Das Bisinger Traditionsgasthaus Rose wird 200 Jahre alt. Das große Bild oben zeigt das Häuserensemble in der Ortsmitte um 1900, die andere Außenaufnahme stammt von etwa 1950. Mehr als 30 Jahre lang führten Maria Lacher, 1999 gestorben, ihr Ehemann Eugen Lacher und Hildegard Schell (von links) das Gasthaus. Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Weit mehr als nur eine Wirtschaft: Das Gasthaus Rose in Bisingen wird 200 Jahre alt.

Bisingen - Mehr als nur eine Wirtschaft: Das Gasthaus Rose in Bisingen wird 200 Jahre alt. Das Gebäude und seine Inhaber prägten die Dorfkultur mit.

Im Rathausarchiv ist die Gaststättenanmeldung archiviert, die bezeugt, dass das Gasthaus im Jahr 1810 seine Pforten öffnete. Die "Rose" ist eins von zehn Wirtshäusern mit langer Geschichte, von den heute noch sechs existieren. Sie stehen für ein Stück Geschichte, die es so nicht mehr gibt. Aber von diesen "alten Zeiten" wird bis heute gerne erzählt, und das nicht nur am Stammtisch.

Diskretes Schulden "anschreiben" im Schuldenbüchle

Noch vor einigen Jahrzehnten waren die Wirtshäuser kommunikativer Treff schlechthin im Dorf. Die Männer trafen sich hier an den Sonntagen nach der Messe, auch mancher verregnete Tag, der zur Feldarbeit nicht taugte, wurde hier verbracht. Manche kamen auch täglich, was deren Frauen vermutlich weniger passte – der Preis dafür, mit einem Ortsoriginal verheiratet zu sein.

Nette Geschichte am Rande: Für Fälle, wenn’s mal wieder lustiger wurde als geplant, konnten die Gäste "anschreiben" lassen und auch später zahlen. Anders als in anderen alten Wirtshäusern, die die Schulden für jedermann ersichtlich auf Schiefertafeln schrieben, ging es in der "Rose" diskret zu. In der Schublade lag ein schwarzes "Schuldenbüchle", in dem sich die Namen und die offenen Zechen befanden: eine Bratwurst und fünf Bier konnte das beispielsweise sein.

Kicker sperren Wirt im Keller ein

Am Stammtisch wurden die bewegenden Themen durchgekaut: Arbeit, Gemeindepolitik und der neueste Tratsch im Flecken. Die einen droschen Zoten und lieferten sich schlagfertige Dialoge, andere spielten einfach Karten. Die Räusche verflogen, aber so manche Episode hat sich bis heute gehalten. Zum Beispiel die Geschichte, als Bisinger Fußballer den Wirt Karl Schoy in seinem eigenen Keller einsperrten. Der Fall spielte sich vermutlich in der Nachkriegszeit ab. Schoy, der als gutmütiger Kerl galt, wollte Feierabend machen und nichts mehr ausschenken. Als er in den Keller ging, klappten die Kicker den Deckel zu. Er dürfe nur wieder hoch, wenn er was zum Trinken mitbringe, lautete die Forderung. Am Ende wurde der Zapfenstreich verlängert.

Jubiläumsfeier am Samstag und Sonntag, 25. und 26. September

Aber die Bisinger kamen nicht nur der großen "Rosenschnitzel" und dem hausgemachten Kartoffelsalat wegen. Wie es sich für eine Institution gehört, war sie auch immer Teil der örtlichen Kultur. Dazu gehörten die Gesangsauftritte der Schwestern Maria Lacher und Hildegard Schell, die die Gäste mit Volks- und Heimatliedern unterhielt. Im Rosensaal, wie auch im Lamm- und Zollersaal, fanden über Jahrzehnte hinweg die Veranstaltungen und Feiern statt – von größtenteils noch öffentlichen Hochzeiten, ausgelassenen Fasnetsbällen, Weihnachtsfeiern bis hin zu regelmäßigen geselligen Tanzveranstaltungen.

Günter Hodler kann sich noch lebhaft erinnern an die Zeit, als er zusammen mit Heinz Marquardt und Reinhold Wagner als "Blue Boys" zu Tanzveranstaltungen spielte. Die Eintritt kostete damals 1,50 Mark, die Band spielte für ein warmes Essen und Getränke. Die Vereine hatten ihre Vereinsgaststätte, weil es noch keine Klubheime gab.

Das 200. Jubiläum der "Rose" will Pächterehepaar Marina und Werner Maurer am Samstag und Sonntag, 25. und 26. September, feiern. Dazu werden ein Festzelt und Marktstände auf dem Parkplatz aufgebaut. Heimische Künstler und Gruppen treten auf. Geplant ist ein volkstümlicher Abend mit Bieranstich und Unterhaltung.