Foto: Nachsorgeklinik

Zum Abschied verbreitete sich etwas Hoffnung – noch ist, wie berichtet, in Sachen Standortübungsplatz der Bundeswehr im Weißwald bei Tannheim das letzte Wort nicht gesprochen. Doch beim Besuch von Generalinspekteur Eberhard Zorn in der Klinik wurden weitere Details bekannt.

VS-Tannheim - Die Tannheim-Geschäftsführer Thomas Müller und Roland Wehrle zeigten sich nach einem dreistündigen Rundgang mit Zorn durch die Nachsorgeklinik sehr angetan, heißt es in einer Mitteilung. Sie betonten: "Wir sind nach dem heute Gesagten überzeugt, dass er alles unternimmt, um unsere Existenz zu sichern. Wir können unsere Nachsorgeklinik nicht verlegen, die Bundeswehr ihren Standortübungsplatz zwischen Brigachtal und Tannheim allerdings sehr wohl."

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Schicksale bewegen ihn

Mit Eberhard Zorn führten die beiden Tannheim-Geschäftsführer einen sehr menschlichen und äußerst interessierten Gast durch ihre Nachsorgeklinik, zeigt die Klinik weiter auf. Der Generalinspekteur habe sich überrascht gezeigt von der hohen Qualität und der Ganzheitlichkeit der Arbeit, die Tannheim leistet. Die schweren Patienten-Schicksale bewegten ihn sichtlich. Er räumte unumwunden ein: "Das habe ich so nicht erwartet."

Roland Wehrle und Thomas Müller sind sich einig: "Wir haben im Generalinspekteur eine Persönlichkeit angetroffen, die unsere Arbeit sehr schätzt." Im Gespräch mit Jochen Künzel, psychosozialer Leiter, Philipp Bludau, ärztlicher Leiter, sowie Stefan Weis, stellvertretender ärztlicher Leiter, erfuhr der ranghöchste deutsche Soldat die grundlegenden Fakten zur Arbeit der Nachsorgeklinik. Vor allem, wie dringend die schwer chronisch kranken Patienten die in Tannheim herrschende Stille für ihren Genesungsprozess benötigen.

Bisher verharmlost

Bisher verharmlost worden sei in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass im Waldgebiet zwischen Brigachtal und Tannheim jährlich bis zu 150 Übungen geplant sind – etliche davon nachts, informiert die Klinik. "Die dabei fallenden Schüsse und die von Übungsgranaten ausgelösten Detonationen würden die Arbeit der Nachsorgeklinik so gut wie unmöglich machen, die Patienten zutiefst erschrecken und beunruhigen", mahnt die Klinik. Die Verantwortlichen in Tannheim belegten diesbezüglich die besondere Situation ihrer Patienten mit konkreten Fällen.

Lärm wäre zu hören

Es sei nichts entschieden, man stehe erst am Beginn des Entscheidungsprozesses zum Standortübungsplatz, beschwichtigte der Generalinspekteur. Mit Entscheidungen sei frühestens im Sommer 2022 zu rechnen, dann lägen die Ergebnisse von Machbarkeits-, Umwelt- und Lärmschutzstudien vor. Was den Lärmschutz anbelangt, räumte der Generalinspekteur unumwunden ein, dass der Gefechtslärm trotz Übungsmunition in Tannheim mit großer Wahrscheinlichkeit zu hören sein würde.

Gebiet eignet sich

Noch am Vormittag hatte sich bei einer Besichtigung des möglichen Standortübungsplatzes und einer dortigen Übung alles entschiedener angehört, so die Mitteilung der Klinik. Eberhard Zorn habe dabei unterstrichen, dass sich dieses Waldgebiet grundsätzlich für Übungen eigne.

Wie der Generalinspekteur wohnten unter anderem der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei, Landrat Sven Hinterseh, Oberbürgermeister Jürgen Roth (Villingen-Schwenningen), Oberbürgermeister Erik Pauly (Donaueschingen), Bürgermeister Michael Schmitt (Brigachtal), die Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) sowie weitere Kreis- und Kommunalpolitiker und die beiden Tannheim-Geschäftsführer der Übung des Jägerbataillons 292 bei. Geschossen worden sei im Rahmen dieser ersten Übung noch nicht, eine Gefechtssituation soll jedoch nachgeholt werden, informiert die Klinik.

Ministerin entscheidet

Zum Abschluss seines Besuches habe Eberhard Zorn die Verantwortlichen in Tannheim gebeten, mit ihm in einem engem und vertrauensvollen Austausch zu bleiben. Entscheidend sei letztlich, in welche Richtung die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer tendiere.