Rafy Ahmed. Foto: Morotai

Rafy Ahmed war vor zwei Jahren bei "Die Höhle der Löwen" dabei. "Morotai" entwickelt sich weiter.

Birkenfeld - Vor zwei Jahren gelang dem Sportbekleidungshersteller "Morotai" der Durchbruch. Bei der TV-Show "Die Höhle der Löwen" stellte der Gründer Rafy Ahmed seine Idee vor – und begeisterte die Unternehmerin Dagmar Wöhrl für seine Idee. Kurz vor dem Beginn der neuen Staffel erinnert sich Ahmed zurück.

Rafy Ahmed nimmt an einem großen Holztisch in seinen Büroräumen in Birkenfeld Platz. Daneben, an einem Bartresen, steht ein Kochtopf. "Wir haben kürzlich zusammen gekocht hier", grinst er. Der 30-Jährige trägt kurze, lässige Sporthosen, ein Shirt und eine Cap von "Morotai", seiner eigenen Sportbekleidungsmarke.

"Am Anfang wahnsinnig aufgeregt"

Den Durchbruch mit seinem Unternehmen schaffte er vor zwei Jahren. Damals war seine Idee erst wenige Monate alt, als er bei der TV-Gründershow "Die Höhle der Löwen" teilnahm. Dabei stellen Gründer ihre Start-ups oder ihre Ideen vor einer Reihe potenzieller Investoren vor. Gefällt einem oder mehreren das Konzept, haben sie die Möglichkeit, in die jungen Firmen zu investieren und sich dafür Anteile daran zu sichern. Ahmed, damals 28 Jahre alt, trat gemeinsam mit drei Kollegen auf, unter ihnen Mitbegründer Waldemar Wenzel. "Ich war am Anfang wahnsinnig aufgeregt", erzählt Ahmed. "Heute würde ich die Investoren wahrscheinlich vollquatschen ohne Ende."

Trotz anfänglicher Nervosität überzeugten die jungen Männer mit ihrer Präsentation sowohl den Geschäftsführer der Firma "DS Produkte", Ralf Dümmel, als auch Dagmar Wöhrl, ihres Zeichens Unternehmerin und Politikerin (CSU). Zu einem Deal kam es schließlich mit Wöhrl. "Sie hat sich sehr gefreut und uns umarmt", erinnert sich Ahmed.

"Und die Zusammenarbeit hat super funktioniert." Noch immer habe er regelmäßig Kontakt mit der Investorin, vor allem wenn Fragen auftreten. "Erst neulich ist sie hier gewesen."

Tipp: Nicht auf dem Ruhm ausruhen

Einmal im Jahr richtet die Familie Wöhrl einen Gründer-Workshop aus, an dem Vertreter derjenigen Firmen teilnehmen können, an denen sie beteiligt ist. Dabei hat Ahmed auch Kontakte zu anderen Gründern geknüpft. Seine Erfahrung: "Nur wenige schaffen es langfristig, erfolgreich zu sein." Nach der Show folge erfahrungsgemäß der Hype. "Alle bestellen wie verrückt, man ist ausverkauft." Doch irgendwann wird es ruhiger. "Und dann muss man schauen, wie man das Unternehmen am Laufen hält", sagt Ahmed. Viele würden den Fehler machen, sich auf den Ruhm, der durch die Show kommt, auszuruhen. "Aber damit ist es nicht getan. Man muss eine eigenständige Marke werden, keine ›Höhle der Löwen‹-Marke", betont der heute 30-Jährige.

Sein Markenkern: Modische Sportkleidung – Pullover, Leggins, Laufhosen, Bademode, Jacken – in gedeckten Farben, stylish, durchdacht. "Wir wollen selbst- und modebewusste Leute ansprechen, die nicht Mainstream sind." Das Alter sei dabei egal. Auf die Idee dazu gekommen ist Ahmed direkt nach seinem Studium des Modedesigns in Pforzheim. "Ich war schon immer sportlich und mag Mode", sagt er. Also habe er das einfach kombiniert. Frei nach dem Motto: "Nicht lange überlegen, einfach machen." Bei einer Asienreise wurde der Gründer auf die indonesische Insel Morotai aufmerksam. Der Legende nach wurde sie im Zweiten Weltkrieg von einem einzigen Krieger verteidigt. Eine Inspiration für Ahmed. "Es ist ein vielsagender Name, der etwas Kriegerisches hat", findet er. Der Gründer mit pakistanischen Wurzeln entwirft ein Logo, entwickelt erste Designs. Und steht schon neun Monate später mit seinem Start-up vor den Investoren in der "Höhle der Löwen".

