Die Bildungspatenschaften kommen der Nachwuchsarbeit zugute, zunächst vor allem der Jugendkapelle (Foto). Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Unterstützung: Wolfram Dehner: Man verlernt es einfach nie / Zahl der Bildungspatenschaften ist geheim

"Musik ist ein cooles Hobby: für sich selbst, für die Gemeinschaft und für die Öffentlichkeit", sagt der Vorsitzende des MVB, Wolfram Dehner. Doch wegen der Corona-Krise befürchtet er, dass Eltern bei der Musik-Ausbildung ihrer Kinder sparen.

Bisingen. "Musik für alle" heißt das Projekt, mit dem der Musikverein Bisingen den Zugang zur Musikausbildung Menschen aus allen Schichten und Altersgruppen ermöglichen will.

Dehner: "Durch die Corona-Krise ist es leider nicht mehr auszuschließen, dass Haushalte in finanzielle Schieflage geraten. Die Familien müssen daher zwangsläufig ihr Einsparpotenzial prüfen." Dehner hat daher die Befürchtung, dass die für die Kinder wichtige musikalische Ausbildung gestrichen wird – und dass sich Musik eben doch nicht mehr alle, sondern nur noch wenige leisten können.

Tatsächlich kann die Ausbildung teuer werden. Die Früherziehung an der Blockflöte ist noch für viele erschwinglich, viel Geld kann jedoch die Ausbildung an Instrumenten kosten. Eine Schulungsstunde mit 45 Minuten an einem Saxofon in einer Zweiergruppe einmal pro Woche kostet beispielsweise 45 Euro pro Monat. Eine halbe Stunde Einzelunterricht liegt bei 60 Euro. "Riesen Summen" kommen da zusammen, sagt Dehner. Denn auf die Jahre gerechnet summieren sich die monatlichen Gebühren. Und das Instrument? Kann auch schnell mehrere Tausend Euro kosten. Der Förderverein unterstütze den Kauf eines Instruments daher mit zinslosen Krediten. Und auch Bildungspatenschaften bietet der Verein an. Wie viele das sind? Das will Dehner auch auf Nachfrage nicht beantworten. "Das weiß niemand, damit sich niemand überlegt, wer es sein könnte", erklärt Dehner seine Zurückhaltung. Das sei eine Sache zwischen ihm und den Eltern, die es betrifft.

Die Bildungspatenschaften sind ein Teil des Projekts "Musik für alle". In der Praxis bedeutet es, dass die musikalische Früherziehung kostenfrei ist. Die Voraussetzungen für solche Bildungspatenschaften sind, dass ein Anspruch laut Bildungs- und Teilhabegesetz besteht. Anspruch auf Leistungen nach diesem Gesetz besteht unter anderem, wenn Eltern einen Kinderzuschlag oder Wohngeld beziehen (bei Bezug von Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder Sozialhilfe). Durch das im vergangenen Jahr in Kraft getretene Starke-Familien-Gesetz wurde der Zugang zum Bildungs- und Teilhabegesetz erleichtert. Der Teilhabebeitrag kann etwa für Musikausbildung genutzt werden. Auch Eltern, die aufgrund der Krise einen Corona-Kinderzuschlag erhalten, können eine Bildungspatenschaft in Anspruch nehmen.

Mit diesen staatlichen Zuschüssen ist ein Teil der Kosten schon einmal abgedeckt. Den Rest übernimmt der Musikverein. Bei der Bildungspatenschaft kommen für die musikalische Früherziehung keine Kosten für die Familien zu; bei der späteren Instrumentalausbildung geben die Eltern den Betrag aus, den sie auszugeben in der Lage sind. Dehner: "Als ich die erste Bildungspatenschaft abgeschlossen habe, haben die Eltern vor Freude geweint", erinnert sich der Vorsitzende. "Es darf in der heutigen Zeit nicht mehr vorkommen, dass ein Kind nur aus Kostengründen kein Instrument lernen kann."

Auf die Frage, ob der Musikverein selbst durch die Corona-Krise – und auch wegen der Kosten für die Bildungspatenschaften – in finanzielle Schieflage gerät, antwortet Dehner: "Ja, wir haben, wie alle anderen Vereine auch, Ausfälle und die Ausgaben laufen ungebremst weiter." Das gehe allen so.

Dehner weiter: "Für die Finanzierung der Bildungspatenschaften werde ich alles nur Erdenkliche unternehmen, damit wirklich alle Kinder die Chance bekommen, ein Instrument zu erlernen und wenn ich auf den Knien bei den Sponsoren oder Banken um Geld für die Bildungspatenschaften betteln muss."

  Das Projekt Zum Projekt "Musik für alle" gehört auch die Initiative, Erwachsene an Instrumenten auszubilden. Seit gut zwei Jahren lernen Erwachsene zwischen 25 und 64 Jahren gemeinsam in Orchesterproben ihre Instrumente. Sie kommen aus dem gesamten Zollernalbkreis, aber aus Bodelshausen und Horb-Dettingen. Auch ein Sinfonieorchester ist Teil des Projekts.

  Ansprechpartner

Wenn sich Eltern nicht sicher sind, ob sie die Voraussetzung für einen Anspruch nach dem Bildungspaket erfüllen, können sie sich an Wolfram Dehner, Vorsitzender des Musikvereins Bisingen, unter der Telefonnummer 01 78/ 1 33 46 37 oder wedebisi@gmx.de wenden.