Egal ob Winterbaden oder Atemübungen im Kuppelraum des Solemar: Die Wim-Hof-Methoden sind wie geschaffen für Bad Dürrheim. Deshalb soll hier die erste Biohacking-Destination in Deutschland entstehen. Foto: Tobias Ackermann

Kur und Bäder GmbH plant erste Destination in Deutschland. "Wie eine Neuerfindung des Kneippens."

In Bad Dürrheim bricht ein neues Zeitalter an: Die Kur und Bäder GmbH will den Kurort als erste Destination für den neuen Gesundheitstrend Biohacking etablieren. Damit soll der gesamte Gesundheitssektor auf ein neues aber auch jüngeres Level gehoben werden.

Bad Dürrheim - Es geht um Baden in einem acht Grad kalten Fluss, neue Atemmethoden oder und regionale Superfoods: Bad Dürrheim soll der neue Hotspot für Biohacking in Deutschland werden. Doch was hat es überhaupt damit auf sich? Markus Spettel, der Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH Bad Dürrheim: "Das ist wie eine Neuerfindung des Kneippthemas – eigentlich war Sebastian Kneipp der erste Biohacker!"

Wie das Biohacking konkret aussehen könnte, das haben die ersten Mitarbeiter der Kur und Bäder unter Anleitung der Biohacking-Expertin Wiebke Dirks, die die Dürrheimer für das Projekt mit ins Boot geholt haben, am eigenen Leib erfahren. "Wir haben die Kollegen in kalte Wasser mitgenommen und waren in einem acht Grad kalten Fluss baden", so Dirks.

Auch Eisbäder gehören dazu

Denn Teil dieses Gesundheitstrends, bei dem es unter anderem darum geht, sich durch wissenschaftlich anerkannte Atemtechniken und Kältetrainings gesünder, wohler und leistungsfähiger zu fühlen, seien auch Kältereize. Als Vorbild dient dabei unter anderem die Wim-Hof-Methode, die nach dem gleichnamigen Extremsportler benannt ist. "Er hat Eisbäder genommen, um gesünder zu werden."

International gebe es derzeit eine Bewegung rund um Biohacking, die sich insbesondere in den sozialen Kanälen formiert, "wir wollen nun aber die erste Biohacking-Destination in Deutschland werden", erklärt Spettel. Damit solle ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen werden, um gestärkt aus der derzeitigen Krise herauszutreten und gleichzeitig Bad Dürrheim für eine junge Zielgruppe interessanter zu machen. "Biohacking Bad Dürrheim" soll sogar als neue Marke der Kurstadt etabliert werden.

Dass ausgerechnet hier die Heimat von Biohacking entstehen soll, ist derweil kein Zufall, wie Spettel, Dirks und auch Projektleiterin Beate Proske von der Kur und Bäder betonen. Denn um Biohacking für sich zu erfahren, könne man sich als Interessierter an den vorhandenen Ressourcen bedienen.

Weiter denken

Um die Atemwege zu stärken, mentale und körperliche Leistungsfähigkeit zu erreichen aber auch Burnouts vorzubeugen stehen Sole, Waldbaden, heilklimatische Verhältnisse kombiniert mit speziellen Behandlungen und Trainings zur Verfügung. So könne für die Wim-Hof-Atemübung auch der Kuppelraum im Solemar oder das Gradierwerk genutzt werden. Die jahrzehntelange Kompetenz des Kur- und Rehastandortes Bad Dürrheim in den Bereichen Atemgesundheit, Stressmanagement und Resilienz sowie körperlicher Leistungsfähigkeit würden dafür sorgen, dass sich Bad Dürrheim als Biohacking-Destination geradezu aufdrängt. Diese Kompetenzbereiche sollen nun ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang werden im kommenden Jahr zwei neue Pfade eröffnet.

Die Kur und Bäder denkt aber noch größer – und über den Grenzen der Gesundheitseinrichtungen hinweg. So ist in einem Jahr ein großer Biohacking-Kongress geplant, eingebunden werden sollen aber auch Einzelhandel sowie Gastronomie vor Ort – letzte insbesondere, wenn es um regionale Superfoods, also Lebensmittel mit Gesundheitsvorteilen geht. "Biohacking wird in vielfacher Hinsicht stattfinden", so Spettel.

In diese Neupositionierung des Kur- und Heilbädergedankens soll demnach die gesamte Stadt inklusive der Teilorte mit einbezogen werden. Als Beispiel dienen hier unter anderem auch die Schlaffässer am Sunthauser See.

Ein wichtiger Bestandteil sei darüber hinaus die Internetplattform Biohacking-bd.com, über die sich eine internationale Community aufbauen soll. Der Großteil des Inhalts dort sei Inspiration und Wissen zu den Methoden und deren Anwendung. Das Jahr 2021 soll als Startschuss in das neue Zeitalter gelten – in diesem Jahr soll gleichzeitig 200 Jahre Kneipp gefeiert werden. Begangen wird dieses besondere Jubiläum in Bad Dürrheim nun mit der Revolution seiner Methoden.

Das bedeutet Biohacking:

Als "Biohacking" wird die Kunst und Wissenschaft bezeichnet, das eigene Potenzial körperlich, geistig und emotional zu leben. Biohacker interessieren sich für wissenschaftliche Studien und testen neue Möglichkeiten mit Trackern und anderen Messinstrumenten selbst. Wie ein "mündiger Patient" informieren und finden sie – am besten schon bevor sie krank werden – den besten Weg für ihren individuellen Körper und ihre persönliche Lebenssituation. Unter dem natürlichen Biohacking versteht man unter anderem das Nutzen von Natureffekten, Kältereizen und Atemtraining.