Die Senioren wussten viele Anekdoten aus ihrer Jugend zu berichten. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Beim Seniorennachmittag werden Erinnerungen wach / Ohrfeigen im Schulunterricht

Eine gute Idee verwirklichte Pfarrerin Gudrun Ehmann mit ihrem Erzählcafe beim Seniorennachmittag der evangelischen Kirchengemeinde: Die Senioren wurden auf eine Zeitreise in deren Schul- und Jugendzeit mitgenommen.

Bisingen. In gemütlicher und amüsanter Atmosphäre, bei Kaffee und Kuchen, erzählte einer nach dem anderen Interessantes aus vergangenen Zeiten. Beim Seniorennachmittag der evangelischen Kirchengemeinde kamen viele Geschichten zu Tage.

Der Großteil der Anwesenden musste seinerzeit das Los der Heimatvertreibung über sich ergehen lassen, und sie fanden dann in Bisingen ein neues Zuhause. Moderatorin war Gudrun Ehmann. Wem nicht gleich etwas einfiel, der bekam kurzerhand ein Kärtchen mit ein oder zwei Fragen, die er oder sie beantworten sollte.

Der Schulranzen noch nicht so schwer

Zum Teil erlebten viele eine schöne Kindergarten- und Schulzeit. Neben dem Lernen waren Ball- und Hüpfspiele an der Tagesordnung. Der Schulranzen war gepackt mit wenigen Büchern und Heften, dem Griffelkasten und dem hölzernen Malkasten; aber er war lange nicht so schwer wie dies heute der Fall ist.

Etwas Übermut gehörte dazu, wollte man auf dem Schulweg hier und da einen Unfug machen oder Schabernack treiben. In den einstigen öffentlichen Telefonhäuschen wurden schon mal fremde Personen angerufen und veräppelt. Der Spaß dauerte aber nur so lange, bis ein Polizist im Schulunterricht auftauchte und Einhalt gebot.

Andererseits gab es im Unterricht Ohrfeigen, Tatzen und Strafarbeiten von strengen Lehrern, sofern ihnen etwas nicht passte. Es herrschte eben noch "Zucht und Ordnung". So mussten zu Unterrichtsbeginn alle aufstehen und "Guten Morgen Herr Lehrer" sagen, bevor das Morgengebet gesprochen wurde.

Eine Rentnerin wusste noch, dass es im Klassenzimmer stets heiße Milch zu trinken gab, auf dem Holzofen zubereitet. Sie habe heute noch den Geruch in der Nase. Kinderlieder habe sie später ihren Enkeln vorgesungen, jedoch ebenso für die Nachwelt aufgeschrieben und in einem Buch verewigt.

Nudeln mit Vanillesoße, Kartoffelsuppe und anderes gab es zur Schulspeisung kurz nach dem Krieg. Zudem musste Lebertran getrunken werden und es gab eine Pille gegen den Kropf. Während der Kriegsjahre fand nicht viel Unterricht statt. Dafür spielten Erfahrungen eine große Rolle und das harte Leben in dieser Zeit habe einen für das Leben geprägt, hieß es in der Runde.

Manche Senioren brachten Bilder mit. Sie zeigen Kinderfeste und Konfirmationen. Dennoch – bedingt durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges, Fliegeralarme, Besetzung, Vertreibung und Neuanfang in Deutschland – verlief alles nicht so einfach.

Die ältere Generation weiß bis heute von den schweren Jahren während des Krieges und danach ein Lied zu singen. Sehr viel mussten sich damals die Menschen gefallen lassen.