Hans-Peter Grohmann in der Fabrikhalle im Industriegebiet Hinter Stöck; Formen aus Quarzsand (rechts); Mitarbeiter, die an der Heidelbergstraße flüssiges Metall in eine Form gießen.Fotos: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Unternehmen: Ein Rundgang durch die Gießerei am Ortseingang Bisingens / Flüssiges Metall hat 750 Grad

Die meisten fahren an der Firma Grohmann nur vorbei. Doch was genau passiert in den Fabrikhallen an der Heidelbergstraße? Ein Rundgang mit Hans-Peter Grohmann.

Bisingen. Zwei Mitarbeiter tragen einen Behälter mit bodelndem Aluminium heran. 750 Grad hat das verflüssigte Material. "Vorsicht, gehen Sie besser zurück", warnt Hans-Peter Grohmann. Auf der Haut spürt man die drückende Hitze. Mitarbeiter gießen gerade ab, während Grohmann erklärt, dass das einmal Lüfter für Lastwagen werden. Das Metall umfließt einen Abdruck aus Quarzsand, härtet aus und nimmt die Form beim Auskühlen an. In der gesamten Unternehmensgruppe sind auf diese Weise 6500 Tonnen Gussteile im Jahr 2018 entstanden.

Scharrhebel und Gehäuse

Viele Autofahrer sehen die Fabrik an der Heidelbergstraße am Ortseingang täglich, aber die wenigsten wissen, dass sie vielleicht Geräte mit Teilen besitzen, die dort entstanden sind. So werden Bremsscheiben für mehrere Autohersteller gegossen, verschiedene Batteriewannen für elektrisch betriebene Fahrzeuge, ölführende Teile und Ladeluftleitungen für Daimler-Lastwagen, Gehäuse für Maschinen, mit denen Zahnprothesen hergestellt werden, Scharrhebel für landwirtschaftliche Nutzgeräte, Lagertraversen für Acht- und Zwölf-Zylinder-Motoren. Kunden hat Grohmann auch im Bereich Straßenbaumaschinen und in der Elektroindustrie.

Grohmann: "Den größten Anteil an der Produktion hat der Sandguss". In den vergangenen Jahren habe dieses Verfahren, das in den Fabrikhallen an der Heidelbergstraße angewendet wird, an Bedeutung gewonnen, "weil es technisch anspruchsvoll ist". Die Konkurrenz kann das nicht ohne Weiteres kopieren. "Im Sandguss gehören wir bundesweit zu den Top-3", zeigt sich Grohmann stolz.

Gründung und Wachstum

Das Unternehmen produziert in der dritten Generation am Standort Bisingen. Dazu kommen Standorte in Mühlacker, Ötisheim, Hirrlingen und Schopfheim. 600 Mitarbeiter beschäftigt Grohmann, davon in Bisingen 240.

Gegründet wurde die Firma in Georgswalde im heutigen Tschechien. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Grohmanns geflüchtet und haben in den 50er-Jahren in Bisingen erneut einen Gießerei-Betrieb eröffnet. Ab 2003 wächst das Unternehmen stark: 2006 und 2008 kauft Grohmann Fabrikhallen am Heimatstandort, ab 2016 werden die zugehörigen Firmen in einer Holding organisiert. Die Brüder Hans-Peter und Wolfgang Grohmann schieden aus dem operativen Geschäft aus, sind seither aber Geschäftsführer dieser Holding.

Der unerwartete Einbruch

Das Jahr hat noch gut begonnen: "Das erste Quartal 2020 haben wir mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen." Doch "Corona kam so schnell und heftig, dass man sich darauf nicht einstellen konnte". Und weiter: "Das zweite Quartal war ein Desaster." Im April und im Mai sei der Umsatz um die Hälfte zurückgegangen. Seither gibt es Kurzarbeit und Investitionen wurden zurückgestellt.

Die Zukunft wird besser

Wann es wieder aufwärts gehen könnte? Grohmann geht davon aus, dass die Krise wohl noch länger dauern wird. Es könne schon 2022 werden bis es der Konjunktur wieder besser geht. "Die Nachfrage aus den Bereichen Nutzfahrzeuge ist eingebrochen, denen geht es wieder etwas besser, aber jetzt im Herbst bricht der Maschinenbau ein", so die Prognose Grohmanns – und damit spricht er für viele Firmen seiner Branche. In Zahlen ausgedrückt: Grohmann rechnet für 2020 mit einem Umsatz in der Gruppe von etwas weniger als 80 Millionen Euro, für 2018 sind noch 105 Millionen Euro, für 2019 92 Millionen Euro dokumentiert.

Bei der Führung durch die Produktionshallen geht es weiter. Über die Herstellung einer Ladeluftleitung sagt Grohmann: "Mit einem Abguss stellen wir acht Stück her." Wir treten zur Seite. Der nächste Behälter mit heißem Metall wird herangetragen.