Die Unterführung am Birkenfelder Marktplatz wird von Passanten nur noch selten genutzt. Lieber wählen viele der Fußgänger den schnelleren Weg über die Straße. Foto: sb

Mulmiges Gefühl bei Gang durch Unterführung am Birkenfelder Marktplatz. Durchlass wegen neuer Straßenführung überholt.

Birkenfeld - Zur Bauzeit in den 70er-Jahren war es eine sinnvolle Investition, um die Fußgänger-Sicherheit rund um die stark befahrene Baumgartenstraße am Birkenfelder Marktplatz zu gewährleisten. Doch 40 Jahre später fristet die Unterführung nur noch ein trostloses Dasein.

Weil die Straße heute etwas anders verläuft und zudem eine Fußgängerinsel auf der Fahrbahn gebaut wurde, nutzt kaum noch ein Passant den Durchgang in der Tiefe.

"Wir können das Ding ja nicht einfach zuschütten", so Eugen Wacker. Eigentlich ist er in Birkenfeld für Hochbauangelegenheiten zuständig. Als langjähriger Gemeindeangestellter kennt er das Problem aus dem Effeff: "Besonders, wenn es dunkel ist, traut sich kaum noch jemand in dieses Angst-Loch. So etwas wird heutzutage nicht mehr gebaut." Das kann eine Birkenfelder Passantin nur unterstreichen: "Schon allein, wenn ich abends nach unten auf die Treppe starre, wird es mir mulmig." Vielleicht dachte sie dabei auch an den warnenden Fall einer 21-Jährigen, die Ende August 2013 in der Bahnhofs-Unterführung Remchingen-Singen nur um Haaresbreite einer Vergewaltigung entgangen war.

Einigermaßen frequentiert ist die Birkenfelder Unterführung nur in den Morgenstunden, wenn sich die Schüler aus dem südlichen Ortsteil zum Unterricht aufmachen. Das ist besonders dem Bürgermeister wichtig. "Wir weisen in jedem neuen Schuljahr explizit darauf hin, dass es gerade für Kinder und Jugendliche wesentlich ungefährlicher ist, die Unterführung zu benutzen, als oben über die Straße zu laufen", betont Martin Steiner, der gut damit leben kann, dass der Weg nach unten nur noch von wenigen Fußgängern benutzt wird. "Immerhin wird dadurch ein gewisser Sicherheiteffekt erzielt. Und so lange das so ist, sehe ich keinen Handlungsbedarf", fügt er hinzu. Ohnehin wären groß angelegte, bauliche Maßnahmen an der Unterführung, die einst als kleines Prestige-Objekt unter dem Alt-Bürgermeister Hermann Gross gebaut worden war, in jeder Art mit erheblichen Kosten verbunden.

Das weiß auch Markus Kühne, Tiefbauspezialist der Gemeinde. Im Lauf der Jahre sei an der Marktplatz-Unterführung öfter Hand angelegt worden, verrät er. Das reiche von der kompletten Isolierung der Deckensäumung über die Sanierung der Treppen und Toiletten bis zur Verstärkung der Beleuchtung. "Weil oben die Straßenführung aber wesentlich schmaler ist als früher, hat sich der Nutzen irgendwann erschöpft", so Kühne, der aber genau weiß, an welchem Tag des Jahres die Unterführung Hochkonjunktur hat: "An Silvester ist sie sehr beliebt, weil die Böller darin besonders laut knallen."

Das ist der Gemeindeverwaltung zwar ein Dorn im Auge, es wird aber ebenso stillschweigend geduldet wie die aktuelle Nutzungssituation. Im Übrigen glaubt unter den Birkenfeldern nicht nur Bürgermeister Martin Steiner daran, dass die Unterführung häufiger als gedacht in Anspruch genommen wird. "Als ich 2011 hierher gekommen bin, mussten wir beide Treppen für kurze Zeit sperren", erinnert sich der Schultes. Und er ergänzt: "Sie glauben nicht, wie viele Leute bei der Verwaltung angerufen und nach dem Warum gefragt haben."