Der junge Mann soll die Drogen bei einem Kumpel deponiert haben. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

Junger Bisinger steht vor Hechinger Landgericht. Marihuana, Kokain und Ecstasy-Pillen bei Kumpel gelagert.

Bisingen/Hechingen - Weil er in großem Stil mit Drogen gehandelt hat, muss sich seit Montag ein 25-jähriger Bisinger vor dem Hechinger Landgericht verantworten. Mitangeklagt ist sein zwei Jahre jüngerer Kumpel, weil dieser ihm erlaubt hatte, den Stoff im Haus seiner Großeltern zu bunkern.

Spätestens seit Mai des Jahres 2019 hat ein junger Mann aus Bisingen mit Marihuana in beträchtlichem Umfang gehandelt. Jetzt muss er sich vor Gericht wegen mindestens 300 Fällen verantworten. Unter seinen 45 Abnehmern befanden sich auch Minderjährige, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Am gestrigen Montag war Verhandlungsauftakt:

Der Angeklagte

Als Kind ist der Angeklagte mit seinen Eltern öfter umgezogen, bis die Familie schließlich in Bisingen sesshaft geworden ist. Er besuchte zunächst eine Förderschule, ging dann in Balingen und Hechingen in schulische Einrichtungen, besuchte ein Gymnasium, bevor er dann seine Schulausbildung abbrach, weil er an einer Psychose erkrankte – die habe auch an seinem Drogenkonsumgelegen, der stetig größer wurde, wie er am Montag vor Gericht aussagte.

Er arbeitet dann in einer Firma in Balingen, wo er sich Stück für Stück hocharbeitete und schließlich die Möglichkeit erhielt, eine Ausbildung zu machen. Auch diese brach er ab: "Irgendwann habe ich zu viel von diesem synthetischen Zeug geraucht", begründete er diesen Schritt vor dem Richter und sprach von einer "sozialen Leere", die er verspürt habe. Im März dieses Jahres flog er schließlich auf, die Polizei konfiszierte 16 Kilogramm Marihuana, sowie Kokain und Ecstasy-Pillen.

Das Drogendepot

Den Stoff hatte er bei einem Kumpel gelagert, genau genommen im Haus dessen Großeltern, einer ehemaligen Gastwirtschaft. Die Großeltern wohnen im Ausland, das Gebäude stand leer. Seinem heute 23-jährigen Kumpel zahlte er monatlich 300 Euro dafür, dass er den Speicher des Hauses als Depot nutzen durfte. Der Freund räumte zwar ein, von dem Marihuana gewusst zu haben, nicht jedoch über die Menge und die Bezugs- und Verkaufswege informiert gewesen zu sein. Von dem Koks und den Pillen soll er überhaupt nichts gewusst haben. Er gab zudem an, selber keine illegalen Drogen zu konsumieren.

Die drohenden Strafen

Das Gericht, die Staatsanwältin sowie die Verteidiger der jungen Männer hatten im Rahmen der Gerichtsverhandlung ein sogenanntes Verständigungsgespräch geführt. Darin einigten sie sich darauf, im Falle eines Geständnisses der Angeklagten einen bestimmten Strafrahmen abzustecken. Dem 25-Jähigen drohen nun zwischen sechseinhalb und sieben Jahren Haft – was dessen Freundin im Zuschauerraum zu einem Weinausbruch veranlasste. Sein Komplize könnte mit einer Bewährungsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren davonkommen. Beide Männer zeigten sich mit dem Deal einverstanden.

Fortsetzung folgt

Die Verhandlung im Hechinger Landgericht wird am Donnerstag, 10. September, um 9 Uhr fortgesetzt.

Nicht zu verwechseln ist dieser (vergleichsweise kleinere) Fall mit einem bedeutend größeren: Demnächst soll am Hechinger Landgericht nämlich ein weiterer Drogenfall verhandelt werden. Ein 27-Jähriger hatte in einer Lagerhalle im Bisinger Industriegebiet Hinter Stöck 77 Kilogramm Marihuana gelagert. Es war der bisher größte Rauschgiftfund im Zollernalbkreis.