Interview: "Helfer vor Ort" absolvieren jährlich Hunderte Einsätze / DRK freut sich über weitere Freiwillige

Bisingen/Grosselfingen. Die "Helfer vor Ort" (HvO) des Deutschen Roten Kreuzes Bisingen (DRK) sind für die Gemeinden Bisingen mit Teilorten und Grosselfingen zuständig. Über die HvO und ihr Aufgabenfeld haben wir mit dem DRK-Bereitschaftsleiter Patrick Bogenschütz gesprochen:

Was ist ein Helfer vor Ort?

Helfer vor Ort kommen immer dann zum Einsatz, wenn die ehrenamtlichen Helfer den Ort eines Notfalls schneller erreichen können als der Rettungsdienst oder wenn das nächste Rettungsfahrzeug noch im Einsatz ist. Wir werden automatisch bei lebensbedrohlichen Verletzungen und Erkrankungen von der Leitstelle zusätzlich zum Rettungsdienst und dem Notarzt alarmiert.

Ist die Aufgabe ehrenamtlich?

Ja, wir sind neben unserem eigentlichen Beruf ehrenamtlich als Helfer vor Ort tätig.

Werden Sie für Einsätze vom Arbeitgeber freigestellt?

Leider liegt eine Freistellung vom Arbeitgeber bei den meisten Helfern noch nicht vor. Dann wird der Einsatz nur gefahren, wenn wir frei haben.

Was machen Sie am Einsatzort?

Die Helfer vor Ort geben am Einsatzort unter anderem die erste Einschätzung der Lage, fragen das Krankheitsbild ab und geben Rückmeldung an die Leitstelle. Wir informieren die Angehörigen über den Ablauf des Einsatzes und geben psychische Unterstützung in der Ausnahmesituation. Die HvO werden automatisch bei lebensbedrohlichen Verletzungen und Erkrankungen von der Leitstelle zusätzlich zum Rettungsdienst und dem Notarzt dazu alarmiert.

Was bringt der Einsatz der HvO?

Unser Einsatz ermöglicht ein früheres Eintreffen, wir sind schon drei bis fünf Minuten nach der Alarmierung als Erste vor Ort. Wir können am Einsatzort schon mit den Maßnahmen beginnen, Informationen ermitteln, aber auch eine schnelle Rückmeldung an die Leitstelle gegeben.

Wie läuft so ein Einsatz ab?

Die Helfer werden per digitalem Meldeempfänger alarmiert und fahren dann direkt zum Einsatzort. Dabei ist die Ausstattung immer in den Privatfahrzeugen der Helfer, um keine Zeit zu verlieren. Vor Ort wird bei Verletzungen zum Beispiel die Wunde abgedeckt, der Kreislauf überwacht und die Krankheitsgeschichte abgefragt. Nach dem Eintreffen des Rettungsdienstes wird dieser unterstützt und den Angehörigen erklärt, was genau gerade passiert. Wird der Patient zur weiteren Versorgung transportiert, zum Beispiel in ein Krankenhaus, führen die Helfer noch die gesetzliche Dokumentationspflicht und eventuell noch eine Einsatznachbereitung durch.

Welche Qualifikation braucht man, um Helfer vor Ort zu sein?

Die Helfer sind Mitglieder im DRK Bisingen und haben eine Ausbildung erweiterter Sanitätslehre, die sie im DRK ausgebildet wurde. Es werden laufend bei Dienstabenden und Fortbildungen geschult. Die Ausrüstung und die Ausbildungen werden durch das DRK Bisingen erwirtschaftete Mittel und Spenden finanziert und den Helfern zur Verfügung gestellt. Bei den Einsatzzahlen sieht man, was diese ehrenamtlichen Helfer leisten: Im Jahr 2018 wurden die Helfer vor Ort Bisingen 380 mal, 2019 sogar 470 mal alarmiert.

Wie hat sich Ihre Tätigkeit seit Corona verändert?

Im ersten Lockdown dieses Frühjahr war es dem Deutschen Roten Kreuz zum Schutz der Helfer nicht erlaubt, Helfer-Vor-Ort-Einsätze zu fahren. Die Auflagen, um die Helfer ausreichend vor Infektionen zu schützen sind so hoch, dass ein Ausrücken organisatorisch und finanziell in Bisingen und Grosselfingen nicht zu ermöglichen ist. Da alle Helfer ehrenamtlich dabei sind und einen Beruf und Familie haben, steht der Schutz der Helfer und damit die Einsatzfähigkeit des DRK im Vordergrund. Den Helfern vor Ort wäre es sehr wichtig, wieder Einsätze zu fahren. Uns fehlt der Kontakt zur Bevölkerung und Menschen in Not in Bisingen und Grosselfingen helfen zu können und dabei das gelernte Wissen und Können anwenden zu können.   Die Fragen stellte Alexander Kauffmann.