Symbolfoto: Iry Foto: Schwarzwälder Bote

Alena Neufeld aus Steinhofen ermutigt Frauen, Wohnmobile zu steuern

Alena Neufeld ist am Steuer kein Ungeheuer: Denn die Blondine hat eine Mission. Sie will mehr Frauen ermutigen, Wohnmobile selbst zu fahren – eine männerdominierte Szene. Sie sagt: "Also, ganz ruhig, liebe Machos."

Bisingen. "So weit die Emanzipation im Alltag schon fortgeschritten ist, sieht man immer noch kaum Frauen am Steuer von Wohnmobilen." Das sagt eine, die es wissen muss: Alena Neufeld aus Steinhofen. Mit ihrem Mann Eduard hat sie kurz vor der Corona-Krise eine Wohnmobil-Vermietung gegründet. Und sie ist auf einer Mission: Frauen ermutigen, hinters Steuer des fahrenden Zuhauses zu locken. 7,3 Meter lang, 2,38 Meter breit und 3,2 Meter hoch – ist doch klar: "Früher oder später wird jeder ein Wohnmobil fahren", sagt sie.

Die Lage in ihrer Branche beschreibt sie so: "Es ist schon eine Machowelt. Was soll eine Frau am Steuer, wenn sie weiter hinten in der Küche kochen könnte?" Ja, es gebe sie, die Sprüche, die schrägen Blicke auf Campingplatz und Autobahn. Manch eine Frau traue sich nicht ans Steuer, oder ihr Mann sage, sie dürften nicht – so habe es sie schon in sozialen Netzwerken gelesen. "›Frauen lassen sich viel zu leicht ablenken und haben außerdem eine Rechts-Links-Schwäche‹", meinten andere. Neufeld weiter: "Ich gebe zu, dass ich auch von der Rechts-Links-Schwäche betroffen bin, aber solange ich selbst rangiere und nicht meinen Mann navigieren lassen muss, bleibt alles heil. Ich weiß schließlich, dass links nicht gleich links ist."

Prinzessin am Steuer, schlechteste Beifahrerin der Welt

Und: "So viele kleine Hundewelpen und Cola trinkende Oben-Ohne-Hotties können gar nicht am Straßenrand stehen, um mich abzulenken." Neufeld: "Also ganz ruhig, liebe Machos."

Dann übernimmt sie das Fahren und ihr Mann darf putzen und kochen? Nicht ganz. Neufeld lachend: "Den Abwasch mache ich auch lieber selbst, da mein Mann dabei den ganzen Wohnraum unter Wasser setzen würde." Am Camper-Herd kocht sie auch ganz gerne. Und mit dem Staubwedel herumfuhrwerken, ja, das muss halt sein. Dennoch bezeichnet sie sich als die "schlechteste Beifahrerin der Welt".

Aber: "Wenn ich selbst am Steuer sitze, fühle ich mich auf dem hohen Sitz wie auf einem Thron und wie eine Prinzessin!" Schließlich lasse sich ein Camper mit dem hohen Sitz und den großen Außenspiegeln problemlos fahren. Außerdem werde sie doch bestaunt, weil viele eine Blondine am Steuer des Dreieinhalb-Tonnen-Gefährts gar nicht erwarteten – ein "schönes Gefühl".

Wie sie auf dieses Gefühl gekommen ist? Mit der Geburt des kleinen Samuel ist es einfach praktischer geworden, alle Sachen gleich ins Wohnmobil zu packen und loszudüsen. Die erste größere Fahrt führte die junge Familie nach Sardinien. "Man hat das Gefühl, dass man überall hinstehen kann", erklärt Neufeld den Reiz des Wohnmobils. Es ist ein Gefühl von Freiheit. Die Entscheidung, aus diesem Gefühl eine Wohnmobil-Vermietung zu gründen, ist spontan gefallen, "no risk, no fun" eben. Gekauft hat die Familie drei Modelle. Dann kam Corona, und alle Buchungen wurden storniert. Verreisen will im Moment kaum jemand. Den Optimismus, dass der Motor der Firma doch noch anspringt, hat Neufeld ebenso noch wie die Hoffnung auf mehr Frauen am Wohnmobil-Steuer.