Emmi Hodler ist frohen Mutes: Sie häkelt am Fenster allerlei pfiffige Kreationen.Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Wie geht es den Senioren in Betreuungseinrichtungen?

Vor allem ältere Menschen gehören zur Risikogruppe, die vom Coronavirus besonders gefährdet sind. Wie gehen die Senioren mit dieser neuen Situation um? Wir haben uns in den Einrichtungen in Bisingen und Grosselfingen umgehört.

Bisingen/Grosselfingen. An der Sitzgruppe im Foyer der Seniorenwohnanlage beim Haus im Park hält Emmi Hodler lächelnd eine selbst gehäkelte Decke: Damit beschäftigt sie sich im Moment, denn sie hält sich an die offiziellen Corona-Empfehlungen. In einem Schreiben an die Bewohner heißt es: "Sie gehören zur Altersgruppe, bei der ein schwerer Krankheitsverlauf nach Infektion mit dem Coronavirus wahrscheinlicher ist als bei jungen Menschen." Geraten wird, soziale Kontakte in Form persönlicher Begegnungen auf das Minimum zu reduzieren. Und wenn es nicht vermeidbar ist: Abstand halten – genauso wie beim Vor-Ort-Termin diesen Montag. Diese neue Situation hat auch den Alltag der Senioren verändert. Zum Beispiel: Das Essen wird nicht mehr ins Zimmer gebracht, sondern sicherheitshalber vor die Tür gestellt. Die Senioren müssen es dann selbst holen.

Einkaufen geht Hodler nicht mehr selbst. Das übernimmt ihr Sohn für sie. Ihre Kinder können beruhigt sein: "Sie wissen, dass ich sehr selbstständig bin." Auf Umarmungen verzichtet sie im Moment jedoch. Hodler: "Ich möchte, dass es meinen Kindern gut geht. Das tut ein bisschen weh, aber man muss damit leben."

Dankbar zeigt sie sich, dass der Hilfsdienst des Hauses "gut funktioniert", dass "man Pflege bekommt, wenn man sie braucht und dass man ja eigentlich nicht allein und einsam sein muss, so wie sehr viele alte Leute in einer Großstadt". Und in den Gesprächen, auch am Telefon, erhält sie dann die beruhigende Gewissheit, dass es den Freunden ähnlich geht wie ihr selbst. Man habe "schon so manche schlimme Zeit hinter uns, nicht wahr?", meint die 89-Jährige.

Viel restriktiver sind die Bestimmungen dagegen nur wenige Meter nebenan im Pflegeheim. Besuche sind dort nur noch in dringenden Ausnahmefällen möglich. Die gleichen Vorschriften gelten für das Betreuungs- und Pflegeheim in Grosselfingen.

"Bis jetzt geht’s noch", berichtet Heimleiterin Julia Wolf. Allerdings: "Jeder ist enttäuscht", wenn die Angehörigen nicht mehr kommen können. "Viele Senioren haben ein zusätzliches Telefon erhalten", berichtet sie weiter – vor allem solche, die sich vor der Corona-Pandemie nahezu täglich über Besuch gefreut haben. Sie können mit ihren Angehörigen nun wenigstens telefonisch in Kontakt bleiben.

Wolf: "Für alle ist das eine schwierige Zeit." Das Betreuungspersonal biete den Senioren nun gezielt Gespräche an, die sie sonst vielleicht mit den Angehörigen geführt hätten, die nun nicht mehr so einfach kommen können. Außerdem sind kürzere Spaziergänge im Garten möglich: Dort könne man gut ausweichen – und den Mindestabstand einzuhalten.