Die einjährige Sedisvakanz des Bischofsstuhls der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist beendet. Am Sonntag wurde Klaus Krämer zum neuen Bischof geweiht.
Konsekratoren waren Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg sowie Kardinal Walter Kasper aus Rom und der emeritierte Bischof der Diözese und Krämers Amtsvorgänger, Gebhard Fürst. Am Altar des Rottenburger Domes feierten zudem Nikola Eterovic als Apostolischer Nuntius aus Berlin, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing, Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz sowie Generalvikar Clemens Stroppel die Heilige Messe mit.
Die Weihe eines neuen Bischofs wird genauso wie die Priesterweihe und die Weihe der Diakone innerhalb einer Messfeier vollzogen – die symbolreiche Weihehandlung hat ihren liturgischen Ort zwischen dem Wortgottesdienst und der Eucharistiefeier.
Die Weihe des neuen Bischofs Klaus Krämer erfolgte durch Handauflegung und Gebet – an der Handauflegung beteiligten sich alle anwesenden Bischöfe sowie der Erzbischof Stephan Burger. Während des Weihegebetes halten zwei Diakone das aufgeschlagene Evangelienbuch über das Haupt des zu weihenden Bischofs. Als Zeichen dafür, dass er als Bischof in seinem Leben und Wirken unter dem Wort Gottes steht. Die Salbung des Hauptes des Weihekandidaten soll zeigen, dass der neugeweihte Bischof in besonderer Weise am Hohenpriestertum Jesu Christi teil habe.
Verschiedene Insignien und deren Übergabe veranschaulichen den bischöflichen Dienst – so etwa die Übergabe des Evangelienbuches als Zeichen für den Auftrag der Verkündigung oder des Bischofsrings. Dieser ist ein Zeichen der treuen Verbundenheit zur Diözese.
Er erhält den Bischofsstab
Auch der Bischofsstab wird dem neuen Bischof übergeben – er ist ein Zeichen der Hirtenaufgabe des Bischofs. Bei der anschließenden Amtseinführung wird der neugeweihte Bischof zu seinem Sitz, der Kathedra, geleitet und er übernimmt so die Leitung der Diözese. Mit den anwesenden Bischöfen tauscht er als neuestes Mitglied des Bischofskollegiums den Friedensgruß aus. Festlich und feierlich war der mehrstündige Weihegottesdienst, der auch im Südwestfunk übertragen wurde – so konnten viele Gläubige an der Bischofsweihe teilhaben.
Beeindruckend gestalteten der Domchor, die Mädchenkantorei sowie die Männerstimmen der Domsingknaben die Bischofsweihe im Dom, dies gemeinsam mit Domorganist Georg Oberauer.
Der Wahlspruch des neuen Bischofs
Der neue Bischof hat auch ein neues Bischofswappen. Sein Wahlspruch lautet „Du hast Worte des ewigen Lebens“ – er stammt aus dem Johannesevangelium. Unter dem Wappen steht der Wahlspruch in lateinischer Sprache: „verba vitae aeternae.“
Der Dom war bis auf den letzten Platz gefüllt, und auch die Stehplatzreihen waren gut gefüllt. Erzbischof Burger spendete die Bischofsweihe und hielt auch die Predigt. Er sagte zu Klaus Krämer: „Du wirst den Menschen helfen, dem Geheimnis der Menschwerdung auf die Spur zu kommen. Du wirst sie ermutigen, gemeinsam dem Herrn entgegenzugehen.“ Er wünschte Krämer Kraft, Mut und Segen, diese göttliche Liebe in diesen bewegten Zeiten zu leben und zu bezeugen. Dabei verwies der Erzbischof auf die „göttliche Liebe als Herrschaftsprinzip“. Sich in dieser Liebe verankert zu wissen, sei weder naiv noch fahrlässig. Im Gegenteil – gerade in dieser Liebe und aus ihr heraus wachse die Kraft, Widerwärtiges und Böses auszuhalten und zu überwinden. „Gerade in dieser Liebe steckt die Kraft des langen Atems, stecken Durchhaltevermögen und Ausdauer, steckt Überzeugungskraft und der Wille, stets das Gute zu wirken.“ Dies seien alles Eigenschaften, ohne die eine geistliche, sorgfältige und zukunftsorientierte Leitung einer Diözese nicht auskomme.
Die erste Ansprache von Klaus Krämer
In seiner ersten Ansprache als neuer Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart meinte Klaus Krämer, dass viele Menschen ihm ihre Freude über seine Ernennung bekundet hätten und ihm ihre Unterstützung zugesagt hätten. Vor allem aber würden sie ihn in ihre Gebete einschließen. Dafür sei er sehr dankbar. „Das stärkt mich für meinen Dienst und erfüllt mich mit Zuversicht.“ Und: „Wenn wir in die Welt und in unsere Gesellschaft schauen, dann blicken viele Menschen sorgenvoll in die Zukunft. Aber auch unsere Kirche befindet sich in schwierigem Fahrwasser.“ Für immer mehr Menschen verliere Glaube und Kirche an Bedeutung für ihr Leben. Die Kirche stehe mitten in einem „umfassenden Transformationsprozess“. Vieles habe sich bereits verändert und vieles werde sich noch ändern müssen.
Blick auf die Zukunft der Welt
Angesichts dessen bezeichnete es Krämer als „glückliche Fügung“, dass der Tag seiner Bischofsweihe am ersten Advent zu Beginn eines neuen Kirchenjahres gefeiert werden könne. Denn: „Der Advent lenkt unseren Blick auf die Zukunft der Welt. Und er möchte uns die Augen dafür öffnen, dass diese Zukunft nicht das Ergebnis unserer Planungen und Anstrengungen ist. Unsere Zukunft ist Jesus Christus, der uns in dieser Zeit entgegenkommt.“ Er sei der Leitstern, an dem wir uns orientieren könnten.
„Die Heilige Schrift ist die Quelle, aus der wir immer neu schöpfen dürfen. Mit dieser Grundorientierung – davon bin ich fest überzeugt – werden wir den richtigen Weg finden und wir werden auch wieder zu neuer Strahlkraft finden als Zeugen und Zeuginnen der Frohen Botschaft in dieser Zeit.“
Anschließend ging es nach dem Festgottesdienst hinaus auf den Marktplatz – die Bürgerwache von Rottenburg stand Spalier und führte die Prozession zum Park des Bischofshauses an. Es folgte der Klerus, danach die Gläubigen, die das Begegnungsfest mitfeiern wollten. Im Bischofsgarten empfingen zahlreiche Essensstände die Bevölkerung, und so manch einer ließ sich die Gulaschsuppe, Wedges oder auch Kaiserschmarrn schmecken.
Verschiedene Grußworte
Im beheizten Festzelt gab es Grußworte, etwa des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der betonte, dass „unsere Gesellschaft eine Kirche braucht, die nah bei den Leuten ist, klar in ihren Botschaften und modern in ihrem Erscheinen“.
Ernst-Wilhelm Gohl als evangelischer Landesbischof freute sich, dass er diesen wichtigen Tag der Bischofsweihe mitfeiern durfte. „Mache dich auf und werde Licht“, dazu ermutige Jesaja.
Oberbürgermeister Stephan Neher forderte Krämer auf, „Anwalt zu sein“ und den Schwachen eine Stimme zu geben gegen Einsamkeit und Egoismus.