Ines Mayer (Zweite von links) und Doris Muth (rechts) führen Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Mitte) durch das neu gestaltete KZ-Museum. Mit dabei ist auch Bürgermeister Roman Waizenegger. Foto: Kauffmann

Landesarchäologie untersucht einstiges Lagergelände ab August. Muhterem Aras besucht Museum.

Bisingen - Landtagspräsidentin Muhterem Aras hat Bisingens KZ-Museum mit ihren Mitarbeitern und Vertretern der Landeszentrale für politische Bildung besucht. Und sie wollte auch wissen, ob es Widerstände gegen das Museum im Ort gegeben hat.

Bei ihrer zweitägigen Reise entlang der Schwäbischen Alb erkundet die Präsidentin des Landtags, Muhterem Aras (Grüne), die umfassende Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Damit will sie an Terror, Willkürherrschaft und Gewalt, aber auch an den Widerstand erinnern. Deshalb hat sie am Dienstagnachmittag auch Bisingens KZ-Museum besichtigt. Es sei der Landtagspräsidentin wichtig, dass vor Ort Erinnerungsarbeit geleistet werde. Sie wolle aber auch auf die "Helden des Alltags" aufmerksam machen, die sich gegen die NS-Diktatur stellten.  

Museum im Ort

Auch ob es Widerstände gegen das Museum im Ort gegeben habe, hat Aras während der Führung wissen wollen. Wie Ines Mayer erklärt hat, sei das Museum zunächst für den Heimatverein vorgesehen gewesen. Es habe sich jedoch bald herauskristallisiert, dass die zeitlich befristete Ausstellung zur Dauerausstellung mitten im Ort werden sollte.

In der politischen Gemeinde sei die dauerhafte Einrichtung des KZ-Museums Konsens. Dies gelte in der Gesamtgemeinde jedoch nicht durchweg. So sei der Gedenkstättenverein mit Bemühungen konfrontiert worden, "uns herauszudrängen" (Mayer).  

Ausgrabungen

"Seit 2018 untersucht das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart die materiellen Hinterlassenschaften an ehemaligen Standorten von Außenlagern des nationalsozialistischen Konzentrationslagers (KZ) Natzweiler in Baden-Württemberg", heißt es in einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart. Ab August führe die Landesarchäologie aus diesem Anlass eine archäologische Ausgrabung im Bereich des ehemaligen Außenlagers Bisingen durch.

Das KZ Bisingen wurde im August des Jahres 1944 als eines von sieben Außenlagern für das "Unternehmen Wüste", ein Projekt des NS-Rüstungsministeriums, eingerichtet. Untergebracht waren die Häftlinge in einem Barackenlager, das am Ortsrand in sumpfigem Gebiet aufgebaut wurde.

Das ehemalige Lager-Areal ist teils bebaut, teilweise Grünland. In der Pressemitteilung heißt es weiter: "Bei einer vor kurzem von der Landesarchäologie durchgeführten Untersuchung mit Radar- und Magnetikmessungen wurden Spuren der Lagerbaracken und des Lagerweges im Boden entdeckt. Durch die Ausgrabung soll der Erhaltungszustand dieser archäologischen Hinterlassenschaften untersucht und durch erwartete Funde ein Einblick in den Alltag der Häftlinge gewonnen werden."

Es sei die erste archäologische Ausgrabung in einem ehemaligen NS-Zwangslager in Baden-Württemberg, heißt es weiter.  

Tag des offenen Denkmals

Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, führen Archäologen der Landesdenkmalpflege um 11 und 13 Uhr über die Ausgrabung (Zugang über Verbindungsweg am Ende Hinter Stöck zu Schelmengasse). Die KZ-Gedenkstätte bietet Führungen zu den historischen Schauplätzen auf dem Lehrpfad zur Geschichte des Konzentrationslagers Bisingen an (Start 10 Uhr beim Museum), kündigt das Regierungspräsidium Stuttgart an.

Info: KZ Bisingen

Das KZ wurde im August 1944 als eines von sieben Außenlagern für das "Unternehmen Wüste", ein Projekt des NS-Rüstungsministeriums, eingerichtet. Die Häftlinge mussten unter unmenschlichen Bedingungen Schieferölwerke zur Gewinnung von Treibstoff errichten und in der Produktion arbeiten. Untergebracht waren die Häftlinge in einem Barackenlager, das am Ortsrand in sumpfigem Gebiet aufgebaut wurde.

Überlebende berichten von katastrophalen Zuständen und willkürlicher Gewalt im Lager. In den acht Monaten, in denen das Lager bestand, kamen mindestens 1187 Menschen ums Leben.