Jürgen Fecker Foto: Kauffmann

Genehmigungsdschungel: Jürgen Fecker will Stall bauen und auf Dächern Strom produzieren.

Bisingen-Steinhofen - "Das ärgert mich", poltert Jürgen Fecker vom gleichnamigen Geflügelhof. Es geht um Photovoltaik-Anlagen, Hunderte Hühner und eine Bürokratie, aus der man einfach nicht richtig schlau wird.

Jürgen Fecker steht auf dem Feld bei den Hühnern – und er ist genervt vom Bürokratie-Wahnsinn, den er seit Monaten ertragen muss. Fecker deutet auf die Fläche zwischen Bahngleisen und B 463: Ein Stall für 400 Hühner sollte dort entstehen. Klingt einfach. Doch wie der er feststellen musste, ist es alles andere als das. Er klagt: "Einen Stall ohne Photovoltaikanlage hätten wir sofort bauen können."

Sein Projekt: "Ich wollte die Hühner wegbringen auf die Wiese." Weil die Tiere sich instinktiv nur in der Nähe von Überdachungen aufhalten, bewegten sie sich selten weiter weg vom bestehenden Gehege. Der Boden davor ist längst abgefressen, kein Grashalm ist zu sehen, nur ein Gemisch aus Hühnerkot und Dreck, während das andere Ende saftig grün ist.

Außerdem: Bei Geflügelgrippe kann es sein, dass er von einem Tag auf den anderen seine Tiere im Stall regelrecht einpferchen muss. Da habe ein Huhn weniger als einen Quadratmeter Platz. "Wenn das über einige Monate geht, ist es eine Qual", sagt Fecker, als er in den Stall blickt, in dem die Hühner gerade auf Stangen sitzen, Eier legen und Körner picken. Heißt im Klartext: Mehr Platz bedeutet mehr Tierwohl.

Und nicht zuletzt würden die Photovoltaik-Anlagen auf den neuen Ställen den gesamten Fecker-Hof in Steinhofen mit Strom versorgen. Woher Fecker das so genau weiß? Über Monate hat er den Energieverbrauch in Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma gemessen. Damit wurde klar: Die neuen Photovoltaik-Anlagen liefern die Strommenge, die der Hof im Eigenverbrauch benötigt. So weit, so nachvollziehbar.

Die Pläne für die neuen Ställe sind an die Gemeinde gegangen, die in einem Schreiben vom September 2018 bestätigt: "Ihrem Antrag wurde zugestimmt." Allerdings entscheidet über Bausachen nicht die Verwaltung im Bisinger Rathaus, sondern die Baubehörde, die dem Landratsamt in Balingen zugeordnet ist. Dieses meldet sich Anfang Januar 2019. In der Rückmeldung heißt es: "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Vorhaben in seiner jetzigen Planung so nicht genehmigungsfähig ist."

Stattdessen schlägt die Baubehörde des Landratsamts vor, anstelle der vier größeren Hühnerställe mit je 136 Quadratmetern mehrere kleinere Ställe mit Photovoltaikanlagen zu bauen. Weiter heißt es im Schreiben der Behörde: "Zudem widerspricht die Konzentration auf den nordöstlichen Teil der Auslauffläche dem trittbrettartigen Schutzcharakter zur Nutzung der gesamten Auslauffläche." Heißt: Wenn größere Hühnerställe gebaut werden, können die Tiere nicht von Stall zu Stall laufen. Das Landwirtschaftsamt, nach dessen Empfehlung sich die Baubehörde auch richtet, möchte das Vorhaben nur zulassen, wenn die Wirtschaftlichkeit der Anlage schlüssig dargelegt und die Zahl der Photovoltaik-Module reduziert wird.

Fecker wendet ein: "Wenn die Module reduziert und verkleinert werden, wäre die geplante Anlage nicht mehr wirtschaftlich. "

Das Bauamt fordert zwar Wirtschaftlichkeit, doch diese wird durch die Kleingruppen nicht mehr gewährleistet. Und: Mit mehreren kleineren Hühnerställen ginge ihm die Möglichkeit verloren, bei einer Geflügelgrippe Notställe einzurichten, weil diese zu klein seien. Fecker über die Entscheidung des Bauamts: "Das versteht niemand."

Der findige Landwirt wirft die Flinte zu diesem Zeitpunkt aber nicht ins Korn. Seine Idee: Der Gemeinderat könnte einen Bebauungsplan beschließen, damit man im Außenbereich, in dem der Fecker-Hof liegt, Photovoltaik-Anlagen und die Hühnerställe in geplanter Größe bauen kann. Darüber hat er sich schon erkundigt: Erst vor wenigen Tagen fand ein Gespräch mit Bisingens Verwaltung statt. Das Ergebnis: 50 000 Euro – so viel soll der neue Bebauungsplan kosten. Fecker: "Dann wird’s nix mehr." Die Kosten für Bau und Bebauungsplan würden die Anlage wirtschaftlich unrentabel machen.

"Wir kommen nicht weiter und verstehen nicht warum", sagt Fecker, zumal die Photovoltaikanlage den gesamten Hof CO2-neutral mit Strom versorgt hätte. Zurück bleibt Jürgen Fecker mit dem geplatzten Projekt – und der Frage: Warum Politiker nur fordern, wenn es um die Energiewende geht, aber "nichts dafür tun".

Vielleicht gibt es noch eine Chance, dass Jürgen Fecker die Photovoltaik-Anlagen doch noch bauen darf. Das Bauvorhaben liegt seit Mitte April 2019 beim Petitionsausschuss des Landtags. Dieser wird es mit den zuständigen Ministerien beraten und danach in den Landtag mit einer Beschlussempfehlung weiterreichen.