Foto: Kauffmann

Jahrhunderprojekt kostet rund 15 Millionen Euro. Arbeiten Schritt für Schritt.

Bisingen - Der vergangene Montag dürfte als wichtiges Datum in die Geschichte der Burg Hohenzollern eingehen: Mit dem Bau des ersten Gerüsts ist der Startschuss für die Sanierung dieses nationalen Denkmals gefallen. Wir haben die Baustelle besucht.

"Es ist ein Jahrhundertprojekt, das am Montag begonnen hat", sagt Burgmanagerin Anja Hoppe, während neben ihr die Gerüstbauer am Werk sind. Die raue Witterung auf dem mehr als 800 Meter hohen Zoller haben dem Mauerwerk zu schaffen gemacht, und deshalb ist die Sanierung nötig. Die Arbeiten beginnen mit dem Bau eines Gerüsts direkt neben dem Aufgang. In drei Wochen soll es stehen. In dieser Zeit ist der Fußweg vom Parkplatz gesperrt, eine Umleitung ist eingerichtet.

Das Besondere: Das Gerüst wird in den kommenden fünf Jahren der Mauer entlang verschoben. Saniert wird jeweils eine Fläche von etwa 250 Quadratmetern. Das heißt: Die Bastionsmauer der Burg wird zu keinem Zeitpunkt komplett eingerüstet sein. Die Baustelle ›wandert‹ sozusagen um die Burg herum. Gebaut wird neben dem Adlertor auch ein Aufzug, mit dem Baumaterial und später auch Personen transportiert werden können.

Die für Burgbesucher offensichtlichste Veränderung entsteht direkt vor dem Adlertor: Dort wird die Fläche in Richtung Hang auf rund 50 Quadratmeter vergrößert, sodass für die Anlieferung des Baumaterials mehr Platz ist. Dies sind in der Hauptsache behauene Blöcke aus gelbem Angulatensandstein vom Steinbruch in Grosselfingen. Dort wird das Material bearbeitet und die Bauarbeiter setzen es wie in einem Puzzleteil in die Lücken ein. "Wir rechnen pro Quadratmeter mit zwei Tonnen Steinen", erklärt Lars Zedler von der ausführenden Baufirma.

Schwerstarbeit werde nicht gesehen

Sind die Steine beim Adlertor angekommen, werden sie im Aufzug nach auf die Burgmauer geschickt – und danach beginnt die Handarbeit: Die Bauarbeiter müssen die Steine auf dem Gerüst von Hand tragen. Zedler: "Wir arbeiten uns von oben nach unten." Ist das Gerüst erst einmal weg, sehen Betrachter in der Mauer nur noch die Steine, die neu eingesetzt worden sind – wohl aber nicht die Schwerstarbeit, die zuvor geleistet wurde. Bis das Bauwerk aus Stahl weiterwandert, dauert es wohl bis Ende Juni 2020.

Dass das Jahrhundertprojekt an der Mauer beginnt, ist kein Zufall. Den Arbeiten ist eine lange Planungszeit vorausgegangen. Dabei ist untersucht worden, welche Teile der Burg am dringendsten erneuert werden müssen. Das Ergebnis: die Mauer. Theoretisch könnte sie mit Beton stabilisiert werden, erklärt Katharina Schaller vom Stuttgarter Planungsbüro beim Vor-Ort-Termin. Doch das Ziel der Arbeiten sei, ursprüngliche Bausubstanz zu erhalten.

Und das macht die Sanierung der Burg auch so umfangreich. Die Steine, die verbaut werden müssen, entsprechen exakt den Steinen, die schon verbaut sind. Ganz wichtig für Schaller: Der Mörtel muss der originale aus der Zeit des Baus sein. Zugesetzt habe der Mauer zwischenzeitlich vor allem Wasser, das von oben eingedrungen ist. Gerade bei Frost entstünden viele Schäden. Auch an der Auffahrt gebe es viele Stellen, die vom Salz zerfressen seien. Teils sind die Steine so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden müssen. Wo die alten Teile des Mauerwerks hin kommen? Als Füllmaterial zurück in den Steinbruch in Grosselfingen.

Auch das hat mit der Burgsanierung zu tun: Der Weihnachtsmarkt wird dieses Jahr wohl auf dem Parkplatz stattfinden. Hoppe spricht von einer "Waldweihnacht", falls das Wetter mitspielt. Warum? Man wolle die Besucher daran gewöhnen, dass auch weiter unter der Burg etwas passiert. Die fortschreitende Sanierung wird sicher noch die eine oder andere vorübergehende Änderung mit sich bringen.

Ein Gerüst neben der Burg? Da könnte doch manch ein dreister Gauner auf schlechte Gedanken kommen. Doch die Burg ist dagegen gewappnet: Wie Burgmanagerin Anja Hoppe erklärt, würde der Bereich des Gerüsts besonders gut kontrolliert. Unter anderem würden dort Kameras zur Überwachung installiert.