Sting-Betriebsgebäude. Die Übernahme durch Strähle und Hess ist perfekt. Foto: Rath

Belegschaft und Insolvenzverwalter jubeln. Deal stand auf der Kippe. "Wir gingen durch das Tal der Tränen".

Bisingen - Die Rettung der Bisinger Textilfirma Sting ist in trockenen Tüchern. Belegschaft und Insolvenzverwalter jubeln. "Wir sind durch das Tal der Tränen gegangen. Aber es hat sich gelohnt", so Rechtsanwalt Axel Kulas

Gestern unterzeichneten auch die anderen Rechtsanwälte, die am Insolvenzverfahren beteiligt waren, den Vertrag. Damit ist der Weg frei für die Übernahme von Sting durch die Althengstetter Firma Strähle und Hess. Auch der Käufer aus dem Schwarzwald bestätigte gestern den Handel offiziell. Für die Sting-Belegschaft endet damit die Zeit der Ungewissheit. Monate lang steckte der einstige Familienbetrieb in der Krise, nach einer vermasselten Übernahme spitzte sie die Lage weiter zu. Trotzdem hielten die Mitarbeiter und Kulas den Laden am Laufen. "Wir gingen durch das Tal der Tränen. Aber wie haben’s geschafft", so der Insolvenzverwalter.

Auf der Zielgeraden wurde es noch einmal spannend. Eigentlich hätte die Übernahme schon vor Wochen perfekt sein sollen. Kulas bestätigt, dass die Lage mehrmals "an einem heiklen Punkt" angelangt sei. Für ihn war Strähle und Hess "von Anfang an" Wunschkandidat für die Übernahme. Es gab mehrere Interessenten. Strähle und Hess war aber einziger Interessent, der Produktion und Arbeitsplätze in Bisingen erhalten wollte. "Das war unser oberstes Ziel", so Kulas. Außerdem passe Sting "gut ins Portfolio" von Strähle und Hess. Das Althengstetter Unternehmen stellt wie Sting hauptsächlich Textilien für die Innenausstattung von Autos her. Somit ergebe sich eine "tragfähige und langfristige Lösung" für Sting.

Kompliziert sei auch das Krisenmanagement mit drei beteiligten Insolvenzverwaltern gewesen. Die Übernahmeverhandlungen seien "hart, aber fair" gewesen. "Am Ende haben alle gut zusammengearbeitet und sich ein bisschen bewegt", so Kulas. Das Ergebnis sei "gut für Bisingen, gut für die Mitarbeiter, gut für Strähle und Hess sowie gut für die Gläubiger von Sting".

Strähle und Hess mit 180 Mitarbeitern in Althengstett und den USA erklärt, dass die 27 Arbeitsplätze bei Sting "erhalten werden können". Außerdem biete sich die Möglichkeit, über die internationalen Kontakte von Strähle und Hess zusätzliche Aufträge nach Bisingen zu geben und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sting verfüge über "hohe Kompetenz" in den Verfahren des Schärens und Wirkens, Strähle und Hess sei stark im Stricken und Weben. Mit Sting sei Strähle und Hess "einziger spezialisierter Anbieter" für die Automobilindustrie, der textile Lösungen fürs Interieur mit Strick-, Wirk- und Webprodukten anbieten könne.