1964 errichtete die Gemeinde das Gebäude für Aufbahrung und Aussegnung der Toten
Von Jörg Wahl
Bisingen. Die Friedhofshalle in Bisingen wird 50. Sie wurde im Oktober 1964 eingeweiht. Ihrem Alter entsprechend ist sie heute sanierungsbedürftig.
Das Projekt "Leichenhalle" wurde Anfang der 1960er-Jahre in Bisingen heiß diskutiert. Hygienische Gründe ließen den Bau dringend erforderlich erscheinen. Bürgermeister Josef Pflumm und der Gemeinderat mussten schließlich handeln.
Mit dem Bau der Leichenhalle und der architektonisch streng gehaltenen Aussegnungshalle im Jahre 1964 wurde auf dem Friedhof neben der Kriegergedächtnisstätte eine weitere zentrale Stätte geschaffen. Die Belegung der Halle war kostenlos.
Gebaut wurde die Aussegnungshalle an der Süd-Ost-Ecke des damals noch nicht erweiterten Friedhofs nahe der Auffahrtstraße. Sie besteht aus Bruchsteinmauerwerk, ist mit dunkelbraunen Flachdachpfannen bedeckt und nach Norden geöffnet. Sandsteinplatten bilden den Bodenbelag, die Decke hat eine Stulpschalung. Den Mittelpunkt bildet das aus Kambala-Holz gefertigte große Wandkreuz an der Stirnwand. Vor diesem Kreuz fanden und finden Aufbahrung und Aussegnung der Toten statt.
Die Einweihung im Oktober 1964 war ein feierliches Ereignis. Bürgermeister Pflumm, Pfarrer Franz Presser und ein evangelischer Vikar sprachen die Gebete.
Bevor die Aussegnungshalle stand, mussten die Verstorbenen bis zum Tag der Beerdigung im Sterbehaus bleiben. Nachbarn, Bekannte und Freunde kamen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Erst am Tag der Beerdigung kam der Leichenbestatter. Der Sarg wurde dann vor dem Haus aufgestellt und mit Blumen und Kränzen geschmückt. Anschließend kamen Pfarrer, Mesner und Ministranten, um die Aussegnung vorzunehmen. Passanten brachten ihr Beileid zum Ausdruck, indem sie eine Minute vor dem geschlossenen Sarg vor dem Haus verweilten.
Der Totenwagen wurde von schwarzbedeckten Pferden gezogen. Der Leichenzug bewegte sich feierlich durch das Dorf bis zum Friedhof. Der Beerdigung schloss sich der "Leichenschmaus" an.