Wir haben uns schlau gemaxcht, warum es den Nachnamen in dem Ortsteil so häufig gibt

Wer mit Nachnamen Bogenschütz heißt, kommt höchstwahrscheinlich aus Zimmern. Warum gibt es den Namen ausgerechnet dort so oft? Das haben wir Historiker Otto Bogenschütz, der aus dem Ortsteil stammt, gefragt.

Bisingen-Zimmern. Ist in Zimmern eigentlich jeder Bogenschütz mit jedem Bogenschütz verwandt? "Das kann man annehmen und liegt nahe, lässt sich aber kaum noch nachvollziehen", sagt Otto Bogenschütz, profunder Kenner der Geschichte des kleinsten Teilorts im Kirchspiel. Er weiß manch eine Anekdote über seinen Nachnamen. Zum Beispiel die über den Brief mit der Erbschaft: "Niemand wusste, welche Anna Bogenschütz gemeint ist – und der Brief ging so lange im Dorf herum, bis jeder wusste wie viel sie erbt." Das war in den 1960er-Jahren. Wie kommt es aber, dass in Zimmern der Name so häufig vorkommt?

Familie Bogenschütz war ziemlich geschickt darin, sich Wald- und Flurstücke anzueignen

Erstmals erwähnt wurde der Nachname im Jahr 1320 in Zusammenhang mit Dokumenten, in denen es um Grundstücksverhandlungen ging. Bogenschütz ist dabei als Richter erwähnt, der diesen Fall verhandelte. Er hatte drei Kinder: Balthasar, Kaspar und Jakob. Der Erste zog nach Weilheim, die beiden anderen blieben. Sie bekamen insgesamt neun Kinder – von denen viele den Namen "Bogenschütz" behielten (und erhielten).

Die Kinder waren nicht von schlechten Eltern: 14 Hektar Feld durfte Kaspar sein Eigen nennen – eine ganze Menge, vor allem für die Verhältnisse des Mittelalters. Viele Wald- und Flurstücke seien nach der Pest frei geworden – und allem Anschein nach war die Familie Bogenschütz ziemlich gut darin, diese in ihren Besitz zu bringen.

Die Bogenschütz-Familie wuchs, zumindest bis zum 30-Jährigen-Krieg (1618 bis 1648). "Nur zwei von insgesamt etwa 14 Bogenschütz-Familien haben die Kriegswirren überlebt", berichtet Otto Bogenschütz. Und weiter: "Vor dem Krieg waren die Menschen viel mobiler, das bedeutet: Auch der Heiratsmarkt war größer." Danach habe der Zollergraf das Heiraten stärker reglementiert. Seine Leibeigenen durften nur noch untereinander heiraten – und das schränkte den Heiratsmarkt ein. Das würde ja bedeuten, dass nach einiger Zeit alle mit allen verwandt sind – und deshalb nur noch Verwandte unter sich heiraten können?

Wenn die Geschwister untereinander heiraten wollten, brauchten sie eine Erlaubnis aus Rom

Stimmt zwar, aber: Heiratswillige brauchten eine bischöfliche Erlaubnis, wenn sie als Cousin eine Cousine (oder eine Cousine einen Cousin) heiraten wollten. Wollten Geschwister heiraten, war sogar eine Erlaubnis aus dem Vatikan in Rom nötig.

Otto Bogenschütz: "Man hat geschaut, dass man möglichst knapp danach jemanden kriegt" – einen Großcousin zum Beispiel. Auch das habe zur Verbreitung des Nachnamens Bogenschütz in Zimmern maßgebend beigetragen. Wie Otto Bogenschütz weiter erklärt, gab es noch ein weiteres Kriterium, das bei der Auswahl des Ehepartners eine Rolle spielte: der Besitz. Wenn das Erbe unter allen Kindern zu gleichen Stücken aufgeteilt wurde, waren immer solche Personen attraktiver, die wenige Geschwister hatten. Diese könnten nämlich mehr Besitz in die Ehe einbringen. Anzunehmen ist, dass solche Menschen in Zimmern dann oft ebenfalls den Nachnamen "Bogenschütz" trugen.

Übrigens könnte der Name auch in diesem Fall auf den ehemaligen Beruf der Ur-Bogenschütz-Familie hinweisen: "Sie taten ihren Dienst bei einer Belagerung auf der Burg. Bis zum Aufkommen der Schusswaffen waren sie die Hauptwaffe der Burgverteidiger." Sie haben sich auf der Gemarkung des heutigen Ortsteils Zimmern angesiedelt – und sind im Laufe der Jahrhunderte immer mehr geworden.