Das Preußeninstitut in gemütlicher Runde: vorn rechts Präsident Harald Seubert, hinten rechts der stellvertrende Vorsitzende Albrecht Jebens und links hinten der Vorsitzende Rolf Sauerzapf. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Preußeninstitut und Zollernkreis pflegen alte Ideale / Jahrestagung in der Burg Hohenzollern

Von Willy Beyer

Burg Hohenzollern/Hechingen. Preußen, die Idee mit Herkunft und Zukunft: Dem Motto ihres Vereins und dem preußischen Staatgedanken verpflichtet, trafen sich am Wochenende das Preußeninstitut und sein Zollernkreis zu ihrer Jahrestagung.

Dass in seinem Land "ein jeder nach seiner Façon selig werden" kann, ist ein recht populärer Ausspruch von Preußenkönig Friedrich II., genannt der Große. Preußen, das erste große Land der Welt, in dem die allgemeine Schulpflicht galt (ab 1717), war auch das erste Land mit Religionsfreiheit.

Die Abschaffung der Folter unter dem Preußenkönig sowie der Sklaverei noch zur Kurfürstenzeit sind weitere Merkmale toleranter Staatsführung, eine Idee, die Albrecht Jebens als zweiter Vorsitzender des Vereins im Gespräch mit unserer Zeitung als Ziel formulierte, die die Mitglieder eint.

Die Mitglieder des Preußeninstituts kamen aus ganz Deutschland angereist, um von Freitag bis Sonntag bei einem straff durchorganisierten Programm Bilanz zu ziehen und Ausblick zu halten: von der Nordseeküste, aus Berlin, Bayern, Nordrheinwestfalen, den neuen Bundesländern und aus Baden-Württemberg. Vorträge, Burg- und Stadtführung und gemeinsame Mahlzeiten wechselten einander ab, und am Ende gab es am Sonntag in der evangelischen Johanneskirche einen Gottesdienst, in dem der Kirchenrat und Vereinsvorsitzende Rolf Sauerzapf die Predigt hielt.

Allerdings lief nicht alles wie am Schnürchen. Das für Samstagabend im Innenhof der Burg angekündigte Platzkonzert der Stadtkapelle Hechingen fiel aus. Das Orchester habe nicht genügend Bläser zusammenbringen können, hieß es.

Die Befürworter des preußischen Staatsgedankens hatten ihren Verein 1969 in Anwesenheit von Louis Ferdinand Prinz von Preußen in der Burg Hohenzollern gegründet. Dort fanden auch meist die Jahrestagungen statt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands suchte sich das Preußeninstitut auch andere Tagungsorte und kam nur noch sporadisch in die Burg. Die letzte Tagung in Hechingen stand 2009 unter dem Titel "Die Zukunft Preußens". Letztmalig kam damals Wolfgang Stribrny als Präsident nach Hechingen. Er starb 2011 im Alter von 76 Jahren.

Sein Nachfolger ist nun der 45-jährige Harald Seubert, der an der Universität Bamberg Philosophie und ab September zusätzlich Religionswissenschaft in Basel lehrt. Er hielt bei der Jahrestagung am Wochenende den Hauptvortrag: "Friedrich der Große – was bleibt?"

Die Tagung bot dem Verein auch Anlass, Bilanz seiner Arbeit in 43 Jahren zu ziehen. Der 1946 geborene Politikwissenschaftler Jebens sieht angesichts von Werteverlusten und einer "fehlenden Glaubwürdigkeit" vieler Politiker die kommende Zeit als Herausforderung. Seine Prognose: "Die preußischen Tugenden bleiben modern und werden sogar an Bedeutung gewinnen", sagte er.