Eine große Auswahl an Rohmaterialien stehen Hans-Werner Hein zur Verfügung. Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Hans-Werner Hein: jede freie Minute an Drechselbank

Holzschalen gehören zu Alltagsgegenständen, die für uns selbstverständlich geworden sind. Doch wie entstehen die Holzgegenstände? Wir haben Hans-Werner Hein besucht, der sich das Drechseln kurz nach seiner Lehre zum Zimmermann selbst beigebracht hat und jede freie Minute an der Drechselbank verbringt.

Bisingen-Thanheim. Jeder Zentimeter in der kleinen Werkstatt von Hans-Werner Hein ist belegt – Holzschüsseln in Rohform sind zu schiefen Türmen gestapelt, eine Drechselmaschine wartet auf ihren Einsatz, Dreheisen in jeder möglichen Größe liegen sortiert bereit und auf dem Boden sind überall Holzspäne verteilt. Der Bisinger hat sich das Drechselhandwerk vor vielen Jahren selbst angeeignet, nachdem er seine Lehre zum Zimmermann abgeschlossen hatte. Durch einen Onkel hat er das Handwerk kennengelernt: "Es hat mich einfach fasziniert, wie aus einem rechteckigen Holzstück etwas Rundes wurde", sagt der Bisinger.

Eine Drechselbank sei eine vereinfachte Version der Drehbank und das Handwerk habe es bereits in der Antike gegeben, erzählt der 59-Jährige. Das Werkstück wird am Spindelstock befestigt und dreht sich quer der Faserrichtung. Das Dreheisen wird mit der Hand gegen das Werkstück geführt, sodass das Holz gleichmäßig abgeschnitten gedreht, wird. "Wenn man mit diesem Handwerk anfängt, versucht man erst einmal, aus einem eckigen Holz ein rundes Holz zu machen", sagt der Autodidakt. Nach und nach verfeinern sich dann die Fertigkeiten – bis man in der Lage ist, etwa eine Schüssel zu drehen. Je nach Größe des Holzes gibt es unterschiedlich große Drechselbanken. Auch Hein hat in verschiedene Modelle investiert, da er nicht nur Schüssel, sondern auch kleinere Gegenstände wie Pfeffermühlen, Schmuckstücke oder Korkenzieher macht.

Sonderanfertigungen sind auch möglich

Hein verbringt jede freie Minute mit dem Handwerk: "So richtig angefangen hat es vor 18 Jahren, als meine Tochter zur Welt kam. Da habe ich ihr eine Wiege gedrechselt." Heute stapeln sich schon vor der Garage die Baumstämme, etwa ein Kirschbaum aus Schlatt oder eine Esche aus einem Wald bei Rottweil. "Bei den Eschen gibt es aktuell ein Pilz-Problem, was aber die Qualität des Holzes nicht beeinträchtigt", erklärt Hein. Nach und nach haben sich Kontakte zu Förstern ergeben, meist kauft er die Stämme, manchmal drechselt er auch als Gegenleistung ein paar Schalen. Und auch dünnere Stämme nutzt der Bisinger – etwa vom Goldregen-Strauch oder der Eibe: "Diese Holzarten nutze ich nur für Ziersachen, die Pflanze ist giftig", sagt Hein, der die einheimischen Hölzer fast alle benennen kann. Bei den kleinen Holzklötzchen, die in seinem Keller lagern, wird das komplizierter. Da sind viele exotische Hölzer dabei, die aus spezialisierten Läden kommen. "Es sind etwa 50 bis 60 verschiedene Holzarten, ein paar davon kann ich nicht bestimmen", sagt der Handwerker.

Aus den Hölzchen werden etwa Kugelschreiber oder Füller gedrechselt – eine sehr feine Arbeit. "Jedes Schreibgerät hat einen eigenen Bausatz", sagt Hein. Von oben bohrt er ein Loch in die länglichen Holzquadrate. Die Hülse des Schreibgeräts wird eingeklebt und das Holz von außen gedrechselt, bis es etwa einen bis anderthalb Millimeter dick ist. "Die Stabilität erhält der Füller oder Kuli durch das Messinggehäuse", sagt Hein. Dicker darf das Holz in den meisten Fällen nicht sein, da das Schreibgerät sonst zu dick ist, um gut in der Hand zu liegen. Sonderanfertigungen sind jedoch nicht ausgeschlossen: Für eine an Rheuma erkrankte Person etwa hat der Bisinger schon einen extra dicken Kuli hergestellt – damit konnte der Kunde einfach besser schreiben.

Was die Optik angeht, haben sich die Wünsche der Kunden im Laufe der Jahre geändert. "Als ich meine Lehre als Zimmermann gemacht habe, hätte man uns weggejagt, wenn man so etwas auf einer Treppe gefunden hätte", sagt Hein und zeigt auf die dunkle Verkernung auf einem seiner Holzschüsseln. Heutzutage schätzt man die dunklen Flecken und die Maserung, die Unikate aus den hölzernen Gegenständen machen.