Bei der Firma Müller Fleisch in Birkenfeld bei Pforzheim sind weitere mehr als 80 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. (Symbolfoto) Foto: Horth Rasur/Shutterstock

Mehr als ein Drittel der Belegschaft infiziert. Firma will "Pandemieplan 2.0" erarbeiten.

Birkenfeld - Bei der Firma Müller Fleisch in Birkenfeld bei Pforzheim sind weitere mehr als 80 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden.

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Damit steige die Zahl der Personen, die mit Covid-19 infiziert sind oder waren, auf rund 400, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Enzkreis am Dienstag. Das ist mehr als ein Drittel der Belegschaft von etwa 1100 Mitarbeitern. Die Ergebnisse hatte die Behörde am Montagabend veröffentlicht.

Müller Fleisch: 300 Menschen in Quarantäne

Eine ersten Testung der Belegschaft vor drei Wochen hatte bereits rund 300 Infizierte ergeben. Beim zweiten Durchgang waren nun die beim ersten Mal noch negativ getesteten Personen erneut untersucht worden. Mit Sicherheit werde es danach weitere Tests geben, sagte die Behördensprecherin. Umfang und Zeitpunkt stünden noch nicht fest.

Der FDP-Landesvorsitzende Michael Theurer forderte angesichts der Entwicklung flächendeckende Corona-Tests in allen Schlachthöfen. "Es ist doch absurd, dass es für die Bundesliga ein Hygiene- und Testkonzept gibt, aber nicht für die sichere Versorgung mit gesunden Nahrungsmitteln", sagte er. Auch in anderen Bundesländern gibt es inzwischen Corona-Ausbrücke in Schlachthöfen, etwa in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

150 Mitarbeiter genesen

"Müller Fleisch ist ein Traditionsunternehmen und hat seit jeher immer Verantwortung übernommen", sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Vorwürfe, die Mitarbeiter seien zu beengt in Sammelunterkünften untergebracht, beträfen Müller Fleisch selbst nicht. Vielmehr gehe es dabei um Mitarbeiter, die über Werkvertragsunternehmen angeheuert seien. Mit diesen sei man "im Gespräch über eine Neuordnung der Unterbringungsmöglichkeiten ihrer Beschäftigten".

In dem Birkenfelder Fleischwerk sind laut Landratsamt fast 150 Mitarbeiter inzwischen genesen. Das bedeutet, dass sie zwar wieder zur Arbeit dürfen. Sie unterliegen aber weiter der Betriebsquarantäne und dürfen sich nur zwischen Wohnung und Arbeitsstätte bewegen, wie die Sprecherin weiter erklärte. Schon am vergangenen Freitag habe das Landratsamt daher die Auflagen für den Betrieb verschärft und etwa die Einstellung neuer Mitarbeiter für einen Monat untersagt.

In Ausweichunterkünften untergebracht

Diejenigen infizierten Mitarbeiter, die in beengten Wohnverhältnissen lebten, sind vom Landratsamt seit einiger Zeit in Ausweichunterkünften untergebracht. Laut der Sprecherin war eine Schließung des Unternehmens - auch in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt - geprüft, aber verworfen worden. Dafür gebe es keine rechtliche Handhabe, solange die Firma sich an die Auflagen halte.

Müller Fleisch will nun einen "Pandemieplan 2.0" erarbeiten. Man rechne damit, dass ein neues, mit Behörden und externen Experten abgestimmtes Konzept Wirkung zeige, hieß es von dem Unternehmen.