Auch die neue Staffel, die am Dienstag, 3. September, startet, wird er verfolgen. "Man schaut es jetzt ganz anders an. Aber es ist immer noch spannend." Bedauerlich, meint Ahmed, sei jedoch die Entwicklung, dass es immer weniger Gründer gebe. "Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass man hier einen guten Arbeitsmarkt hat. In anderen Ländern gründet man aus der Not heraus", überlegt Ahmed. Zudem sei für Deutsche das Thema Sicherheit wichtig – das Gründen aber sei mit Risiken verbunden. "Da stellt sich einfach die Frage, was erwartet man vom Leben?" Gründer erwartet zunächst vor allem eines: Bürokratie. "Das nimmt so ein bisschen die Magie raus", findet der 30-Jährige. Das Thema Start-ups sei noch recht neu in Deutschland, auch für Banken – da müsse sich noch einiges tun, ist Ahmed überzeugt. "Denn man braucht Leute, die Mut haben zu gründen."

Logo kreiert

Bei ihm und seiner Firma ist inzwischen Ruhe eingekehrt. Der in Stuttgart aufgewachsene Unternehmer ist zufrieden. "Wir sind gefestigt. Man kennt die Aufgaben, die auf einen zukommen", sagt er. "Es kann einen nichts mehr so schnell umhauen." Und doch entwickle man sich stetig weiter. So ist zum Beispiel die Expansion in skandinavische Länder und Estland geplant. Der Verkauf läuft etwa zur Hälfte online (der Versand erfolgt aus dem Lager im tschechischen Pilsen), zur anderen Hälfte im stationären Einzelhandel. In insgesamt 80 Filialen von Breuninger, Intersport und weiteren Ketten ist "Morotai" gelistet.

Elf Mitarbeiter hat das Start-up in Birkenfeld – für Marketing, Design, Verwaltung und Co. Produziert wird in Pakistan. Zwischenzeitlich waren es rund 20 Mitarbeiter im Hauptsitz der Firma. Unter anderem wegen des besagten nachlassenden Hypes habe man aber wieder herunterstufen müssen, räumt Ahmed ein. "Aber der Kern ist geblieben."

Die Designs der neuen Kollektionen, von der erst jüngst eine erschienen ist, macht Ahmed nicht mehr allein. Zu viel andere Aufgaben fallen an, sodass die Mode an sich nur noch rund 30 Prozent seines Jobs ausmacht. Im Team werden gemeinsam Ideen gesammelt und an den Entwürfen gefeilt. Von der ersten Zeichnung bis zur fertigen Kollektion vergehen rund sieben Monate, erklärt der 30-Jährige. Da ist gute Planung gefragt, auch was die Stückzahlen anbelangt. Ist ein Kleidungsstück ausverkauft, dauert es ebenfalls Monate, bis es wieder produziert und erhältlich ist. "Es ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn was gut läuft und es dann nicht mehr bestellt werden kann." Alles schon passiert, auch bei "Morotai".

Gründer gibt Erfahrungen weiter

Eben jene lehrreichen Erfahrungen gibt der Gründer Studenten der International School of Management in Stuttgart mit auf den Weg. Einst als Gastdozent gestartet, übernimmt der "Morotai-Mann" inzwischen vier Vorlesungen, in denen es vor allem um Management und Branding, also das Entwickeln einer Marke geht. Ahmed kann aus der Praxis erzählen, was auch die Studenten zu schätzen wissen. Der Gründer selbst hat eine Menge Spaß dabei. "Das ist eine richtige Herzensangelegenheit von mir", schwärmt er.

Ebenso wie seine Sportkleidung, die an etlichen Ständern im Flur, im Vorraum und natürlich in dem kleinen Lagerraum in Birkenfeld hängt. Plakate mit Ahmeds Konterfei hängen an den Wänden. Der Geschäftsführer und Gründer steht auch selbst als Model vor der Kamera. Er lebt den Traum eines Gründers. Klein anfangen, groß rauskommen. Oder, wie Rafy Ahmed auf seinem Instagram-Profil schreibt: Jeder große Traum beginnt mit einem Träumer.