Unterschiedliche Reifung der Trauben im Weinberg, wie sie Frank Erb hier aufzeigt, dürfte den Winzern in Oberschopfheim in diesem Jahr noch mehr Arbeit bescheren. Foto: Bohnert-Seidel

Oberschopfheimer rechnen mit Etragsverlust von bis zu 80 Prozent.

Oberschopfheim - Die Winzergenossenschaft Oberschopfheim beklagt bis zu 80 Prozent Ertragsverlust. Frost und Hagel haben im April den Weinbergen in und um Friesenheim zugesetzt.

Nur die Hälfte an Trauben dürften stellenweise in den Weinbergen hängen. Die größten Schäden sind über zwei denkwürdige Frostnächte am 7. und 14. April zu beklagen. Was der Frost am 7. April an Knospen erfrieren ließ, dem habe die zweite Frostnacht am 14. April erneut ganz schön zugesetzt.

Bis zu 80 Prozent Schäden werden jetzt gegenüber den Versicherungen beklagt. "Wohl dem, der versichert ist", betont Frank Erb, Vorsitzender der Winzergenossenschaft in Oberschopfheim. Dass mittlerweile größere Betriebe bis zu fünfstellige Summen für Frost- und Hagelversicherungen pro Jahr bezahlen müssten, sei hinlänglich bekannt. Im Zeichen des Klimawandels kämen die Betriebe um teure Versicherungen nicht mehr drum herum.

Starke Schwankungen der Temperatur war schädlich für Trauben

Obwohl sich in diesem Jahr die Sonne nicht gerade mit Wohlwollen über den Weinbergen zeigte und die Regentage überwogen, sei vereinzelt gar Sonnenbrand zu erkennen. Der Übergang von extremen Regenereignissen hin zu sprunghaften Temperaturen bis 34 Grad zeigte sich schädlich für die Trauben. "Die Abhärtung der Trauben mit gemächlich steigenden Temperaturen hat gefehlt", weiß der Oberschopfheimer Winzer.

Bis zur großen Weinlese Ende September wünschten sich die Winzer nur noch Sonne pur und kalte Nächte. Die Weinstöcke hielten in der Regel noch etwas mehr als die Hälfte der Trauben. Alles andere hätten Frost und Hagel zunichte gemacht.

Erb schaut über den Weinberg im Dierental. Die Lage hier ist eigentlich "recht geschütz". "Hier hängt nur noch die Hälfte am Rebstock", sagt er frustriert und zeigt auf eine riesiges Stück Spätburgundertrauben. Die starke Wachstumsphase der Reben mit dem Überschuss an Wasser lasse sich aufgrund des halben Behangs nicht halbieren. "Die Reben haben zu viel Kraft und zu wenig Trauben, die es zu versorgen gilt. Viele Beeren sind jetzt schon so prall gefüllt und groß wie zur Weinlese 2020", erklärt Erb. Noch mehr Wasser brächte die ein oder andere Frucht zum Platzen und damit wäre Tür und Tor für die Kirschessigfliege und die Fäulnis geöffnet.

"Wir brauchen dringend Sonnenstrahlen"

Von kompakter Durchreifung der Früchte sei in diesem Jahr ebenfalls nicht die Rede. Grüne und rote Beeren zeigten sich an der Traube. "Wir brauchen dringend Sonnenstrahlen", stellt Erb fest. Ansonsten müsste eine erste Lese von Hand durchgeführt werden, was die Kosten des Betriebs noch höher treibe. Darüber hinaus war 2021 kaum Verlass auf Wettervorhersagen. Regenankündigungen hätten sich eher um zwei bis drei Tage nach hinten verschoben und der Schutz der Trauben gegen die Pilzerkrankung Peronospora war nicht mehr gegeben.

Erb geht die Reihen der Spätburgundertrauben ab. "Eigentlich hängen sie alle schön voll", sagt der Winzer. Normalerweise würde er pro Ar 120 bis 140 Kilogramm liefern. Wenn er in diesem Jahr 70 Kilogramm zusammenbekomme, müsste er sich schon mehr als zufrieden geben.

In Oberschopfheim wird die große Weinlese am 20. September beginnen. Erster Neuer Süßer wird bereits am 7. September gelesen. In der WG Oberschopfheim verteilen sich 55 Hektar Rebberg auf 45 Winzer.