Das Unternehmen Müller Teambau präpariert eine Stelle bei der Seebühne, damit dort künftig die Eisbadenden in den Salinensee steigen können. Foto: Kur und Bäder

Der eine oder andere mag sich gefragt haben, ob das Strandbad wieder eröffnet, als er kürzlich die Bagger am Salinensee sah, doch weit gefehlt: Es wird zwar gebadet, aber dazu ist kaltes Wasser notwendig – gebaggert wurde für die Biohacker.

 
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Bad Dürrheim - Gesundheit ist eine Kernkompetenz in Bad Dürrheim und hier muss man sich durchaus auch neu erfinden, oder wie in diesem Fall für eine im wachsen begriffene Bewegung eine Heimat bieten. Dass Eisbaden momentan im Trend liegt, hilft zwar dem Vorhaben, die Biohacker nach Bad Dürrheim zu bringen, Beate Proske, Projektleiterin bei der Kur und Bäder GmbH, will es jedoch nicht als Trend verstanden wissen. "Je länger man sich damit beschäftigt, desto reizvoller wird es", verspricht sie.

Bisherige Eismeditationen ausgebucht

Die Workshops zum Eisbaden, oder wie es im Fachjargon genannt wird, zur Eismeditation, waren in diesem Winter nach Auskunft von Beate Proske ausgebucht. Sie zeigt sich überrascht, wie sehr es angenommen wird. Die nächsten kalten Bäder finden am 20. März und am 3. April statt, danach ist bis zur Herbst-Winter-Saison nichts mehr diesbezüglich, da das Wasser zu warm werde und die Thermogenese nicht mehr funktioniere. So nennt man den Vorgang, bei dem der Körper Wärme durch Stoffwechselaktivität produziert.

Das beauftragte Unternehmen Müller Teambau baggerte nun am Salinensee zwischen der Seebühne und der Anlegestelle für die Boote. Dort befindet sich zudem die Kneipptretstelle, und deren Geländer ist von den kalt badenden Biohackern ebenfalls nutzbar bei ihrem Weg ins Wasser. Die Stelle wurde soweit ausgebaggert, dass das Eisbaden für jeden machbar ist, auch für Personen mit Gelenkproblemen in Knie und Hüfte. Der Boden der ausgebaggerten Stelle füllte man mit Rollkies auf, so steht man nicht auf dem Schlamm. Abgesprochen wurde die Aktion mit der Stadt Bad Dürrheim.

Wie Hochleistungssport

Bei der Eismeditation sind grundsätzlich zwei Trainer dabei, erläutert Beate Proske, und die Badewilligen werden maximal zwei Minuten im Wasser gelassen – aus Sicherheitsgründen. Auch müssen die Teilnehmer ein entsprechendes Dokument unterschreiben als Gesundheitsdeklaration. Die Teilnehmer sollen wissen, dass damit nicht zu spaßen ist. Vom Gefühl her beschreibt sie, sei es zwar erst kalt, das Wärmegefühl – das durch die Thermogenese entsteht – stelle sich doch bald ein. Doch warnt die Projektleiterin davor, unvorbereitet an so etwas teilzunehmen. Deswegen zeigt sie sich alles andere als glücklich darüber, wenn in Magazinen jeglicher Colour der Sprung ins kalte Wasser beschworen wird. "Das ist für das Herz-Kreislaufsystem Hochleistungssport." Priorität habe beim Biohacking-Eisbaden ein achtsames und behutsames Vorgehen, das wird im Interview mit ihr immer wieder deutlich. Beispielsweise könne man sich zu Hause vorbereiten, führt sie aus. Beim Duschen kann man sich langsam an das kalte Wasser rantasten oder barfuß über eine gefrorene Wiese laufen.

Mehr als nur Eisbaden

Beim Biohacking geht es jedoch um mehr, als mit Eisbädern das Immunsystem anzukurbeln. Es geht um Atemmethoden, regionale so genannte "Superfoods", Waldbaden und um alles, was Bad Dürrheim sowieso schon bietet: Heilklima, Solebäder und vieles mehr. Im Grund war Gesundheitspfarrer Kneipp der erste Biohacker.

Und um Bad Dürrheim so richtig bekannt zu machen in der jungen Biohacker-Szene ist für die Interessieren vom 28. bis 30 Oktober ein Kongress geplant, und da können sich die Teilnehmer fast sicher sein: Ende Oktober dürfte das Bad im Salinensee wieder so erfrischend sein, dass auch die Thermogenese wieder funktioniert.