Psychologin Sigrid Meller hält Vortrag über Lernerfolge
Von Jörg Wahl
Bisingen. Stress ist Gift für kleine Seelen, Erfolgserlebnisse und Vertrauen geben Auftrieb: Einen Vortrag über Lernerfolge von Kindern hielt Sigrid Meller beim Förderverein der Grund- und Werkrealschule Bisingen. Zahlreiche Eltern nutzten das Angebot, vor allem Mütter kamen zum Vortragsabend. Sie erfuhren, wie sie ihre Kinder fördern und motivieren können, ohne sie zu überfordern. Meller ist Diplom-Pädagogin mit Zusatzausbildung für Lernstörungen. Sie leitet die pädagogisch-therapeutische Einrichtung des Lernforums Balingen.
Konzentration und Motivation seien die wesentlichen Voraussetzungen für kontinuierlichen Lernerfolg, so Meller. Konzentration sei die Aufmerksamkeit auf das, was gerade gemacht werde. Dafür sei körperliches und stressfreies Wohlbefinden nötig. Kinder müssten dazu ausgeschlafen und ausgeglichen sein, Fernsehen und Handys seien Störfaktoren. Viele hätten das Gefühl, sich nicht konzentrieren zu können, was allerdings nicht stimme. Eltern dürfen ihre Kinder dazu auffordern, sich zu konzentrieren.
Jedes Kind sei grundsätzlich motiviert, weil es sich schließlich weiterentwickeln wolle. Dazu brauche es allerdings die Hilfe der Eltern mit ihrem reichen Erfahrungsschatz. Wenn ein Schüler einen Sechser im Diktat bekommt, sei der Umgang der Eltern damit maßgeblich, ob die Note niederschmetternd ist oder nicht. Auch bei einem "Sechers" seien immer noch mehr Wörter richtig als falsch geschrieben. Der Schüler solle erst mal gelobt und getröstet werden. Im zweiten Schritt soll in einem Gespräch "auf Augenhöhe" überlegt werden, wie sich das Kind verbessern kann. Die richtigen Vorgehensweise und Geduld würden zum Ziel führen.
Zwischendurch brauchen Kinder ein Erfolgserlebnis. Dadurch würden im Gehirn förderliche Hormone ausgeschüttet, etwa Dopamin. Ruhe, Geborgenheit, Sicherheit, Wertschätzung, Akzeptanz und Hoffnung seien sehr wichtig; Stress, Hektik und Aufregung "wahre Gifte". Eine gute funktionierende Beziehung zwischen Eltern und Kindern sei mit entscheidend, ob aus den Kindern später "mal etwas wird".
Auch positive Gefühle sind am Arbeitsplatz wichtig, so Meller. Voraussetzungen für Wohlbefinden seien genügend Pausen, ausreichend Bewegung und tägliche Übungen. Eltern sollten selbstständiges Lernen ihrer Kinder fördern, Hilfe zur Selbsthilfe geben und gute Dinge zu loben. Damit steige das Selbstwertgefühl der Kinder. Belastende Beziehungen und beschämende Erfahrungen seien schädlich. Bei Dauerstress und Angst leide das Gedächtnis. Anerkennung und Wertschätzung sollten deshalb zum Alltag gehören. Eltern sollten darauf achten, dass Kinder ihre Hausaufgaben machen. Dabei sei es egal, wann dies geschieht. Kompromisse und Möglichkeiten der Selbstbestimmung dürften nicht fehlen.