notkirche während des Neubaus der Steinhofener Kirche. Erst nach langem hin und her erhielt Bisingen letztendlich seitens der Fürstlichen Regierung die Genehmigung, die mittlerweile baufällige Kapelle abzubrechen. Obwohl sie nachweislich auf Bisinger Gemarkung stand, haben seinerzeit die Steinhofener Bürger mit allen Mitteln protestiert und eigentlich erst zuletzt eingewilligt. Trotz allem beschimpften sie ihre Bisinger Nachbarn als "Kapellenstehler". Zwei Jahre nachdem der Bisinger Friedhof auf dem "Hungerbohl" angelegt war, wurde danach, im Jahr 1842, die Wendelinus-Kapelle erstellt. Noch verwendbares Baumaterial vom alten Gebäude wurde mit verwendet. Seit Bestehen erfolgten immer wieder notwendige Renovierungsarbeiten, die letzten vor zwölf Jahren. Mittels relativ kleinen Natursteinen, die anschließend verfugt wurden, entstanden seinerzeit unter mühevollem Arbeitsaufwand die Mauern, die beeindruckender Weise bis heute gehalten haben.
Zum Totengedenken wurde bereits 1925 um das Portal um ein Ehrenmal angebracht
Zum Totengedenken wurde bereits anno 1925 zu Ehren der Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg um das Portal herum ein Ehrenmal angebracht. Seinerzeit veranlasste die politische Gemeinde, dass die Namen der Kriegsopfer in Steinplatten gemeißelt wurden und somit an der Friedhofskapelle für jedermann ersichtlich sind.
Durch Umgestaltung der altehrwürdigen Wendelinus-Kapelle hat die Gemeinde im Jahr 1950 für die Gefallen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs ebenfalls eine würdige Gedenkstätte integriert.
Auf Veranlassung der politischen Gemeinde und nach Zustimmung der Kirchenverwaltung wurde sie von Bildhauer Schneider aus Rottenburg so sinnvoll und meisterhaft umgestaltet, dass sie ein ergreifendes Mahnmal, eine Stätte der Besinnung und zugleich wirkungsvolle Verbindung zwischen Lebenden und Toten darstellt und bis heute von zahlreichen Friedhofsbesuchern zum Gebet aufgesucht und darüber hinaus bewundert wird.
Jährlich wird dort am Feiertagen Allerheiligen und am Volkstrauertag der Verstorbenen der zwei Weltkriege gedacht.