In diesem Gemäuer beim unteren Burgparkplatz war einst eine Dampfmaschine untergebracht, mit der das Wasser ins Schloss hochgepumpt wurde. Heute wird mit purer Wasserkraft gepumpt, allerdings könnte mittelfristig der Wassernachschub ein Problem werden. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Wasserversorgung: Zollernstammsitz bezieht Wasser aus eigenen Quellen / Trockenheit macht Sorgen

Zehn Tage würde die Zollerburg heutzutage bei einer Belagerung durchhalten, dann wären die Wasservorräte alle und man müsste die weiße Fahne hissen. Aber auch ohne Belagerung gibt die Wasserversorgung auf dem Zoller Anlass zur Sorge.

Burg Hohenzollern. Denn an der Wasserversorgung der Burg hat sich seit dem Mittelalter nicht so viel geändert. Es gibt keinen Anschluss an die Bodenseewasserversorgung oder an andere Wasserversorgungsverbände. "Wir sind völlig autark", erklärt Schlossmeister Dirk Hörrmann, der auf dem Zollernstammsitz für die Wasserversorgung zuständig ist. Das heißt: Was oben aus den Leitungen gluckert, stammt alles aus mehreren Quellen am Burghang in Richtung Boll. Was sich seit dem Mittelalter allerdings geändert hat, ist der Klimawandel, der nun drei trockene Sommer hintereinander zur Folge hatte.

1000 Liter pro Stunde kann normalerweise von der Quellfassung hoch auf die Burg gepumpt werden. Und wenn dort oben Hochbetrieb herrscht, wird diese Menge auch tatsächlich benötigt. Dieses Jahr kam die dafür notwendige Wassermenge in den Quellen aber nicht zusammen. Da war es fast gut, dass wegen Corona weniger Besucher kamen. "So hat es gut gereicht", erklärt der Schlossmeister.

Alte Rittersleut fuhren Wasser von der Bröllerquelle hoch

Wie sich das für eine Burg gehört, hat er ja auch ein bissle Vorrat angelegt, beziehungsweise waren das natürlich die Burgerbauer. Wobei – was die alten Rittersleut da so genau angelegt haben, da rätseln die Historiker bis heute. "Einen tiefen Brunnen hat man hier oben jedenfalls nicht gefunden", erklärt der Schlossmeister. Der hätte dann ja auch über 100 Meter durch dichtes Felsgestein getrieben werden müssen. Offenbar wurde damals Regenwasser gesammelt, und dann gab es noch die Bröller-Quelle. Die Pferdchen hat man da wohl zum Tränken hingeführt, das Wasser für die Burgmannschaft wurde wohl mit Pferdekarren den steilen Berg hochgekarrt.

Wie wenig da zur Körperpflege übrig blieb, will man sich gar nicht ausmalen. Und wie die tapferen Mannen seinerzeit die zehnmonatige Belagerungszeit überstanden, bleibt auch ein Rätsel. Vielleicht war der Hunger gar nicht ihr größtes Problem.

Widder und Ultrafilter sorgen für den sicheren Wassernachschub

Heute allerdings würde die Burg keine zehn Monate ohne Wassernachschub mehr auskommen. Vorräte gibt es zwar, aber die reichen maximal für zehn Tage im Burg-Vollbetrieb. Der Tank dort oben fasst 120 000 Liter Trinkwasser. Dazu kommt noch ein Tank für 60 000 Liter sogenanntes Rohwasser. Also das, was aus den Quellen so heraussprudelt.

"Das hat an sich schon einen ziemlich gute Qualität", erklärt Dirk Hörrmann, aber in die Verbrauchsleitung dürfe das so natürlich nicht eingespeist werden. "Es gibt kaum was Härteres als die deutsche Trinkwasserverordnung", meint er. Und so wird das Quellwasser auf der Burg durch eine erst vor zwei Jahren neu angeschaffte Ultra-Filtrieranlage gejagt, von unabhängigem Labor geprüft, behandelt und überwacht.

Ach so. Und wie kommt das Wasser von den Quellen eigentlich überhaupt hoch auf die Burg? Auch hier kommt mittelalterliche Technik zum Einsatz. Zumindest Technik, die vollökologisch mit Naturenergie ohne Benzin und Strom auskommt. Eingesetzt wird ein so genannter "Widder", also eine Pumpe, die mit dem zu Tal fließenden Wasser der Quellen angetrieben wird.

Wasser wird CO 2-frei über 250 Meter in die Höhe gepumpt

Zwei ganz moderne Exemplare dieser Widder hat die Burg erst vor Jahren als Ersatz für das Oldtimermodell angeschafft, das in einem Häuschen am Zollerberg über Jahrzehnte hinweg vor sich hingepumpt hatte. Treu gepflegt von der Hechinger Flaschnerei Rudolf, das nur nebenbei. Die Widder schaffen es, 26 Bar Druck aufzubauen. Denn der ist nötig, um das Wasser die etwa 250 Meter bergauf zu pumpen.

In letzter Zeit aber war nur ein Widder in Betrieb. Dem zweiten fehlte schlichtweg das nötige Quellwasser. Und weil das durch den Klimawandel ein längerfristiges Problem werden dürfte, machen sich Prinz Georg Friedrich von Preußen als Schlossherr und sein Burggesinde schon Sorgen.

Verschiedene Szenarien für Wasserknappheit wurden durchgespielt

"Natürlich haben wir schon Szenarien durchgespielt, was wir machen würden, wenn das Wasser hier oben knapp wird", erklärt Dirk Hörrmann. Naheliegend und kurzfristig eine realisierbare Lösung sei natürlich, das Wasser mit Tankwagen auf den Berg hochzufahren. Also eigentlich das zu machen, mit was wohl schon die alten Rittersleute sich versorgt haben. Aber das wäre teuer und umständlich. Deshalb wurde durchaus schon mal überlegt, ob nicht auch ein Anschluss an die Bodensee-Wasserversorgung möglich wäre.

Einfaches Plastikrohr im Boden würde hier nicht helfen

Technisch allerdings wäre das keine einfache Lösung, denn einfach nur ein Plastikrohr da hochverlegen, mit denen man sonst halt neue Wohngebiete anschließt, würde ein Grundproblem der Burg nicht lösen: Sie liegt ziemlich weit oben. Und in diese Richtung fließt Wasser von alleine nicht so gerne. Es müssten also mächtige Pumpen installiert und sehr druckresistente Leitungen eingebaut werden.

Aber vielleicht werden die nächsten Jahre ja auch mal wieder regenreicher. Bei einem Bauwerk, dessen Grundmauern viele hundert Jahre zurückreichen, ist die Zuversicht vorhanden, dass auch die Belagerung durch den Klimawandel irgendwie überstanden werden kann.