Jochen Mayer weiß in welchem Regal die Kriminalromane stehen: Die leiht er in der Bücherei nämlich am liebsten aus. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Bücherei: Jochen Mayer liest am liebsten Krimis und Thriller, Liebesromane nicht so gerne

Jochen Mayer hat als Leiter des Bisinger Polizeipostens den idealen Arbeitsplatz: Die Bücherei ist von dort nämlich nur einen Steinwurf entfernt. Am liebsten leiht er Krimis und Thriller aus. Die Titel heißen etwa: "Erbarmen", "Schändung", "Verachtung" und "Opfer 21 17".

Bisingen. Jochen Mayer muss man gar nicht fragen, ob er einen Lieblingsautor hat: Beim Vor-Ort-Termin in der Bücherei legt der Polizeiposten-Leiter gleich mal eine Liste mit 13 Namen auf den Tisch. Darunter zum Beispiel: Sybille Becker, die Regionalkrimis schreibt. Mayer: "Sie schreibt wirklich authentisch." Da geht es zum Beispiel um die Polizeireform 2014, die Jochen Mayer als Polizist selbst miterlebt hat – ein literarisches Déjà-Vu. Und wenn Becker über die Tübinger Neckarinsel schreibt, hat er den Tatort im Sinn. "Ich habe mich wiedergefunden", sagt Mayer.

Kurz vor dem Ende die überraschende Wendung

Ob er in seinem Beruf auch schon Leichen gefunden hat? Ja, auch mit "Todesfallermittlung im ersten Angriff" hat er es zu tun. Dann sperrt er den Tatort ab, sichert die ersten Spuren und informiert die Kripo. Ein Krimi im echten Leben, nur viel ernster. Ein kritischer Leser ist er dennoch nicht. Mayer: "Man muss sich in die Geschichte hineinfallen lassen." Oft findet die Erzählung kurz vor dem Ende noch eine überraschende Wendung: "Das ist Spannung pur."

Das Bücherei-Team kenne seine Vorlieben und melde sich auch schon mal bei ihm, wenn ein neuer Schmöker im Regal steht, der ihn interessieren könnte. "Ein super Service", lobt Mayer. So ist er auch auf Jussi Adler-Olsens Titel "Erbarmen" gekommen.

Ein ungleiches Polizisten-Duo ermittelt dabei in einem Fall, der Jahrzehnte zurückliegt: Einerseits der im Dienst traumatisierte, antrieblose, ja, regelrecht faule Carl, andererseits Assad, der voller Energie und Elan, den Fall lösen will. Das ist, sagt Mayer, eine Konstellation, die er während seines beruflichen Alltags so noch nicht erlebt hat. Ein Schmunzeln kann er sich beim Lesen aber nicht verkneifen: Immer wieder kommt es bei den Dialogen zwischen den ungleichen Ermittlern zu ziemlich humorvollen Szenen.

Was fasziniert ihn so an Kriminalgeschichten? Mayer holt aus: "Wir suchen Antworten auf Fragen: Warum gibt es das Böse, warum wird dieser Mensch umgebracht, verstümmelt, die Frau vergewaltigt? Wir wollen Erklärungen für ein bestimmtes Verhalten und warum etwas genau so passiert ist." Gerade die skandinavische Literatur zeige sich gesellschaftskritisch und nehme sich auch dem Zeitgeschehen an, etwa den Flüchtlingen.

Ziemlich schwere Themen. Tut es nicht auch mal ein Liebesroman? Im Kriminalroman gehe es ja auch manchmal um Romanzen. Aber nein, Mayers Lieblingsgenre sind und bleiben Krimis. Der Weg zur Lösung eines Falls, die Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Fragen und die regional verortete Handlung – das reizt ihn an diesem Genre.

Für die Liebesromane sei seine Frau zuständig. Rosamunde-Pilcher-Filme schaue er ab und zu an – wenn auch nicht ganz freiwillig.

Die Bisinger Bücherei zählt derzeit rund 800 aktive Benutzer. Welche Bücher lesen diese am liebsten? Und aus welchen Gründen? In einer Serie stellen wir die Nutzer, ihre Lieblingsbücher und Lieblingsthemen vor.