Ehe, Scheidung und Kinder stehen in enger Verbindung miteinander. Foto: Sayuri I/ Shutterstock

Mancherorts scheint der Bund fürs Leben widerstandsfähiger zu sein als anderswo. Unsere Datenrecherche zeigt: Für Paare in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg scheint „der Bund fürs Leben“ besonders stabil zu sein.

Das „verflixte siebte Jahr“ wird der Rede nach vielen Paaren zum Verhängnis. Doch der Bund fürs Leben scheint in einer Region besonders stabil zu sein: Laut den neuesten Daten des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (Stala) ist die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg landesweit führend, wenn es um die Stabilität von Ehen geht.

 

In den Jahren 2020 bis 2023 wurden in den zugehörigen Landkreisen Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Rottweil im Durchschnitt nur 66 Ehen pro 10.000 bestehende Ehen geschieden. Damit hat die Region die geringste Scheidungshäufigkeit in ganz Baden-Württemberg.

Rottweil hatte 2023 die höchste Geburtenrate

Im Gegensatz dazu zeigen andere Regionen des Bundeslandes deutlich höhere Scheidungsraten. Besonders in den Regionen Rhein-Neckar und Hochrhein-Bodensee wird der Bund fürs Leben häufiger aufgelöst – mit jährlich 79 und 73 Scheidungen pro 10.000 Ehen liegen diese Regionen deutlich über dem Landesdurchschnitt (70,5).

Doch warum gibt es in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg so wenige Scheidungen? Eine klare Antwort gibt es nicht, aber ein Blick in weitere Zahlen der Statistiker zeigt: Ein Grund könnte die hohe Geburtenrate in der Region sein. Mit durchschnittlich 1,75 Kindern pro Frau liegt der Landkreis Rottweil 2023 an der Spitze der Geburtenstatistik. Auch die Landkreise Tuttlingen und Calw folgen mit 1,69 Kindern pro Frau dicht dahinter.

Kinder scheinen demnach eine stabilisierende Wirkung auf Ehen haben. Denn in Regionen mit deutlich höheren Scheidungsraten, wie etwa der Rhein-Neckar-Region, sind die Geburtenzahlen deutlich niedriger. Beispielsweise in Heidelberg, das zur Region Rhein-Neckar gehört: Dort wurden 2023 im Schnitt nur 0,94 Kinder pro Frau geboren – der niedrigste Wert im ganzen Land.

Die Ehe bleibt beliebt, doch es gibt auch „gefährliche“ Jahre

Ein weiterer Faktor könnte das Wohneigentum sein. Ehepaare, die sich eine Immobilie teilen, werden seltener geschieden als solche ohne eine gemeinsame Immobilie. Zudem scheint es, dass Ehen stabiler sind, wenn nicht beide Partner erwerbstätig sind. In Beziehungen, in denen beide arbeiten, kommt es häufiger zur Trennung, während in Haushalten mit nur einem Verdiener die Scheidungsquote niedriger ist.

Trotz der regionalen Unterschiede zieht das Statistische Landesamt eine insgesamt positive Bilanz. „Festzuhalten bleibt vor allem, dass in Baden-Württemberg die Scheidungshäufigkeit im vergangenen Jahrzehnt erfreulicherweise gesunken ist“, heißt es in einer Mitteilung. Die Ehe bleibt in Baden-Württemberg nach wie vor ein stabiles Familienkonstrukt.

Dies spiegelt sich auch in den Geburtenzahlen: Die Mehrheit der Kinder wird nach wie vor innerhalb einer Ehe geboren. Im Zollernalbkreis wurden beispielsweise 79 Prozent von insgesamt 1679 Neugeborenen im Jahr 2023 innerhalb einer Ehe geboren und nur 350 außerhalb. Ähnlich ist es im Ortenaukreis, wo rund 72 Prozent der Geburten innerhalb einer Ehe stattfinden.

Die Statistiken zeigen zudem, dass bestimmte Ehejahre besonders „gefährlich“ sind. Im Jahr 2023 war das achte Ehejahr das häufigste Jahr für eine Scheidung – 848 Paare in Baden-Württemberg trennten sich in dieser Zeit. Dicht dahinter liegt das „verflixte“ siebte Jahr mit 844 Scheidungen. Auch das neunte und sechste Ehejahr sind kritisch. Aber nicht nur junge Ehen scheitern: Bei jeder sechsten Scheidung hatten die Paare bereits das Jubiläum der Silberhochzeit hinter sich, also 25 gemeinsame Ehejahre.

Dennoch die Ehe ist die beliebteste Lebensform in Baden-Württemberg. Der Zensus 2022 zeigt, dass etwa 45 Prozent der Bevölkerung verheiratet sind. In jedem Landkreis des Landes übersteigt der Anteil der Verheirateten den der Ledigen, zu denen auch Kinder und Jugendliche gezählt werden.

Fest verankertes klassisches Familienmodell

Obwohl die Ehe weiterhin einen hohen Stellenwert genießt und Scheidungen tendenziell zurückgehen, zeigt sich, dass familiäre Stabilität oft regionalen Unterschieden unterliegt. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg scheint das klassische Familienmodell besonders fest verankert zu sein – vielleicht liegt es an den gemeinsamen Kindern, vielleicht am Wohneigentum oder an den tief verwurzelten Traditionen. Klar ist: Hier werden Ehen seltener geschieden als anderswo.