Zu früheren Zeiten diente das Bachwasser zum Wäsche waschen – heute trägt der durch die Ortsmitte verlaufende Weidenbach wesentlich zur herrlichen Dorfidylle in Wessingen bei. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder Bote

Feste: Die Gemeinde Wessingen lädt für 6. und 7. Juli zur 29. Bachhockete

Um den Ursprung der traditionellen Wessinger Bachhockete, die am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Juli, wieder gefeiert wird, zu ergründen, muss das Zeitrad ins Jahr 1991 zurückgedreht werden.

Bisingen-Wessingen. Nachweislich wurde die Gemeinde Wessingen in einer Schenkung des Nagoldgrafen Gerold an das Kloster in St. Gallen (Schweiz) am 3.5.786 erstmals erwähnt – ebenso wie Bisingen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass beide Ortschaften viel älter sind. Im Jahr 1986 feierten sowohl Wessingen als auch Bisingen mit der Öffentlichkeit die 1200-Jahr Feiern. Hauptsächlich an Flüssen und Bächen ließen sich zu einstigen Zeiten "unsere" Vorfahren nieder, und es entstanden Gehöfte und Orte, wo sich das Leben abspielte. Das Bachwasser spielte dabei eine nicht unwichtige Rolle, diente Mensch und Vieh als Quell’ des Lebens.

Kinder spielen am Ufer des Baches

Das gesamte Dorfbild, welches hauptsächlich durch den Weidenbach mitbestimmt wird, wurde durch diese Maßnahme größtenteils verschönert und verlieh eine gewisse Idylle. Vor Jahrzehnten gehörte es zum Alltag, am Bach die schmutzige Wäsche zu waschen und die Kinder verbrachten den größten Teil ihrer Freizeit an dessen Ufern. Das Letztere ist bis auf den heutigen Tag geblieben. Außerdem diente das Gewässer in der warmen Jahreszeit zum Baden, denn Schwimmbäder gab’s früher noch nicht.

Wenngleich auch die Einwohnerschaft Wessingens fast täglich mehrere Male den Bach mittels Brücken und Stegen überqueren mussten, geschah dies meistens unbewusst. Vordergründig und bewusst waren dann eher das Einkaufen, der Besuch in der Kirche oder gar eines Wirtshauses. Später allerdings, und dies ist noch nicht allzu lange her, diente der Bach eher als Müllhalde denn als fließendes Gewässer: Abwässer liefen ungeklärt in den Bach. Der Bach diente als Kanalisation und zahlreiche unliebsame Stoffe und Gegenstände wurden einfach im Bach abgeladen. Welche Auswirkungen dies auf die Umwelt hatte, etwa das Fischsterben, war der Bevölkerung damals noch nicht bewusst – man schenkte den negativen Folgen keine weitere Beachtung.

Und um Platzvorteile zu schaffen, wurden zudem vielerorts im Zuge der Ortskernsanierung die Bäche kanalisiert und überdeckt, so ein Teilstück auch in Bisingens Ortsmitte. In Wessingen kam dies nicht soweit, im Gegenteil, die Wessinger sind mit Recht stolz auf ihren idyllischen Bachverlauf mitten durch die Gemeinde. Gerade heute belebt er mit seinem klaren Wasser wieder das Ortsbild und dient vielen kleineren Tierarten als Lebensgrundlage.

Was jedoch bis heute geblieben ist: das Bachwasser wird im Falle eines Brandes immer noch von der Feuerwehr als Löschwasser genutzt.

Kampf gegen das Hochwasser

Für den Spaziergänger und näheren Betrachter wirkt der Wasserlauf sehr beruhigend, und auf der anderen Seite ist der Weidenbach eine Attraktion, um die die Wessinger eigentlich zu beneiden sind.

Die Gemeinde Bisingen war es, die mit der tatkräftigen Unterstützung des Wasserwirtschaftsamtes Reutlingen in der Zeit von 1988 bis 1991 den Bach renaturiert hat – das heißt, sowohl für Mensch als auch Tier wurde der verlorengegangene Lebensraum wieder hergestellt.

Aus der Ortschronik ist auch zu entnehmen, dass im Jahr 1987 und auch in den vorausgegangenen Jahren in verstärktem Maße mit Hochwassern zu kämpfen war. Auf Grund der daraus entstandenen Schäden musste einfach etwas unternommen werden.

Damals ist es Bürgermeister Zäh glücklicherweise gelungen, parallel zum Klingenbach Bisingen, auch den Weidenbach in Wessingen zu einem zuschußwürdigen Renaturierungsplan unterzubringen. Die einstigen Betonbrücken wurden längstens durch neuzeitliche Stahl-Holzbrücken ersetzt, ebenso auch die Bachmauern erneuert. "Diese Investitionen haben sich damals gelohnt", betonte Ortsvorsteher Pius Mayer bei seiner Einweihungsrede im Jahr 1991 bei der ersten Bachhockete: "Schließlich sind die Vorfahren der Wessinger nicht grundlos am Lauf des Weidenbaches sesshaft geworden".