Ein Magnet für alle Generationen war am Sonntag das Quartierspicknick im Birk-Areal. Foto: Kohler

Das Quartierpicknick im Birk-Areal wurde am Tag der Städtebauförderung zu einem Anzugsmagneten für alle Generationen.

„Das Birk-Areal ist neben dem Rathaus eines der größten Projekte, das wir in Trossingen mit Hilfe der Städtebauförderung anpacken können – es ist ein echtes Schlüsselprojekt“, erklärt Bürgermeisterstellvertreter Gustav Betzler

 

Hier werde gezeigt, wieviel möglich sei, wenn Fördergelder sinnvoll eingesetzt und mit Engagement vor Ort verbunden werden. „Was hier vor Jahren noch eine drohende Gewerbebrache war, wird nun zu einem Ort des Wohnens, des Arbeitens und der Begegnung.“ Es sei kein Quartier vom Reißbrett, „sondern ein echtes Stück Trossingen“.

Es sei nicht das bloße Bauen, sondern die Lebensqualität von Menschen, Lebensräume, die entstehen und die Förderung der Nachverdichtung. „Insgesamt flossen über 2,4 Millionen Euro in das Sanierungsgebiet Löhrstraße und als „Außenbezirk“ weitere 822 000 Euro in die Erlebniswiese, wo das Jugendreferat seine neue Heimat gefunden hat.“

2024 sei die Zusage vom Land gekommen, dass die Stadt Trossingen weitere 1,3 Millionen Euro für dieses Sanierungsgebiet bekomme „hauptsächlich für die Erweiterung des Rathauses und den Kauf der Hans-Neipp-Anlage.

Viele Projektideen umgesetzt

Stefan Gsellinger, der eigentliche Initiator des Birk-Areals, blickte ins Jahr 2017, als alles begann und die Frage aufkam „Was könnte passieren, wenn Herr Birk, der Inhaber der Kartonagen-Fabrik Birk, in den Ruhestand geht?“ Bereits das Hohner-Areal konnte dank bürgerschaftlichem Engagement gerettet werden. „Es gab Überlegungen einer Genossenschaft, kauft es ein Investor oder, oder“, so Gsellinger. Es habe in den vergangenen Jahren Irrungen und Verwirrungen gegeben, doch mit der „Baugruppe“ konnte vieles von der Projektidee umgesetzt werden.

Stadt wichtiger Akteur

Die Stadt Trossingen sei dabei ein wichtiger Akteur geworden für die Synchronisierung von Bauamt, Denkmalamt und Förderungen „um alles unter einen Hut zu bekommen“. Deshalb sei heute die Stadt der Veranstalter des Quartierpicknicks „und wir richten das Fest aus“, denn es gehe darum mit allen Leute etwas zu gestalten. So bleibe der Garten erhalten für die Baugruppe und werde heute für alle geöffnet.

Die Gäste strömten in Scharen, viele kamen mit den Fahrrädern und hatten ihre Picknickkörbe dabei, um mit der Familie den Muttertag gemeinsam unter den schattigen großen Bäumen des Birk-Areals zu genießen. Einige wenige nahmen das Angebot an, selbst zu grillen.

Beim Picknick bestens versorgt

Hungern musste aber niemand, denn Marc Molsner und einige Jugendliche des Stadtjugendreferats grillten insgesamt 200 Würste, servierten Raclette-Brot und sorgten für Getränke. „Der Erlös vom heutigen Tage ist für die Gruppe, die heute arbeitet, für einen Ausflug bestimmt“, so der Stadtjugendreferent.

Für die musikalische Unterhaltung zuständig waren zunächst Matthias Anton und Olaf Taranczewski, am späteren Mittag dann sorgte Karl Koch’s Tubong für laute Töne mit Groovy Classic Jazz. Neben einer Spielstraße für die Kinder im Garten, war es mittags die „kleinste Zauberbühne der Welt“, die kleinen und großen Gästen riesen Spaß bescherte.

Viele Fotos zu sehen

Im ehemaligen Heizkeller des Birk-Areals, der später zur Veranstaltungsbühne wird, gab es jede Menge Fotos der letzten acht Jahre zu sehen, aber auch ein kleiner Film über die ehemalige Kartonagenfabrik Birk.

Führungen im Birk-Areal Auf sehr große Resonanz stießen die stündlichen Rundgänge durch das Areal, bei denen die Besucher von Stefan Gsellinger und Thomas Klotz alles Wissenswerte rund um die Sanierung der Gebäude erfuhren. So wird das Gebäude Löhrstraße 6 abgebrochen. „Dieses Gebäude ist aufgrund des bereits seit Jahrzehnten vorhandenen Hausschwammes nicht sanierungsfähig“, so Gsellinger mit Blick auf eine entstehende Grünfläche, so dass das Ensemble eine neue städtebauliche Ordnung bekomme.

Es gibt 23 Einheiten für Wohnen und Gewerbe. Insgesamt werden, so Stefan Gsellinger acht Millionen Euro investiert, davon sechs Millionen Baukosten. Für Architekt Mehmet Kahraman sei es durchweg eine große Herausforderung, um den Bauherren, die sich aus allen Generationen zusammensetzen, gerecht zu werden.

Bei den Führungen über das Areal und durch die Gebäude ist viel zu erfahren. Foto: Ingrid Kohler

Mit den Sanierungskosten für die alten Gebäude aus den Jahren 1901 bis 1927 liege man nahezu an Neubaukosten. Ein riesen Kostenpunkt seien dabei die Fenster, die aufgrund des Denkmalschutzes zumindest teilweise, wenn ihr Zustand es zulässt, erhalten und saniert werden müssen, denn „ein neues Fenster kostet etwa ein Drittel des Preises der Sanierungskosten für ein altes Fenster“. Insgesamt sei bis auf zwei Ateliers keine Einheit gleich wie die andere „Jeder Bauherr ist halt ein bisschen verrückt und hat andere Wünsche“, so Stefan Gsellinger.

Acht Einheiten bewohnt

Bis auf das Dachgeschoss, wo früher das Atelier Martin Werner beheimatet war, gibt es keine Innendämmung der Wände. Eine Außendämmung ist aufgrund des Denkmalschutzes auch nicht möglich. Alle 23 Einheiten, von denen inzwischen acht bewohnt sind, werden über die Nahwärme der Stadt Trossingen versorgt. Lediglich eine Einheit ist jetzt noch zu haben, nämlich das ehemalige historische Büro am Eingang in der Löhrstraße 8, das ursprünglich Büro bleiben sollte, jetzt aber als Wohneinheit genehmigt wurde.