Michael (links) und Marina Michailidis führen den SPD-Bundestagsabgeordneten, Martin Rosemann, durch ihren Betrieb. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Martin Rosemann (SPD) besucht CM in Bisingen / Viele Vorschriften kosten das Unternehmen viel Zeit

"Digitalisierung"? Nichts als ein Überbegriff? Was dies in der Praxis konkret bedeutet, hat Martin Rosemann beim Firmenbesuch von CM in Bisingen sehen wollen – und er fragt bei dieser Gelegenheit auch, warum es keinen Betriebsrat gibt.

Bisingen. Mehr über Digitalisierung will der SPD-Politiker Martin Rosemann bei seinem Vor-Ort-Besuch in Bisingen erfahren. "Es geht um Einblicke, die man sonst nicht bekommt", so lässt er sich in der Einladung zitieren. Beim Gespräch mit den beiden Geschäftsführern Michael und Marina Michailidis geht es denn auch um schnelles Internet, um elektronische Akten, die Abschaffung der Zettelwirtschaft – und Rosemann geizte nicht mit Fragen, auch nicht mit kritischen: "Wird die Digitalisierung Arbeitsplätze kosten?"

Das Unternehmen müsse gerüstet sein gegen die Konkurrenz, sagte die Geschäftsführer, und ohnehin die Digitalisierung biete viele Chancen: Es gehe dabei nicht darum, Stellen abzubauen, sondern mit dem gleichen Team mehr zu leisten. Wenn etwa die "Zettelwirtschaft" der Vergangenheit angehöre, würden Kapazitäten frei, die man anders einsetzen könne.

"Und die Leute machen das mit?", hakt der Diplom-Volkswirt ein – eine Anspielung darauf, dass viele liebgewonnene Gewohnheit nur ungern aufgeben. "Man muss die Mitarbeiter früh mitnehmen", sagt Marina Michailidis. Rosemann: "Und sind die Mitarbeiter bereit weiterzulernen?" Man müsse eben eine vernünftige Erklärung haben, denn in Wahrheit mache Digitalisierung nicht mehr, sondern weniger Arbeit: So ließen sich Arbeit und Freizeit damit besser organisieren.

In diesem Zusammenhang fragt der Sozialdemokrat nach den Arbeitszeiten bei CM: "40 Stunden pro Woche", erhält er als Antwort. Rosemann weiter: "Haben Sie einen Betriebsrat?" "Nein", tönt es von den beiden Geschäftsführern. "Warum?" "Gute Frage", meint Michael Michailidis darauf. Da müsse man wohl einen Blick auf die Unternehmensgeschichte werfen, um Gründe dafür herausfinden zu können. Rosemann hat dies nicht kommentiert.

Stattdessen stellt er die Frage, was der größte Wunsch der beiden Geschäftsführer an die Politik ist. "Was uns als mittelständischer Betrieb stark belastet, ist Bürokratie", platzt es aus Michael Michailidis heraus. CM müsse etwa nachweisen, dass bestimmte Produkte, die das Unternehmen einkauft, nicht von Kinderhänden gefertigt wurden. Rosemann: "Es ist schon wichtig, dass Kinder nicht im Bergwerk arbeiten." Die beiden Geschäftsführer wenden ein, dass dieser Nachweis gar nicht möglich sei, wenn Produkte aus Asien oder den USA importiert werden, schon wegen der räumlichen Ferne. Außerdem sei CM ein vergleichsweise kleiner Kunde, der nicht den Einfluss auf den Lieferanten habe. Marina Michailidis bekräftigt derweil: "Auch wir sind gegen Kinderarbeit." Rosemann dazu: Man müsse europäische Standards zum Beispiel in Asien umsetzen, "nicht umgekehrt" – ein politisches Problem, dessen Auswirkungen der Bundestagsabgeordnete in Bisingen aus erster Hand erfahren hat.

Unternehmer bemängeln teils schlechten Empfang mit dem Handy

Was sich die Unternehmer weiter wünschen: einen besseren Handyempfang. Der SPD-Politiker stimmte zu: "Ich war in den bosnischen Bergen und habe einwandfrei mit meinem Büro telefoniert. Auf der B 27 zwischen Tübingen und Stuttgart ist die Verbindung zweimal abgebrochen."

Der Bundestagsabgeordnete wird nach Berlin nicht nur die Wünsche der beiden Unternehmer mitnehmen, sondern auch seine Erkenntnisse zum Thema Digitalisierung. Wie er auf Nachfrage dazu sagt, habe er gesehen relevant die Digitalisierung für die unterschiedlichsten Unternehmensbereiche sei. Zudem habe er erfahren, dass digitale Arbeitsprozesse nicht generell Arbeitsplätze kosten, außerdem blieben Unternehmen wettbewerbsfähig und der Schlüssel, solche Prozesse einzuführen sei, die Mitarbeiter mitzunehmen und ihnen den Nutzen zu erklären.

Die CM-Gruppe besteht aus der CM Security, der CM Manufactory und der CM-Delker Systems. In Bisingen und jeweils einem Standort in Thüringen und dem Rhein-Main-Gebiet beschäftigt das Unternehmen insgesamt rund 100 Mitarbeiter. Produziert werden elektronische Komponenten für die Gefahrenmelde- und Sicherheitstechnik, elektronische Baugruppen und Kabelbäume.