Die chinesische Fotografin Xiowei Ju bringt zur Vernissage in der Burg Familienmitglieder und Kollegen mit

Von Erika Rapthel-Kieser

Bisingen. Bevor die ausgestellten Fotos in der Burg Hohenzollern angeschaut wurden, wurden erst mal selber welche gemacht. Rund 25 Freunde, Kollegen und Familienmitglieder der chinesischen Starfotografin Xiowei Ju vergaßen am Sonntag ihre Zurückhaltung und drückten hundertfach auf den Auslöser.

Denn außer dem obligatorischen Gruppenfoto wollten alle auch ihr privates Portrait mit dem Hausherrn Prinz Georg Friedrich mit nach Hause nehmen. Der Burgherr nahm es mit asiatischer Gelassenheit, nahm sich die Zeit, lächelte freundlich und bewies nicht nur damit, wie herzlich und unkompliziert die preußisch-chinesischen Beziehungen mittlerweile sind.

"Männliche Mauern" hat die 57-Jährige Xiaowei Ju ihre Fotoserie von der Burg Hohenzollern genannt. Sie ist jetzt im Torturm der Burg zu sehen und wurde mit einer Vernissage am Sonntag eröffnet. Die Mauern der Hohenzollernburg wirken auf sie, so kommentierte Xiaowei Ju später beim Rundgang durch ihre Ausstellung mit dem Hausherrn, eben sehr stark, männlich und wehrhaft. Prinz Georg Friedrich erklärte den historischen Kontext und dass seine Vorfahren mit dem Wiederaufbau ihres Stammhauses im 19. Jahrhundert eben auch ihre Beschützerrolle für das Fürstentum weithin sichtbar manifestieren wollten.

Am Tag zuvor war im engsten Familienkreise seine kleine Tochter Emma getauft worden. Er und seine Frau verbrachten das Wochenende auf der Burg. Für die kleine Emma und Prinzessin Sophie gab es dann auch Geschenke der Künstlerin und ihrer Tochter Xiaocun Gao.

Als die Vernissage dann mit erheblicher Verspätung begann, bekannte Burgverwalterin Anja Hoppe, dass man solch Fotografen-Ansturm selbst auf der Burg fast nicht gewöhnt sei. Ob der vielen tausend Kilometer, die die chinesischen Gäste von Bisingen trennen und wegen der internationalen Freundschaft sei bei den Vorbereitungen der Ausstellung in der Verwaltung der Arbeitstitel dann auch "Die Weltausstellung" gewesen. Wie es zu der internationalen Begegnung kam, umriss der Kunstbeauftragte der Preußen, der gebürtige Geislinger und Kunsthistoriker Ulrich Feldhahn noch einmal. Er hatte die Fotografin und ihre Tochter im Juli 2014 beim Schleppen der Kameraausrüstung mit seinem Auto gewissermaßen aufgelesen. Die Drei kamen ins Gespräch. Feldhahn erfuhr über die internationale Arbeit der Künstlerin, lud sie zu einem weiteren Winter-Fototermin auf die Burg ein. Eine Freundschaft begann, die auch die Balinger Lehrerin Susann Egelhaaf mit einschloss, deren Video im Torturm begleitend zur Ausstellung zu sehen ist.

Der schwarzweiße Film erzählt von der Begegnung der beiden Chinesinnen mit dem deutschen Fotografen Edgar Herbst. Dessen Bilder von der Hohenzollernburg großflächig in der U-Bahnstation Hohenzollernplatz in Berlin ausgestellt waren, wo Xiaowei Ju auf das historische Gebäude aufmerksam wurde und fasziniert beschloss, ihm selber eine Fotoserie zu widmen. Ihre Aufnahmen sind noch bis zum 11. Oktober im Torturm der Hohenzollernburg zu sehen.